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Figurenspieltherapie: Wenn Worte nicht reichen

An der Niesenstrasse in Grosshöchstetten eröffnet Mirjam Steiner ihre erste Praxis. Mit ihrer Arbeit als Figurenspieltherapeutin will sie ihre eigene Erfahrung weitergeben. Sie möchte den Klient:innen den Raum geben, in eine Welt abzutauchen, in der alles möglich ist.

Mirjam Steiner mit einer ihrer Figuren vor der neuen Praxis. (Bild: Pascale Groschel)
Gespielt werden kann an vielen Orten, die Bühne bietet dafür eine Möglichkeit. (Bild: Pascale Groschel)
Die meisten Puppen hat die Therapeutin selbst hergestellt. (Bild: Pascale Groschel)
Die Puppen werden in der eigenen Werkstatt erstellt. (Bild: Pascale Groschel)

Durch ihren Sohn, der viele Spitalaufenthalte hatte, hat die vierfache Mutter aus Konolfingen erfahren, wie hilfreich die Figurenspieltherapie sein kann. «Sofort, als ich diese Welt sah, wusste ich, das ist meine Welt, da will ich mich vertiefen», erzählt Mirjam Steiner, «es hat meinem Sohn so gutgetan, ich möchte dies weitergeben.» Nach drei Jahren Ausbildung zur Figurenspieltherapeutin FFT begrüsst Steiner nun Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene in ihrer eigenen Praxis.

 

Ein Raum, in dem alle Gefühl Platz haben

Bei der Figurenspieltherapie werde mit Kopf und Herz gespielt. «Dabei muss nichts in Worte gefasst werden, sondern kann durchs Spiel ausgedrückt werden.» Steiner erklärt dies folgendermassen: «Das Innere wird auf eine Bühne gebracht, wenn es sonst nicht ausgedrückt werden kann. Es ist eine Welt, in der alles möglich ist. Eine Giraffe kann auf dem Baum sitzen, eine Katze kann bellen. Vielleicht finden die Klientinnen einen sicheren Ort in ihrer Fantasiewelt. Ich biete einen wertfreien Raum an, wo alle Emotionen Platz haben. In Situationen, die zu belastend sind, zum Beispiel bei Traumata, kann im Notfall die Figur einfach abgelegt werden.»

 

Eine Bühne für alle

Die Figurenspieltherapie ist eine psychotherapeutisch orientierte Kunsttherapieform. Die Therapie eigne sich für Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene und Senior:innen. «Das therapeutische Figurenspiel kann unterstützend und heilsam wirken bei Verhaltensauffälligkeiten. Zudem auch in oder nach schwierigen Lebenssituationen, bei Traumata oder niedrigem Selbstwertgefühl», so Steiner. Mit ihrem transportablen Figurenspieltherapiekoffer bietet sie Haus-, Heim- und Spitalbesuche an. Zum Beispiel für dement erkrankte Menschen oder kognitiv beeinträchtige Personen. 

 

Es wird gespielt

Bevor eine Therapie startet, lädt Steiner die zu behandelnde Person zum Kennenlernen ein. Zu Beginn einer Therapiestunde darf sie drei Figuren und Requisiten auswählen, mit denen sie starten möchte. Anschliessend bestimmt die Klientin, was gespielt wird, welche Spielrolle die Therapeutin übernimmt und was sie tun soll. Während des Spielens begleitet Steiner die Spielsituationen und fragt bei auffälligen Spielsituationen nach.

 

Für jede Situation die passende Puppe

Mit über 40 verschiedenen Puppen in allen Grössen und vielen Requisiten ist Steiner auf einiges vorbereitet. Es sei auch möglich, eine Figur selbst zu gestalten. «Während dieses Prozesses können innere Anteile zum Ausdruck gebracht werden», erklärt die Therapeutin. In ihrer Praxis hat Steiner dafür eine kleine Werkstatt, wo sie die meisten Puppen selbst herstellt. Nebst den Puppen stehen den Klient:innen allerlei Requisiten zur Verfügung sowie verschiedene Materialien. Wer sich mit den Puppen nicht identifizierten könne, habe die Möglichkeit auch andere Figuren zu wählen. Dies können zum Beispiel Legofiguren, Plüschtiere oder auch Schleichfiguren sein.

 

[i] Die Praxis ist eben eröffnet worden. Weitere Informationen und die Kontaktdaten finden Sie hier auf der Webseite.

 

[i] Die Ausbildung zur Figurenspieltherapeut:in FFT dauert drei Jahre. Während der Ausbildung wird unter anderem das Handwerk erlernt, psychologische und schulmedizinische Grundlagen erworben und Selbsterfahrungen gemacht. Während der Ausbildung wird ein:e Klient:in begleitet, der Prozess dokumentiert und eine Arbeit darübergeschrieben.

 

[i] Viele Zusatzversicherungen der Krankenkassen übernehmen die Kosten, wenn die Therapeutin oder der Therapeut eine Krankenkassen-Anerkennung hat.  Die Kosten einer Figurenspieltherapie belaufen sich auf 90 bis 120 Franken pro Sitzung.


Autor:in
Pascale Groschel, pascale.groschel@bern-ost.ch
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Erstellt: 08.08.2023
Geändert: 08.08.2023
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