- Wirtschaft
Grosshöchstetten - Ein Möschberg-Traum wird wahr
Roland und Madeleine Ducommun erfüllen sich einen Traum. Die beiden übernehmen das Bildungszentrum Möschberg ob Grosshöchstetten – als Quereinsteiger.
Er war in seinem bewegten beruflichen Leben bereits Heimerzieher, Journalist und Chef einer Firma, die älteren Arbeitslosen zu einer Beschäftigung und damit zu neuen Perspektiven für einen definitiven Job verhalf. Nun, mit 58 Jahren, wagt er noch einmal einen Tapetenwechsel: Morgen Samstag übernimmt Roland Ducommun mit seiner Frau Madeleine das Hotel Möschberg. Die beiden lösen Antoinette und Marcel Schneiter ab, die den Betrieb in den Hügeln ob Grosshöchstetten 12 Jahre lang geführt haben.
Kein Wunder, hat Roland Ducommun vor der neuen Aufgabe «einen Riesenrespekt», wie er sagt. Ganz unvorbereitet geht er allerdings auch wieder nicht ans Werk. Immerhin ist er in einer Jugendherberge aufgewachsen, und als sich seine Eltern aus dem Betrieb zurückzogen, übernahm er den Nebenjob für ein paar Jahre gleich selber. Ein Geschäft zu führen, betont er weiter, habe er während seiner verschiedenen Tätigkeiten ohnehin gelernt – und: «Meine Frau und ich sind Erwachsenenbildner.»
Weiterfahren wie bisher
An einem Ort wie dem Möschberg ist diese Zusatzausbildung nicht ganz unwichtig. Einst Zent-rum der Jungbauernbewegung und Wiege des biologisch-organischen Landbaus, mauserte sich das Zentrum ob Grosshöchstetten in den letzten Jahren mehr und mehr zum Seminar- und Kulturhotel. Gerade dem bisherigen Leiterpaar sei es sehr gut gelungen, den Betrieb in diesem Segment zu positionieren, hält Roland Ducommun anerkennend fest. «Auf dieser Schiene wollen wir weiterfahren.» Konkret heisst das, dass die Seminare den Möschberg auch in Zukunft zu 70 Prozent auslasten sollen. 20 Prozent machen die Bankette aus und 10 Prozent die Einzelgäste. «Ein Bildungshaus zu führen, ist seit langem unser Traum», erklärt Roland Ducommun, um gleich nachzuschieben, was sein künftiges Wirkungsfeld von ähnlich gelagerten Betrieben unterscheidet. Die biologisch-organische Küche zum Beispiel. Oder der Verzicht auf Fernsehen in jedem Zimmer – «viele Leute entdecken dann, dass es ohnehin gemütlicher ist, am Abend noch zusammenzusitzen und ein wenig zu plaudern».
Beamer, drahtloses Internet und vor allem viele Räume für Arbeiten in kleineren Gruppen gehören dagegen selbstverständlich zum Angebot, wobei die Räume ihren Grund auch im alten Gebäude mit seinen vielen Lauben und Winkeln haben. In anderen Bereichen setzt die Architektur dagegen Grenzen. WC und Dusche etwa müssen sich Gäste von 2 der insgesamt 23 Ein- und Zweibettzimmer teilen.
Die unruhigen Jahre
«Wir übernehmen einen gut eingeführten Betrieb und wollen wenig ändern», hält Roland Ducommun fest. Dazu gehört, dass er und seine Frau die beiden Festangestellten und die bis zu sechs Aushilfen übernehmen. Auch sonst soll der Betrieb nahtlos weiterlaufen. «Von Mitte bis Ende Januar sind wir schon praktisch ausgebucht.» Da hatten die Vorgänger weit unruhigere Jahre zu meistern. Antoinette und Marcel Schneiter waren in einer Zeit auf dem Möschberg tätig, in der die viel zu teure Sanierung in den 1990er-Jahren Folgen hatte. Die Trägergenossenschaft geriet finanziell ins Schlingern, und der Alternativen Bank als Kreditgeberin blieb am Schluss nichts anderes übrig, als das Gebäude zu übernehmen.
Erstellt:
04.01.2013
Geändert: 04.01.2013
Klicks heute:
Klicks total:
Bei BERN-OST gibt es weder Bezahlschranken noch Login-Pflicht - vor allem wegen der Trägerschaft durch die Genossenschaft EvK. Falls Sie uns gerne mit einem kleinen Betrag unterstützen möchten, haben Sie die Möglichkeit, dies hier zu tun.