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Gumi, Täfeli, Treichgält: Die 13 lustigsten Ortsnamen der Region

Warum gewisse Dinge heissen, wie sie heissen, ist manchmal genau so lustig wie der Name selbst. Dass man dabei aber auch Interessantes über Geschichte und Geografie einer Region erfahren kann, zeigt sich besonders bei den Ortsnamen. BERN-OST hat die lustigsten Ortsnamen der Region herausgesucht und im „Ortsnamenbuch des Kantons Bern“ nachgeschlagen.

Amüsante Ortsnamen: Bedeuten sie wirklich das, was wir heutzutage denken? (Bild: Isabelle Berger)

13. Herrlichkeit

Die „Herrlichkeit“ ist ein Stück Kulturland in der Gemeinde Wichtrach. Das Wort „Herrlichkeit“ bedeutete im älteren Schweizerdeutschen unter anderem „Herrschaftsgebiet“. Es könnte sich also um Land handeln, das ehemals einer bestimmten Herrschaft unterstand. Da es sich beim Kulturland in Wichtrach um ein relativ kleines Gebiet handelt und zudem historische Belege fehlen, könnte der Name allerdings auch „Schönheit, Prächtigkeit“ bedeuten. In diesem Fall stünde der Name für ein besonders schönes, leicht zu bearbeitendes oder ertragreiches Stück Land.

 

12. Chläbi

Gleich mehrere Orte in der Region Bern-Ost heissen“ Chläbi“: Zwei Hänge in Konolfingen und Vechigen und ein Heimet in Linden, und auch in der „Chläbiegg“ in Niederhünigen kommt die Bezeichnung vor. Sie wird meist mit dem Wort „kleben“ in Verbindung gebracht, stammt aber eher vom althochdeutschen „Klëb“, was „Vorgebirge, Bergvorsprung“ bedeutet. Davon kommt auch das Wort „Klippe“.

 

11. Spränzel

Der „Spränzel“ ist ein Heimet mit steilem Kulturland in Landiswil. Im Namen steckt das Dialektwort Spränzel, welches ein Holzstück von mässiger Länge und Dicke – zum Beispiel eine Leitersprosse oder ein Scheit – bezeichnet. Im übertragenen Sinn meint man damit eine magere, langbeinige Person oder ein junger Mensch. Warum der Ort so heisst, ist nicht bekannt. Der Name bezieht sich vielleicht in einem abwertenden Sinn auf die Kleinheit oder den geringen Wert des Heimets beziehungsweise des umliegenden Waldes oder auf einen früheren Bewohner.

 

10. Gumi

Die Bezeichnung „Gumi“ taucht in Oberdiessbach und Vechigen auf dem Dentenberg auf. Ebenfalls in der Gemeinde Vechigen, aber auf der anderen Seite des Worblentals Richtung Lützelflüh gibt es auch einen Ort namens „Gummi“. Als „Gummen“ werden wellenartige, gekrümmte Bodenflächen und talförmige kleinere Einsenkungen bezeichnet, oder im Gegensinn eine halbkugelähnliche Bergkuppe. Das Wort kommt vom gallischen „Kumba“ für „Mulde“, von welchem auch das französische und heute noch gebräuchliche „combe“ mit derselben Bedeutung kommt. Vom selben Wort stammen auch der – ebenfalls lustige – Ortsname „Gumpi“ in Walkringen und der Ort „Gumm“ in Arni.

 

9. Doppelliter

Eine ortskundige Person bemerkte gegenüber den Autorinnen und Autoren des „Ortsnamenbuchs des Kantons Bern“, dass der Acker in Arni mit Namen „Doppelliter“ aus der Luft betrachtet wie eine Flasche aussehe. Daher dürfte die Fläche also nach ihrer Form benannt sein, was häufig vorkommt bei Kulturland.

 

8. Täfeli

Der Name des Heimets „Täfeli“ in Niederhünigen kommt nicht etwa von den Süssigkeiten her, wie man wohl als erstes denkt, ist aber sprachlich damit verwandt. Der Urprung liegt im schweizerdeutschen Wort „Tafele“, was unter anderem „Platte oder Fläche aus beispielsweise Holz, Glas, Schiefer oder Metall“ bedeutet. Das „Täfeli“ als Bonbon ist quasi ein Zuckerplättchen. Als Flurname kommt „Tafele“ oder als Verkleinerungsform „Täfeli“ öfters vor und kann flache, tafelförmige, aber auch steile, senkrechte Flächen bezeichnen. Letzteres Motiv liegt vielleicht im Fall der sehr steilen Flur in Niederhünigen vor.

 

7. Lööli

Einen Ort namens „Lööli“ gibt es in der Region in Brenzikofen und Münsingen. Der Name hat aber nichts damit zu tun, dass dort ein Einfaltspinsel zuhause wäre, sondern er bedeutet schlicht „Wäldchen“. Das Wort kommt vom mittelhochdeutschen Wort „Lô“, was „Gebüsch, Wald, Gehölz“ oder „zur Lohegewinnung angelegtes Gehölz“ bedeutet. Lohe ist ein Gerbemittel aus abgelöster Baumrinde.

 

6. Chotzi

Nein, heutzutage denkt man überhaupt nicht an das, woher der Acker in Vechigen seinen unrühmlichen Namen hat. Das „Chotzi“ geht entweder auf den Namen des reichbegüterten Adelsgeschlechts der Kotz aus dem Breisgau zurück oder es könnte mit den „Chutze“  genannten Hügeln in Bolligen, Worb und – gleich nebenan liegend – Vechigen verwandt sein. Als „Chutze“ wurden Hochwachten auf Anhöhen bezeichnet, von wo aus man in früheren Zeiten Feuerzeichen von Berg zu Berg weitergab.

 

5. Treichgält

Der Name bedeutet tatsächlich das, was man als erstes denkt: Der Wald in Häutligen heisst „Trinkgeld“. Ein ortskundiger Informant bezeichnet ihn im „Ortsnamenbuch des Kantons Bern“ als schlechten Wald. Der Name kommt also wohl daher, dass man dem Wald nur den Wert eines Trinkgeldes beimass.

 

4. Im Gibisnüt

„Gib-uns-nichts“ ist eigentlich eine Bezeichnung für knauserige Menschen. Übertragen auf den Boden – hier einen Acker in Oberdiessbach – benennt sie ein mageres, wenig ertragreiches Landstück.

 

3. Rotzi

Der unappetitlich klingende Name dieses Heimets in der Gemeinde Oberthal ist unsicherer Herkunft – und vielleicht möchte man es auch gar nicht genauer wissen. Es könnte sich aber um eine Kurzform eines längeren Personennamens oder einen Übernamen handeln.

 

2. Chneubräche

„Chnöibräche“ ist eine Bezeichnung für schlechte Bergpfade oder – wie zweimal in Wichtrach (hier und hier) – steile Wege. Man hört es schon knacken.

 

1. Geissbabishoger

Der Name dieser ehemaligen Ziegenweide in Münsingen klingt so unglaublich heimelig, urchig, aber auch geheimnisvoll, dass er den 1. Platz dieser Liste verdient hat. Die Herkunft des Namens ist nicht geklärt. Babi ist im Schweizerdeutschen eigentlich eine Kurz- oder Koseform zum Frauennamen Barbara, hat darüber hinaus aber auch eine Vielzahl weiterer Bedeutungen – unter anderem „altes Weib“, „Vogelscheuche“ und „Puppe“ – angenommen. Geissbabi könnte also Übername einer Barbara sein, die Geissen hütete. Vereinzelt wird Babi auch zur Bezeichnung von Weibchen von Tieren verwendet. Es wäre daher auch denkbar, dass Geissbabi hier das Ziegenweibchen meint.

 

[i] Zum Ortsnamenbuch des Kantons Bern: ortsnamenbuch.unibe.ch (Der letzte Band ist noch in Arbeit)

 

[i] Zum Portal der Schweizerischen Ortsnamenforschung mit Karten-Suche: ortsnamen.ch


Autor:in
Isabelle Berger, isabelle.berger@bern-ost.ch
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Erstellt: 09.06.2019
Geändert: 11.06.2019
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