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Grosshöchstetten - Schulhäuser Rosig und Stegmatt gehen zu

Wegen sinkender Schüler:innenzahlen will der Gemeinderat von Grosshöchstetten die Schulhäuser Rosig und Stegmatt aufgeben. Bedarf sieht er dagegen nach wie vor für eine Dreifachturnhalle und hofft, dass das Stimmvolk diesmal mitzieht. Am Dienstag hat er die aktualisierte Schulraumstrategie vorgestellt.

Bleibt bestehen: Schulhaus "Schulgasse" in Grosshöchstetten. (Bild: Anina Bundi)
Zwischennutzung angestrebt: Schulhaus Schlosswil, hier im Winter 2020, als die Aufgabe des Schulstandorts bekannt wurde. (Bild: Anina Bundi)
Braucht es bald nicht mehr: Schulhaus Rosig. (Bild: schulegrosshoechstetten.ch)
Wird auch geschlossen: Schulhaus Stegmatt. (Bild: schulegrosshoechstetten.ch)
Gemeindepräsidentin Christine Hofer (EVP). (Bild: grosshoechstetten.ch)
Caroline Devaux (FDP), Gemeinderätin Finanzen. (Bild: grosshoechstetten.ch)
Magnus Furrer (FWG), Gemeinderat Bau und Liegenschaften. (Bild: grosshoechstetten.ch)

Stimmen die aktuellen Prognosen zu den Schüler:innenzahlen, haben bald alle Grosshöchstetter Schulklassen in den zentral gelegenen Schulhäusern „Schulgasse“ und „Alpenweg“ Platz und sollen dort zusammengeführt werden – die Schulhäuser Rosig und Stegmatt, wo heute Primarklassen und Kindergärten unterrichtet werden, werden damit überflüssig.

 

Als Grosshöchstetten vor sechs Jahren die Liegenschafts- und Schulraumplanung in Angriff nahm, hatte man noch damit gerechnet, dass der Schulraum knapp wird, weil die Schüler:innenzahlen steigen. Heute sehen die Prognosen anders aus. Mit rund 500 Schüler:innen wurde im Jahr 2020 ein vorläufiger Höhepunkt erreicht. Die Zahlen sinken bis etwa 2029, auch weil Zäziwil und Oberthal ihre Oberstufenschüler:innen inskünftig selber unterrichten.

 

Schüler:innenzahlen sinken - Schulraum genügt

Erst 2040 gibt es in Grosshöchstetten wieder gleich viele Schüler:innen wie 2020. „Bis dahin verfügt Grosshöchstetten über genügend Schulraum“, sagte Gemeindepräsidentin Christine Hofer (EVP) am Dienstag an einer Medienkonferenz. Erweiterungen, etwa die Umnutzung der alten Turnhalle für Schulzimmer, wie man sie im ersten Anlauf der Schulraumplanung noch vorgesehen hatte, seien damit nicht mehr nötig.

 

11,7 Millionen für neue Turnhalle

Festhalten will der Gemeinderat dagegen am Bau einer neuen Turnhalle. Der Bedarf sei unbestritten, das haben aktuelle Erhebungen bei den Schulen und Vereinen ergeben. Geplant ist, auf der heutigen Rasenfläche beim Schulhaus Alpenweg für 11,7 Millionen Franken eine Dreifachturnhalle mit Mehrzwecknutzung zu bauen. Ein Ersatz für die Rasenfläche wäre direkt neben der neuen Halle, auf den Parzellen „Wältihaus“ und „Brockenstube“ möglich. Die alte Turnhalle würde demnach abgerissen und das Land könnte umgezont und verkauft werden.

 

Landverkauf soll Turnhalle finanzieren

Der Landverkauf, wie auch der Verkauf der Schulhäuser Rosig und Stegmatt, sind laut Gemeinderätin Caroline Devaux (FDP) ein wichtiger Bestandteil der Finanzierung. Die Erträge sollen für den Bau der neuen Turnhalle verwendet werden und so das Gemeindebudget entlasten. Eine Steuererhöhung, um den Bau zu finanzieren, bezeichnet Devaux einerseits als „Ultima Ratio“, andererseits räumt sie ein, dass man ohne „Glückswelle“ bei den Steuererträgen wohl nicht darum herumkommen werde. Zurzeit werden die Grosshöchstetter:innen mit einem Satz von 1,52 Einheiten besteuert.

 

Alternativ wurde auch die Sanierung der bestehenden Doppel- und der Neubau einer zusätzlichen Einfachturnhalle geprüft. Diese Variante wäre mit 8 Millionen Franken etwas günstiger. Betrieb und Unterhalt dagegen seien bei einem Gebäude deutlich einfacher und damit auch günstiger als bei zweien. Die Dreifachhalle biete zudem neue Möglichkeiten, so wäre sie gross genug für etwa Handballspiele oder Grossanlässe.

 

Schlosswil bleibt als Reserve

Zu welchem Zeitpunkt man die zwei Schulhäuser aufgebe, könne der Gemeinderat noch nicht sagen, so Hofer auf Nachfrage. „Das hängt davon ab, wie sich die Schüler:innenzahlen entwickeln.“ Geplant ist, die Schulhäuser danach zu verkaufen. Behalten will der Gemeinderat dafür das Schulhaus Schlosswil (siehe unten). Es wird ab kommen dem Sommer nicht mehr als Schulhaus genutzt, soll aber als Reserve dienen, wenn die Schüler:innenzahlen wieder steigen oder zusätzlicher Schulraumbedarf entsteht.

 

Fallen gelassen hat der Gemeinderat die Idee einer neuen Gemeindeverwaltung im Schulhaus Rosig. Die Verwaltung an der Kramgasse wurde nach der Fusion mit Schlosswil erweitert. „Man kann da so arbeiten“, so die Gemeindepräsidentin. Ausserdem sei die zentrale Lage ideal, ausserdem gebe es in dem Gebäude noch Raumreserven.

 

Marschhalte wegen Fusion uind Badisanierung

Die Liegenschafts- und Schulraumplanung in Grosshöchstetten wurde schon mehrmals gestoppt. 2017 wies die Gemeindeversammlung den Planungskredit für eine Dreifachturnhalle zurück, weil man die Fusion mit Schlosswil abwarten und die Schlosswiler:innen mitbestimmen lassen wollte. Für einen weiteren Marschstopp sorgte das Ja der Stimmberechtigten zur „Badi-Initiative“ und ein Jahr später zum 3,5-Millionen-Kredit für die Sanierung des Freibads. Der Gemeinderat verschob die Schulraumplanung ein weiteres Mal auf später. Es fehle an Geld, aber auch an „Manpower“, um zwei so grosse Projekte parallel zu stemmen.

 

Schluss mit Gratismiete

An der Medienkonferenz gab sich Gemeindepräsidentin Christine Hofer zuversichtlich, dass das Stimmvolk diesmal mitzieht. „Es ist eine zukunftsgerichtete Strategie, die etwas kostet. Aber alles, was gut ist, kostet etwas.“ Das wird insbesondere auch für die grosshöchstetter Vereine gelten. In der heutigen Turnhalle zahlen sie keine Miete. In Zukunft werden sie wohl etwas beisteuern müssen. Auch hier ist der Gemeinderat zuversichtlich. Eine Umfrage bei den Vereinen habe ergeben, dass auch sie mitziehen werden. „Es war sehr schön, zu sehen, dass sie die Gratisnutzung heute zwar schätzen, aber auch bereit sind, mitzuzahlen, wenn es dafür eine gute Halle gibt", sagt Magnus Furrer, Gemeinderat Bau und Liegenschaften.

 

Anfang nächstes Jahr sollen im Gemeinderat die ersten Beschlüsse fallen. Geplant ist, das Stimmvolk frühestens an der Gemeindeversammlung vom nächsten Juni erstmals zu befragen. Zur Abstimmung kommen wird dann ein Planungskredit über 200'000 Franken. Ein Ja würde implizit auch die Zentralisierung der Schule und die Aufgabe der Schulhäuser Rosig und Stegmatt gutheissen. Über deren Verkauf müsste zu einem späteren Zeitpunkt auch abgestimmt werden. Für die Planung rechnet der Gemeinderat mit mindestens einem Jahr. Die Urnenabstimmung über den Baukredit wäre demnach frühestens im Sommer 2024 möglich.

 

[i] Zwischennutzung Schulhaus Schlosswil

In der Schulanlage Schlosswil wird ab Sommer 2023 nicht mehr unterrichtet (BERN-OST berichtete), sie bleibt aber als Schulraumreserve. Eine Arbeitsgruppe sucht nun per Flyer nach Ideen und Konzepten für eine Zwischennutzung. Mittels online-Formular kann man sich bis am 31. Januar bewerben. Ein öffentlicher Besichtigungstermin findet am 10. Dezember 2022 statt. Alle Infos inklusive Ausschreibungsdossier und Bewerbungsformular findet man auf der Website der Gemeinde Grosshöchstetten.


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
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Erstellt: 23.11.2022
Geändert: 23.11.2022
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