• Region

Fusion der Feuerwehren - Ein Nein wäre eine Überraschung

Quelle
Berner Zeitung BZ

In Langnau, Rüderswil, Lauperswil, Signau und Bowil wird am Montagabend über die Fusion der Feuerwehren abgestimmt. In den Gemeinden gibt man sich optimistisch. Hie und da wird jedoch befürchtet, dass es in Signau zu Widerstand kommen könnte.

8cbe6f86567985ec4c8136e92c66e975.jpg
8cbe6f86567985ec4c8136e92c66e975.jpg
Die Feuerwehren aus Lauperswil und Rüderswil üben gemeinsam den Ernstfall. Bilden die beiden Feuerwehren zusammenmit denjenigen aus Langnau, Signau und Bowil bald eine Einheit? (Bild: Hans Wüthrich, BZ)

Der kommende Montag ist für einige Oberemmentaler Feuerwehren der Tag der Wahrheit. An den ausserordentlichen Gemeindeversammlungen von Signau, Lauperswil, Rüderswil und Bowil sowie im Grossen Gemeinderat von Langnau entscheidet sich, ob die Feuerwehrkorps der fünf Gemeinden zur Feuerwehr Region Langnau fusionieren (wir berichteten). Sagt eine Gemeinde Nein, müssen die restlichen fusionswilligen Gemeinden ein neues Projekt aufziehen.


Optimismus hüben wie drüben

In Langnau verursacht die kommende Abstimmung keine Kopfschmerzen: «Ich denke nicht, dass es im Grossen Gemeinderat grosse Opposition gegen die Fusion geben wird», ist Feuerwehrkommandant Werner Eberle überzeugt. Was zusätzlich zu Eberles Beruhigung beiträgt: Seine Feuerwehr ist die einzige im oberen Emmental, die die verschärften Anforderungen der Gebäudeversicherung Bern (GVB) schon heute erfüllt – der Fusionsdruck ist also gering.

Ebenfalls uneingeschränkt zuversichtlich gibt sich der Bowiler Feuerwehrkommandant Beat Siegenthaler. «Als kleine Gemeinde können wir mittelfristig keine komplett eigenständige Feuerwehr betreiben – ich denke, dass das den Leuten klar ist.» Die Gemeinde könnte ein Nein an der Gemeindeversammlung jedoch kurzfristig verkraften. Denn die Feuerwehr erfüllt die ab 2014 geltenden strengeren Anforderungen der GVB schon heute fast vollständig.

«Diese Abstimmung ist unglaublich wichtig», sagt der Rüderswiler Feuerwehrkommandant Daniel Rösch. Er sei sehr optimistisch, wenn er an die kommende Gemeindeversammlung denke. Rösch verweist auf die Infoveranstaltung, die die Gemeinde im Februar durchführte: «Ich denke, dass wir die Leute genügend informiert haben und sie deshalb Ja stimmen.» Röschs Lauperswiler Pendant gibt sich ebenfalls siegesgewiss: «Ich rechne mit einem klaren Ja», so Feuerwehrkommandant Andreas Flückiger.

Überraschung möglich

Ist die Abstimmung also bereits im Trockenen? Nein. Denn nebst vielen optimistischen Voten gibt es im Vorfeld hinter vorgehaltener Hand auch mahnende Stimmen. Immer wieder ist zu hören, dass ein knappes Resultat am ehesten in Signau zu erwarten sei. Doch aufseiten der Behörden will man davon nichts wissen: «Ich denke, dass die Chancen auf ein Ja sehr gut stehen», lässt etwa Gemeinderat Alfred Hofstetter verlauten. Vorsichtig gibt sich Feuerwehrkommandant Stephan Zaugg: «Die Feuerwehr ist eine emotionale Angelegenheit.» Damit spricht er eines der Hauptargumente an, das Fusionsgegner überall im Kanton häufig ins Feld führen. Nämlich, dass eine Fusion die Stimmung im Korps verschlechtere. Aber auch Zaugg rechnet mit einem «positiven Entscheid».

Zauggs Vorsicht hat durchaus ihre Berechtigung: In der Region gibt es mehrere Beispiele gescheiterter Fusionen. Im vergangenen Herbst etwa sprang Dürrenroth im letzten Moment vom Fusionszug ab; innerhalb der Feuerwehr gab es heftige Opposition gegen einen Zusammenschluss mit Huttwil. Vor vier Jahren scheiterte zudem die Fusion zwischen Sumiswald, Affoltern und Trachselwald (siehe Kasten).

Und auch bei Rüderswil und Lauperswil ist nur scheinbar alles klar, denn: Während vor vier Jahren Rüderswil Ja zur Gemeindefusion mit Lauperswil sagte, schmetterte letztere das Begehren ab. Das hat seine Spuren hinterlassen: Der Rüderswiler Feuerwehrkommandant Daniel Rösch verweist auf die verunglückte Fusion und blickt der Abstimmung vom Montag deshalb mit einer «Portion Respekt» entgegen.

Gibt es eine Frustreaktion?

Und noch ein weiterer Faktor könnte eine Rolle spielen: Die Feuerwehr Region Langnau wird massiv weniger Personal benötigen. Langnau müsste seinen Bestand von heute 90 Feuerwehrleuten auf circa 50 reduzieren. In Bowil stünde eine Halbierung des Personalbestandes auf etwa 38 an, Signau müsste ein Drittel seines Kaders, das fast 100 Feuerwehrleute umfasst, abbauen.

Am radikalsten wäre der Schnitt allerdings in Rüderswil und Lauperswil. Beide Gemeinden zusammen zählen heute fast 250 Feuerwehrmänner. Die Fusion hätte zur Folge, dass die Gemeinden in Zollbrück einen gemeinsamen Standort mit einer 40-köpfigen Mannschaft betreiben würde. 200 Feuerwehrleute wären also künftig überzählig.

Bei den Fusionsbefürwortern ist man überzeugt, genug getan zu haben, damit sich der Ärger der nicht mehr benötigten Feuerwehrleute nicht an der Abstimmung entlädt. Ganz ausgeschlossen ist eine solche Eigendynamik aber auch nicht.

Autor:in
Cyril Beck / Berner Zeitung BZ
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 15.03.2013
Geändert: 15.03.2013
Klicks heute:
Klicks total: