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Grosshöchstetten: Ein Laden, zwei Frauen und ein besonderes Angebot

Als Wirtin hat Barbara Seiler jahrelange Erfahrung: Sie betrieb den Bären Münsingen, den Hirschen Allmendingen und das Badi-Beizli Biglen. Jetzt schlägt sie ein neues Kapitel auf und eröffnet einen ganz besonderen Laden. Dieses Mal jedoch nicht allein: Sie wird unterstützt von ihrer langjährigen Freundin und Berufskollegin Bettina Gysin.

Babs Seiler und Bettina Gysin verkaufen viele Köstlichkeiten. Und alle glutenfrei. (Bild: pg)
Das Angebot und die Auswahl wechselt ständig, dies ist den beiden Inhaberinnen wichtig. (Bild: pg)
Wer gleich vor Ort etwas geniessen möchte oder sich zu Kaffee und Kuchen treffen möchte, hat in der gemütlichen Sitzecke die Möglichkeit dazu. (Bild: zvg)
Mitten in Grosshöchstetten ist der Laden seit Mitte November zu finden. (Bild: pg)

«Endlich gibt es mal wieder etwas von mir zu berichten», schrieb Babs Seiler voller Begeisterung. Mitte November eröffneten die beiden Frauen gemeinsam ein neues Geschäft in Grosshöchstetten. Im ehemaligen Laden von Kicherärbsli Unverpackt richteten sie eine Koch- und Backstube ein. «Unser Laden ist zu 100 Prozent glutenfrei», erklärt Seiler. Verkauft werden ausschliesslich glutenfreie Lebensmittel und Backwaren.

 

Die Idee eines reinen Gastrobetriebs mit glutenfreien Menüs hatten die beiden Frauen schon länger. «Das wäre sicher gut gelaufen, birgt aber auch ein finanzielles Risiko und viel Personalaufwand», sagt Seiler aus Erfahrung. Zudem war es beiden wichtig, einen kleinen Laden führen zu können.

 

Schnelle Umsetzung

Ab Mitte September ging alles Schlag auf Schlag: Nach der Vertragsunterzeichnung nur einen Monat später eröffneten Seiler und Gysin ihren Laden. Doch wie kamen sie auf diese Idee? «Ich selbst bin Zöliakin und habe immer nach so einem Laden gesucht », erzählt Gysin. «Es gibt zwar immer mehr Angebote, aber vieles schmeckt eintönig.» Viele Betroffene hätten sich damit abgefunden, das zu essen, was in den Supermärkten erhältlich ist und mussten teilweise auf Genuss beim Essen verzichten.

 

Ein weiteres Problem: Die meisten glutenfreien Produkte basieren auf Reis- oder Maismehl. «Reis kann ich nicht mehr sehen», sagt Gysin, «denn er wird ständig als Ersatz angeboten.» Zudem sind glutenfreie Produkte oft fast doppelt so teuer wie herkömmliche. «Wenn es schon so viel kostet, sollte es wenigstens wundervoll sein», findet Seiler.

 

Frische, Vielfalt und neue Ideen

Die beiden Frauen bieten eine breite Palette an hausgemachten Produkten an, von Spätzli und Käseküchlein bis hin zu Lasagne. Besonders stolz sind sie auf ihr Brot, das kaum von herkömmlichem zu unterscheiden ist. «Das glutenfreie Brot in Supermärkten ist oft trocken und kompakt», erklärt Gysin. Nach langem Tüfteln ist ihnen nun ein fluffiges Rezept gelungen.

 

Aktuell orientieren sie sich an den Wünschen ihrer Kundschaft. Zur Weihnachtszeit könnte etwa ein glutenfreier «Güezi-Teig» ins Sortiment kommen. Ein weiterer Traum: Fertiggerichte wie Suure Mocke, den Gysin liebt und Seiler gerne zubereitet. «Viele Menschen, die an Zöliakie leiden, kochen nicht gerne oder müssen vorkochen, um etwas zur Arbeit mitzunehmen. Genau diesen Menschen wollen wir helfen», so Gysin.

 

Ein Ort zum Verweilen

Der Laden bietet sechs Sitzplätze, wo Gäste frische Fertiggerichte, Kaffee oder Kuchen geniessen können. «Leider haben wir keine Gastrobewilligung und dürfen keinen Alkohol ausschenken», bedauert Seiler. Brunche oder spezielle Gerichte können jedoch auf Anfrage glutenfrei bestellt werden und auch vor Ort konsumiert werden.

 

Abwechslung ist den beiden besonders wichtig. «Niemand hat ständig Lust auf dasselbe Brot oder dieselben Gerichte», sagt Gysin. Daher könne es sein, dass es heute ein Haselnussbrot gebe und morgen ein Marroni oder Topinamburbrot – was ihnen grad in den Sinn kommt. Und je nach Saison. Auch bei Teigwaren setzten sie auf Vielfalt. «Im Handel gibt es oft nur Penne oder Fusilli, meist in kleinen Packungen. Für Familien ist das unpraktisch. Wir bieten deshalb grosse Packungen an.»

 

Qualität ohne Kompromisse

Besonderen Wert legen die beiden auf natürliche Zutaten. «Wir verwenden keine Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe. Deshalb sind viele unserer Fertig-Produkte tiefgefroren», erklärt Seiler. Alle Mehl-Mischungen stellen sie selbst her, vieles wird auch in Haus gemahlen etwa Mungbohnen- oder Quinoamehl, und sie planen, diese zukünftig auch zu verkaufen. Zudem wollen sie das glutenfreie Sortiment um laktosefreie Produkte erweitern, da viele Menschen an beidem leiden.

 

Ein gelungener Start

Der Eröffnungstag war ein voller Erfolg. «Am Vorabend dachten wir: Wer soll das alles essen?», lacht Seiler. Doch der Andrang war gross, und die beiden standen bis tief in die Nacht in der Küche, um Nachschub zu produzieren. Besonders die süssen Backwaren waren gefragt. «Dabei sind wir beide doch gar nicht so süss», schmunzeln sie.

 

Den Traum eines Tea-Rooms konnten sie mit ihrem Laden zwar nur teilweise verwirklichen, doch Gysin betont: «Zum Starten und Ausprobieren ist es perfekt.» Seiler ergänzt: «Wichtig ist, dass wir Freude an unserer Arbeit haben – und unseren Kund:innen das Leben etwas geschmackvoller machen.»

 

[i] Mehr Informationen über die Zoliathek finden Sie hier.


Autor:in
Pascale Groschel, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 10.12.2024
Geändert: 11.12.2024
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