• Sport

Gabentempel am Emmentalischen: Vom Waschturm bis zum Scherenschnitt

Im Gabentempel wählen die Schwinger, absteigend nach Rang, einen Preis aus. Im OK des Emmentalischen Schwingfests war dafür Adrian Gäggeler, selber aktiver Kranzschwinger, zuständig. BERN-OST hat ihn gefragt, wie er den Gabentempel gefüllt hat, welche Preise beliebt sind, und was er selber schon gewonnen hat.

Adrian Gäggeler, zuständig für den Gabentempel. (Bild: Anina Bundi)
Kälberfutter, Stand Up Paddle, Schreinerware. (Bild: Anina Bundi)

BERN-OST: Danke, nimmst du dir während dem Aufbaustress Zeit für meine Fragen. Bist du zufrieden mit den Gaben? Waren die Leute grosszügig?

Mou, ich bin sehr zufrieden und würde gern hier auch nochmal allen Spendern und Gönnern danken.

 

Wie geht man vor, um schöne Gaben zu bekommen?

Der erste Schritt ist, umliegende Firmen in einer Liste zu erfassen, um sie per Brief anzuschreiben. Wir haben auch allen Mitgliedern der Trägervereine gesagt, sie sollen melden, wenn sie einen der Chefs oder der Chefinnen kennen. Mit einem persönlichen Kontakt ist der Erfolg grösser. Zudem ist es bei uns Tradition, dass die anderen Emmentaler Schwingklubs jeweils eine Gabe spenden.

 

Welche Gaben habt ihr erhalten?

Da sind erstmal die Erinnerungspreise. Vor allem im hölzigen Bereich, zum Beispiel Stabellen, aber auch Bilder, Glocken und Treicheln. Und drei Scherenschnitte hat es, das gibt es nicht alle Jahre. Was es auch immer gibt, sind Bargeldbeträge, dann hat es Ski, ein Velo, einen Rasenmäher, Gutscheine von Hotels und Restaurants, zwei Waschtürme, Wohnzimmertische und andere Möbel.

 

Was sind, ausser den Lebendpreisen, die geldmässig wertvollsten Gaben?

Die Waschtürme sind sicher hochpreisig. Dann hat es einen Lattenrost mit einer speziellen Matratze. Und die Tische, Treicheln und Glocken. Die Möbel sind meistens von Schreinereien. Das ist Handwerk und dadurch schnell mal hoch im Betrag.

 

Welche Preise sind bei den Schwingern beliebt, und was bleibt bis zum Schluss liegen?

Wenn man schon länger dabei ist, hat man irgendwann nicht mehr so Platz und greift vielleicht eher zum Bargeld. Auch die Leistung spielt mit. Wenn man ein gutes Resultat hat, nimmt man gern einen Erinnerungspreis mit als Andenken. Sonst geht es schon eher dem Wert nach, so dass die wertvolleren Sachen schneller weggehen.

 

Sucht man sich aus, was man brauchen kann, oder das, was sich zu Geld machen lässt? Oder ist es tabu, eine Gabe zu verkaufen?

Nein, tabu ist es sicher nicht, und es kommt vor. Aber man muss ja dann auch noch jemanden finden, der etwas kaufen will. Ich selber nehme gerne etwas, das ich brauchen kann.

 

Geht man als Schwinger schon vor oder während dem Schwingen aussuchen, was man gern hätte?

Das ist unterschiedlich. Bei einem tiefen Rang weiss man ja nicht, was dann noch da ist. Aber ich selber schaue schon, dass ich bereits frühzeitig bei den Gaben bin, damit man sich einen Überblick machen kann. Sonst dauert das Ganze auch sehr lange.

 

Gibt es informelle Reservationen? Dass man in der Garderobe sagt ‚Leute, ich brauche einen neuen Staubsauger, könnt ihr mir den überlassen?’

Das kommt vielleicht mal vor unter Klubkollegen, wenn einer gut geschwungen hat, dass man ihn fragt, ob er dies oder das nehmen könnte. Aber das ist ganz selten.

 

Und die Lebendpreise? Gehen die immer an die Ersten oder kommt es vor, dass die etwas anderes auswählen?

Das wäre der Wunsch, wenn man ein Fest organisiert. Ein Muss ist es nicht, aber es ist schön, wenn die Lebendpreise ‚vorewäg’ gehen. Der Siegermuni ist gegeben.

 

Was hast du selber schon alles gewonnen?

Einen Lebendpreis jedenfalls noch nie (lacht). Wenn ich so in der Wohnung herumschaue, ist doch einiges zusammengekommen: Stabellen, der Stubentisch, ein Sideboard, Radio und TV sind auch von einem Schwingfest und auch sonst noch das eine oder andere.

 

Welcher Preis hat den grössten emotionalen Wert für dich?

Das ist schwierig, da sind viele mit Erinnerungswert. Vielleicht die Treichel, die ich für meinen ersten Kranz bekommen habe.

 

Nochmal zu den Lebenpreisen. Wer nicht bauert, kann kein Rind brauchen und auch ein Bauer braucht nicht sieben Munis. Viele Schwinger nehmen stattdessen das Geld. Geht das vor Ort oder muss man da noch einen Käufer finden?

Die Lebendpreise sind die einzigen, bei denen man vor Ort sagen kann, dass man lieber das Geld nimmt. Das heisst, die Organisatoren zahlen nach dem Fest entweder den Züchter aus, oder eben den Schwinger.

 

Gestern Samstag war der Emmentalische Nachwuchsschwingertag. Was bekamen die Buben für Preise?

Bei den Buben gibt es oft Einheitspreise. Bei uns sind das ein T-Shirt und Gutscheine von der Migros und vom Jakob-Markt. Allerdings haben sich jetzt so viele angemeldet, dass es doch gestaffelt ist, also dass die Besten etwas mehr bekommen.

 

Habe ich etwas vergessen, das es zu den Gaben zu sagen gibt?

Vielleicht, dass der wichtigste Preis immer noch der Kranz ist. Der ist immer noch das Hauptziel.


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 14.05.2023
Geändert: 14.05.2023
Klicks heute:
Klicks total: