- Kultur
Grosshöchstetten - Zehn Jahre "Kühltür" und immer noch cool
Die "Kühltür" kann dieses Jahr das zehnjährige Bestehen feiern. Im engagiert geführten Kulturlokal stand – beziehungsweise sass – vor kurzem Shirley Grimes auf der Bühne.
Sie setzt sich auf den Stuhl, rückt das Mikrofon zurecht, erzählt in zwei Sätzen vom zweistündigen Soundcheck und dass es jetzt doch nicht ganz klappt… Shirley Grimes hat das Publikum bereits gewonnen, bevor sie und ihre Band auch nur den ersten Ton gespielt haben. Zusammen mit Samuel Baur (Drums), Wolfgang Zwiauer (Mandocello/Bass) und Stefanie Aeschlimann (Fiddle) singt und spielt die aus Irland stammende, aber seit dem 18. Altersjahr in der Schweiz lebende Künstlerin Songs aus der neuen CD. Der Titel «Lovesongs» beinhaltet Themen der Liebe, die sich jedoch nicht auf die romantische, klischeehafte Art beschränkt.
Gleiche musikalische Wellenlänge
Eine Herzensangelegenheit war auch die Entstehung des Kulturlokals «Kühltür»: Erich «Ere» Gerber und Martin Müller betreiben seit 1995 ein Malergeschäft und merkten früh, dass sie auch musikalisch auf der gleichen Wellenlänge liegen. Zig gemeinsame Konzertbesuche führten dazu, dass neben dem Hauptberuf eine Vision für ein eigenes Musiklokal entstand.
Dieser Traum begann 2002 Gestalt anzunehmen, als die stillgelegten Kühlräume und die Knochenmühle der ehemaligen Grossmetzgerei Gerber AG als Stockwerkeigentum gekauft werden konnten. Ein Teil davon wurde für das Malergeschäft ausgebaut, der andere als Musiklokal. «Weil lediglich unsere Familien und einige freiwillige Helfer angepackt haben und wir in der Freizeit vorwiegend im Winter gearbeitet haben, dauerte es rund drei Jahre, bis das Lokal fertig war. Im Mai 2005 war es soweit. Im Kulturlokal «Kühltür», dessen Name ein Wortspiel aus der bis heute bestehenden Kühlraumtüre und dem französischen «culture» ist, stand das erste Konzert an: «Stop the Shoppers».
Feine und überraschende Töne
Shirley Grimes, die heute auf der «Kühltür»-Bühne sitzt, schlägt ganz feine Töne an: Balladenhaft, oft fast nur gehaucht, mit oft überraschenden Übergängen zum Rock-Pop-Stil oder umgekehrt, singt sie über Alltagssituationen, Mutterliebe, Beziehung zur Familie, zur musikalischen Tätigkeit und vielen anderen Facetten. Die Melodien sind eingängig und dennoch spannungsvoll. Der Stil des Contemporary Irish Folk wird in den zwei Sets durchgezogen. Die Fiddle, überragend gespielt von Stefanie Aeschlimann, und das Mandocello (eine Art grosse Mandoline mit Saiten für tiefe Töne) von Wolfgang Zwiauer gezupft und «geschlagen», bilden das Sideset für diesen unverkennbaren Stil. Auch das dumpfe Schlagzeug von Samuel Baur ergänzt die besondere Klangfarbe, die stets abwechslungsreich wirkt.
Wandel des Publikums
«Das erste Jahr nach der Eröffnung war deshalb erfolgreich, weil viele Freunde, vor allem aus der Region Bern, die Konzerte besuchten», sagt «Ere» Gerber. «In den Folgejahren war das Interesse der treuen Freunde gesättigt, einheimisches Publikum war eher spärlich und wir mussten uns auch Gedanken über eine Neuorientierung machen.» Es war eine schwierige Zeit. Es war kaum voraussehbar, was beim Publikum ankommt und was nicht. So waren Konzerte von heute bekannten Künstlern wie «Pegasus» oder James Gruntz eher schlecht besucht. «Vielleicht auch darum, weil beim Publikum die Bereitschaft fehlte, neue Bands zu entdecken», resümiert Gerber. Da von keiner offiziellen Seite finanzielle Unterstützung zu erwarten war, private Personen aber eine Unterstützung leisten wollten, entstand 2010 die Idee der Jahrespässe. Die Zahl der Bezüger steigerte sich in letzter Zeit, so dass heute der Betrieb selbsttragend ist.
Da sich die «Kühltür»-Familien auf rund zehn Konzerte pro Saison beschränken, bestehe keine Gefahr der Übersättigung, so Gerber.
Die Bands würden stets kulinarisch verwöhnt und gut betreut. Alle Mitarbeitenden wirken ehrenamtlich mit. Zum grössten Teil kommen die Anfragen für einen Auftritt von Seiten der Musiker und die «Kühltür»-Führung hat nicht selten die Qual der Wahl. Etliche heute berühmte Gruppen oder Solomusiker beehrten auf ihren Tourneen die Provinz.
So war das Konzert von William White 2006 wohl eines seiner ersten im Kanton Bern. Als nächstes wird am 17. April «Stahlberger» auftreten, dann folgt Music Award-Abräumer James Gruntz und im Herbst geht es unter anderem weiter mit Tinu Heiniger und seiner Band. Mit rund 60 Jahrespassbesitzern und 1500 Newsletter-Abonnenten ist die «Kühltür»-Fangemeinde zu einer grossen Musikliebhabergemeinde geworden. «Es darf ruhig so bleiben wie es ist», nennt «Ere» Gerber seinen Wunsch zum Zehnjahre-Jubiläum.
Smalltalk mit tiefem Sinn
Shirley Grimes ihrerseits sagt fast zu jedem Song etwas. Sie erzählt von besonderen Erlebnissen und Erkenntnissen, die zum Thema des nächsten Liedes passen. Was zuerst so als Smalltalk wirkt, wird kaum merkbar zu tiefsinnigen Überlegungen und Situationsbeschreibungen aus dem täglichen Leben. Dabei stellt sich die Sängerin nicht selten auch selber in Frage. Und dann neigt sich ein weiteres Konzert in der «Kühltur» zu Ende – voller Authentizität in einer wundervollen Einfachheit. Es wird dem Publikum in bester Erinnerung bleiben.
Gleiche musikalische Wellenlänge
Eine Herzensangelegenheit war auch die Entstehung des Kulturlokals «Kühltür»: Erich «Ere» Gerber und Martin Müller betreiben seit 1995 ein Malergeschäft und merkten früh, dass sie auch musikalisch auf der gleichen Wellenlänge liegen. Zig gemeinsame Konzertbesuche führten dazu, dass neben dem Hauptberuf eine Vision für ein eigenes Musiklokal entstand.
Dieser Traum begann 2002 Gestalt anzunehmen, als die stillgelegten Kühlräume und die Knochenmühle der ehemaligen Grossmetzgerei Gerber AG als Stockwerkeigentum gekauft werden konnten. Ein Teil davon wurde für das Malergeschäft ausgebaut, der andere als Musiklokal. «Weil lediglich unsere Familien und einige freiwillige Helfer angepackt haben und wir in der Freizeit vorwiegend im Winter gearbeitet haben, dauerte es rund drei Jahre, bis das Lokal fertig war. Im Mai 2005 war es soweit. Im Kulturlokal «Kühltür», dessen Name ein Wortspiel aus der bis heute bestehenden Kühlraumtüre und dem französischen «culture» ist, stand das erste Konzert an: «Stop the Shoppers».
Feine und überraschende Töne
Shirley Grimes, die heute auf der «Kühltür»-Bühne sitzt, schlägt ganz feine Töne an: Balladenhaft, oft fast nur gehaucht, mit oft überraschenden Übergängen zum Rock-Pop-Stil oder umgekehrt, singt sie über Alltagssituationen, Mutterliebe, Beziehung zur Familie, zur musikalischen Tätigkeit und vielen anderen Facetten. Die Melodien sind eingängig und dennoch spannungsvoll. Der Stil des Contemporary Irish Folk wird in den zwei Sets durchgezogen. Die Fiddle, überragend gespielt von Stefanie Aeschlimann, und das Mandocello (eine Art grosse Mandoline mit Saiten für tiefe Töne) von Wolfgang Zwiauer gezupft und «geschlagen», bilden das Sideset für diesen unverkennbaren Stil. Auch das dumpfe Schlagzeug von Samuel Baur ergänzt die besondere Klangfarbe, die stets abwechslungsreich wirkt.
Wandel des Publikums
«Das erste Jahr nach der Eröffnung war deshalb erfolgreich, weil viele Freunde, vor allem aus der Region Bern, die Konzerte besuchten», sagt «Ere» Gerber. «In den Folgejahren war das Interesse der treuen Freunde gesättigt, einheimisches Publikum war eher spärlich und wir mussten uns auch Gedanken über eine Neuorientierung machen.» Es war eine schwierige Zeit. Es war kaum voraussehbar, was beim Publikum ankommt und was nicht. So waren Konzerte von heute bekannten Künstlern wie «Pegasus» oder James Gruntz eher schlecht besucht. «Vielleicht auch darum, weil beim Publikum die Bereitschaft fehlte, neue Bands zu entdecken», resümiert Gerber. Da von keiner offiziellen Seite finanzielle Unterstützung zu erwarten war, private Personen aber eine Unterstützung leisten wollten, entstand 2010 die Idee der Jahrespässe. Die Zahl der Bezüger steigerte sich in letzter Zeit, so dass heute der Betrieb selbsttragend ist.
Da sich die «Kühltür»-Familien auf rund zehn Konzerte pro Saison beschränken, bestehe keine Gefahr der Übersättigung, so Gerber.
Die Bands würden stets kulinarisch verwöhnt und gut betreut. Alle Mitarbeitenden wirken ehrenamtlich mit. Zum grössten Teil kommen die Anfragen für einen Auftritt von Seiten der Musiker und die «Kühltür»-Führung hat nicht selten die Qual der Wahl. Etliche heute berühmte Gruppen oder Solomusiker beehrten auf ihren Tourneen die Provinz.
So war das Konzert von William White 2006 wohl eines seiner ersten im Kanton Bern. Als nächstes wird am 17. April «Stahlberger» auftreten, dann folgt Music Award-Abräumer James Gruntz und im Herbst geht es unter anderem weiter mit Tinu Heiniger und seiner Band. Mit rund 60 Jahrespassbesitzern und 1500 Newsletter-Abonnenten ist die «Kühltür»-Fangemeinde zu einer grossen Musikliebhabergemeinde geworden. «Es darf ruhig so bleiben wie es ist», nennt «Ere» Gerber seinen Wunsch zum Zehnjahre-Jubiläum.
Smalltalk mit tiefem Sinn
Shirley Grimes ihrerseits sagt fast zu jedem Song etwas. Sie erzählt von besonderen Erlebnissen und Erkenntnissen, die zum Thema des nächsten Liedes passen. Was zuerst so als Smalltalk wirkt, wird kaum merkbar zu tiefsinnigen Überlegungen und Situationsbeschreibungen aus dem täglichen Leben. Dabei stellt sich die Sängerin nicht selten auch selber in Frage. Und dann neigt sich ein weiteres Konzert in der «Kühltur» zu Ende – voller Authentizität in einer wundervollen Einfachheit. Es wird dem Publikum in bester Erinnerung bleiben.
Autor:in
Wochen-Zeitung
Nachricht an die Redaktion
Statistik
Erstellt:
09.04.2015
Geändert: 09.04.2015
Klicks heute:
Klicks total:
Spenden
Bei BERN-OST gibt es weder Bezahlschranken noch Login-Pflicht - vor allem wegen der Trägerschaft durch die Genossenschaft EvK. Falls Sie uns gerne mit einem kleinen Betrag unterstützen möchten, haben Sie die Möglichkeit, dies hier zu tun.