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Grosshöchstetten - Schadet dieses Fahrverbot den Vereinen?

Eine Gruppe von Grosshöchstetter:innen hat dem Gemeinderat eine Petition mit 619 Unterschriften gegen «das unverhältnismässige Fahrverbot beim Thalibühl» eingereicht: Die Zufahrt zu Trainingsplätzen, Freizeitgelände und Naherholungsgebiet soll auch in Zukunft möglich sein, fordern sie.

Adrian Müller (Bildmitte mit olivfarbener Jacke) und die Verantwortlichen der betroffenen Vereine übergeben die Petition an den Gemeinderat Grosshöchstetten: Gemeindeschreiber Beat Graf, Elena Zink, Verantwortliche Ressort Verkehr und Gemeindepräsidentin Christine Hofer (von rechts) Foto: zvg

291 Unterschriften von Grosshöchstetten/Schlosswil und 328 Unterschriften aus umliegenden Gemeinden haben Adrian und Mirjam Müller zusammen mit den betroffenen Vereinen gesammelt. Am Montag haben sie die Petition dem Gemeinderat Grosshöchstetten übergeben. Sie wollen «ein klares Zeichen setzen gegen das unverhältnismässige Fahrverbot beim Thalibühl». Ihre Forderung ist klar: Die Zufahrt zu den Trainingsplätzen, zum Freizeitgelände und Naherholungsgebiet soll weiterhin erlaubt bleiben.

 

Der Plan

Für die Unterschreibenden ist offensichtlich, warum es zum Fahrverbot kam: Auf dem Thalibühl soll ein Pumptrack gebaut werden. «Dazu wird der Fussballklub einen Teil seines Trainingsplatzes opfern», schreiben die Petitionär:innen in ihrer Medienmitteilung. Es werde damit gerechnet, dass die Anlage Auswärtige anziehen wird. «Um die Leute dazu zu bringen, zu Fuss oder mit dem Fahrrad zum Pumptrack zu gehen, hat der Gemeinderat zum Mittel des Fahrverbots gegriffen.»

 

Der Hintergrund

Das Fahrverbot ist neu. Die Autos im Thalibühl zu parkieren, erklärt Gemeindepräsidentin Christine Hofer, sei allerdings schon lange verboten: «Das Parkverbot wurde nur bisher nie geahndet.» Die Frage im Gemeinderat lautete dann, wie sich das immer grössere Verkehrsaufkommen der diversen Vereine mit ihren Anlässen eingrenzen lasse: «Das Parken plötzlich zu ahnden, wäre schwierig geworden», erklärt sie. «Es nützt nur, wenn ein Fahrverbot eine klare Situation schafft.»

 

Die Sorgen

Die Unterschriftensammlung hat nun aber gezeigt: So klar wirkt die neue Situation für viele Grosshöchstetter:innen nicht. «Nur weil der Pumptrack ausgerechnet beim Fussballplatz gebaut werden soll, dürfen nicht die Vereine und ihre Fans und Familien darunter leiden!», schreiben die Unterzeichnenden in ihrer Mitteilung. Sie fordern den Verzicht auf das geplante Fahrverbot: «Die Zufahrt soll auch in Zukunft möglich sein! Es geht um die Sicherheit aller Strassenbenützer, aber vor allem um die Sicherheit der Kinder!»

 

Das Fahrverbot mit Ausnahmen gefährde alle, sind sie überzeugt: Der Langsamverkehr wiege alle in falscher Sicherheit, und es könne zu Konflikt-Eskalationen zwischen Strassenbenützern führen. Ausserdem erwarten sie, dass es mit dem Fahrverbot auf halbem Weg zum Trainingsplatz künftig zu gefährlichen Wendemanövern kommen werde, da die Eltern trotz Vorwarntafel so nahe wie möglich zum Platz fahren werden: «Mit diesen Manövern werden auch Kinder gefährdet.»

 

Die Überzeugungen

Es drohe Mehrverkehr auf dem Rosigweg, befürchten die Unterzeichnenden ausserdem. Und: «Die Einmündung in den Zelgweg ist gefährlich, und ein Kreuzen auf dem Zelgweg zwischen grösseren Fahrzeugen ist nicht möglich.» Gemeindepräsidentin Christine Hofer versteht die Sorgen um die Sicherheit. Allerdings ist sie genau der gegenteiligen Überzeugung: «Durch das Fahrverbot wird es sicherer auf dem Areal», findet sie. «Und zwar, weil überhaupt keine Autos mehr zum Thalibühl hinauffahren, ausser jene mit Ausnahmegenehmigung.»

 

Eine solche Genehmigung sollen beispielsweise Trainer erhalten, die viel Material herbeischaffen müssen. Alle anderen, findet sie, könnten ihre Autos problemlos auf den öffentlichen Parkplätzen beim Rosigschulhaus oder auf dem Viehmarktplatz stehen lassen.

 

Die Hoffnungen

Es sei nicht zielführend, neue Verbote einzuführen, welche die Bevölkerung einschränken, monieren allerdings die Petitionär:innen. Sie hoffen sehr, dass das Fahrverbot zurückgenommen und der Entscheid korrigiert werde – entweder «mit einem neuen Parkplatzregime auf dem Thalibühl oder einem Standortwechsel des Pumptracks», der ja letztlich für das erwartete höhere Verkehrsaufkommen verantwortlich sei.

 

Auf Gemeindeseite hingegen hofft man, dass sich die Leute an die Veränderung gewöhnen und darauf einstellen werden: «Ich verstehe, dass sich einige durch das Fahrverbot eingeschränkt fühlen», sagt Christine Hofer. Aber sie findet, es sei beispielsweise den Kindern gut zumutbar, den Weg zum Training zu Fuss oder per Fahrrad zu machen: «Das ist für sie fünf Minuten Einlaufen ab dem Rosigschulhausplatz.» Auch die von den Unterschreibenden erwähnte Sorge wegen allfälligem Mehrverkehr entfalle, wenn Eltern ihre Kinder gar nicht mehr zum Training fahren. «Genau diese Fuhrdienste sollten auf Gemeindeboden eingeschränkt werden können.»

 

Das Versprechen

Für die Unterschreibenden ist nach Auflistung all ihrer Punkte das Fahrverbot «eine Fehlentscheidung», aus der es nur einen Weg gibt: «Der Entscheid ist zu korrigieren!» Für Gemeindepräsidentin Christine Hofer auf der anderen Seite sind die Argumente bis anhin zu wenig stichhaltig, um vom Fahrverbot abzusehen. Allerdings versteht sie, dass sich manche davon eingeschränkt fühlen und es mühsam finden, sich neu zu organisieren. «Wir werden die Petition gründlich prüfen», verspricht sie.

 

[i] Am 19. Oktober 2023 publizierte der Gemeinderat Grosshöchstetten die verfügte Verkehrsmassnahme mit Verbot für Motorwagen und Motorräder beim Thalibühl im Anzeiger: Autos und Motorräder sollen künftig nicht mehr zum Naherholungsgebiet, Fussballplatz, zum Trainingsplatz des Kynologischen Vereins, zum Schützenhaus und zum Hornusserplatz fahren.


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
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Erstellt: 06.12.2023
Geändert: 06.12.2023
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