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FC Münsingen: "Wie man es macht, ist es falsch"

Während in der Super League die ganze Zeit Fussball gespielt wurde, waren die Vereine der unteren Ligen im Lockdown. Wir wollten vom FC Münsingen wissen, wie er durch die Pandemie kommt. Am schwierigsten war der Umgang mit den Eltern.

Andreas Zwahlen, Präsident des FC Münsingen. (Bild: zvg)

BERN-OST: Andreas Zwahlen, Sie sind Präsident des FC Münsingen. Wie ist der Club durch die Corona-Krise gekommen?

Andreas Zwahlen: "Finanziell geht es gut. Wir sind ein bodenständiger, stabiler Verein. Aber es geht uns nicht gut, weil wir nicht Fussball spielen können."

 

Der FC Münsingen finanziert sich durch Mitgliederbeiträge, Einnahmen des Clubrestaurants und Sponsor*innen. Haben die Sponsor*innen trotz Pandemie den Club unterstützt?

"Wir haben dermassen treue und gute Sponsor*innen. Das ist für mich überwältigend. Unsere Hauptsponsorin, die CTA AG, hat mir gesagt, wir hätten eine Beziehung in guten wie in schlechten Zeiten. Wir hatten Cup-Kampagnen, da war die CTA AG im Fernsehen dank uns. Und auch jetzt, wenn es schlechter geht, steht sie hinter uns.

 

Es gibt vereinzelte Firmen, die abhängig sind vom Event- und Anlassbereich, für die ist es schwieriger. Aber dafür haben wir Verständnis."

 

Wie stark spüren Sie die Ausfälle von Clubrestaurant und Matcheinnahmen?

"Ganz klar spüren wir das. Wir können auch keine Sponsor*innenläufe oder Turniere organisieren. Wenn bei uns Fussball gespielt wird, ist die Clubbeiz offen. Diese Einnahmen fehlen uns seit letztem Jahr. Aber sie sind nicht matchentscheidend."

 

Also konnten Sie die Spieler*innenlöhne auch während des Lockdowns bezahlen?

"Die Spieler der 1. Mannschaft erhalten eine Spesenentschädigung, keinen Lohn. Das sind alles Amateurfussballer, obschon wir in der dritthöchsten Liga (Promotion League) der Schweiz spielen. Viele Clubs in unserer Liga, wie die U21-Teams von Zürich, Basel oder Sion, haben professionelle Strukturen mit jungen Profis. Clubs wie Bellinzona, Rapperswil oder Yverdon wollen in die Challenge League aufsteigen.

 

Wir kämpfen gegen Clubs, die ein Mehrfaches unseres Budgets haben. Die einzige Möglichkeit wäre, das Budget zu erhöhen. Dann hätten wir Spieler*innen, die nur wegen des Geldes kommen. Das wollen wir nicht. Wir wollen Leute mit Bezug zu Münsingen. Wir wollen auch nicht aufsteigen. Viele unserer Spieler arbeiten voll. Training und Spiele sind abends und am Wochenende."

 

Was war am schwierigsten?

"Die Schwierigkeit war: Wir wurden oft kritisiert. Wenn wir das Training der Junior*innen abgesagt haben, griffen uns die Eltern an. Sie verstanden nicht, warum die Junior*innen nicht trainieren können. Da ging es für uns auch darum, Trainer, die ehrenamtlich arbeiten, vor einer Ansteckung zu schützen. Das Risiko war einfach zu gross.

 

Wir sagten uns dann auch: Die Zukunft des Schweizer Fussballs hängt nicht vom Training der D-Junior*innen ab. Deshalb haben wir den Betrieb eingestellt. Das war gegen den Fussball, aber für die Gesundheit. Als wir entschieden, dass wieder trainiert werden kann, passierte dasselbe. Wie man es macht, ist es falsch. Der Frust der Leute war extrem spürbar."

 

Wie kam es bei Ihnen an, dass in der Super League gespielt wird?

"Den Sport ganz abstellen geht nicht. Ich denke es war richtig, es geht halt um viel Geld. Die sollen spielen können, um Geld zu verdienen."

 

Wann geht es auch in den unteren Ligen weiter?

"Der Kanton Zürich hat noch ein Verbot, deshalb kann in der Promotion League noch nicht gespielt werden. Wir haben erst die Erlaubnis für Trainings- und Freundschaftsspiele. Zurzeit wissen wir nicht, wann und wie es weitergeht."

 


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 16.03.2021
Geändert: 16.03.2021
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