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Käserei Arni: Jetzt hat die Genossenschaft endgültig entschieden
Inzwischen ist offiziell, was schon länger befürchtet wurde: Arni verliert auch den letzten Laden, die Chäsi. Die Genossenschaft hat das «Aus» beschlossen, weil nach Umstrukturierungen der Firma Cremo keine Käseabnahmeverträge mehr bestehen. «Das schmerzt, ich hätte gerne weitergemacht», sagt Betriebsleiter Markus Leuenberger. Er erzählt, wie es mit der Chäsi weitergeht.
Mitten im Dorf steht die Chäsi Arni, ein Haus wie aus dem Bilderbuch. Im Laden verkauft Käserin Theres Aeschbacher der Kundschaft frische Milch, Butter und Crème fraîche, Schlagrahm, Joghurt, Quark, Ziger, Molke, Emmentaler in drei Reifegraden und viel anderes: Alles aus frischer Milch produziert und mit dem speziellen Käserei-Logo «Arni-Milch» versehen.
Frisch verarbeitet – jetzt noch
Diese frisch gemolkene und silofreie Milch wird mehrheitlich morgens und abends von den Bauern aus der Umgebung gebracht. Betriebsleiter Markus Leuenberger und sein Team nehmen sie zweimal täglich an und verarbeiten sie. Aber nicht mehr lange: «Mängi Sitzig gha, mängs Telefongspräch gfüehrt, viu müglechi Lösigsvariante düregstudiert», so informieren Markus Leuenberger und Theres Aeschbacher in einem Schreiben, das ihre Kundschaft dieser Tage erhält. Aber, so das betrübte Fazit: «Leider aus nüt gsi ...»
Ende April ist es aus
Die Chäsi Arni ist ein Genossenschaftsbetrieb. Gestern haben die Genossenschafter:innen auf die Betriebslage reagiert und offiziell beschlossen, was bereits gemunkelt wurde: Die Käseproduktion wird auf 1. Mai 2025 eingestellt. Die Käserei Arni wird noch eine Weile geöffnet bleiben, so dass die Milch im Tank der Käserei gesammelt werden kann. «Solange noch Milch geliefert wird, werde ich auch noch Mutschli, Joghurt und anderes produzieren», das steht für Käser Leuenberger fest. «Danach werden wir unsere Milch für Kaffee bei einem Bauern einkaufen gehen.»
«Hätten gerne weitergemacht»
Kurz hatte es im April ausgesehen, als könnte sich das Blatt noch wenden und ein Rettungsversuch in letzter Minute gelingen. Aber diese Hoffnung hat sich letzte Woche endgültig zerschlagen. Das trifft Markus Leuenberger hart, er und seine Partnerin Theres Aeschbacher haben die Chäsi Arni seit 2009 mit viel Herzblut betrieben. «Dieser Tage stehe ich genau seit 40 Jahren am Kessi», sagt er. «Und wir hätten beide gerne noch ein paar Jahre weitergemacht.» An der Kundschaft im Laden, betont er dann, liege es nicht, die sei ihnen immer treu gewesen. Einige kämen sogar von weither und deckten sich mit dem speziellen Arni-Emmentaler ein.
Milchmarkt ist in Schieflage
Nein, erklärt Leuenberger, das Problem sei ein strukturelles: Das fast hundertjährige Milchverarbeitungsunternehmen Cremo habe umstrukturiert und zahlreiche Käseabnahmeverträge für Emmentaler mit dem Gütesiegel AOP («Appellation d’Origine Protegée») nicht erneuert. «Auf dem Milchmarkt ist alles in Bewegung», fasst Leuenberger zusammen: Der starke Franken, die geopolitische Lage – «es ist sehr kompliziert, und es hat sich seit Jahren abgezeichnet, dass es schwierig wird».
Was läuft denn jetzt mit der Chäsi?
Wie also geht es weiter – mit der Chäsi Arni, aber auch mit Markus Leuenberger und Theres Aeschbacher? «Ich bin als Betriebsleiter der Genossenschaft angestellt», erklärt Leuenberger. «So lange noch Käse im Keller liegt, bin ich noch da.» Bis Ende Juli haben die beiden also voraussichtlich noch Arbeit. «Sobald aber in der Käserei keine Milch mehr gesammelt wird, ist ungewiss, was aus dem Laden wird.»
Und wo werden die beiden wohnen?
Das heisst für die beiden, dass sie in absehbarer Zeit ein neues Zuhause suchen: Zurzeit wohnen sie in der Wohnung über der Chäsi, nach dem Ende wolle die Genossenschaft das Haus aber verkaufen. Das, weiss Leuenberger, dauere erfahrungsgemäss drei bis fünf Jahre, und in dieser Zeit können die beiden voraussichtlich noch eine Weile darin bleiben: «Das ist im Interesse der Genossenschaft, denn sonst fallen die Miet-Erträge aus, und eine unbeheizte Liegenschaft nimmt Schaden.»
Ziel: «Ans Kessi. Zusammen.»
Demnächst sucht das Paar vor allem eine neue Stelle. Markus Leuenbergers Ziel: «Ans Kessi, aber zusammen mit Theres.» Mit ihr, sagt er, arbeite er seit fast 25 Jahren zusammen, und auf sie könne er sich blindlings verlassen. Sie habe 1992 als erste weibliche Käserin der Berufsschule Langnau abgeschlossen und verstehe das Handwerk: Als er früher noch bei der Feuerwehr war, übernahm sie jeweils, wenn er zu einem Einsatz gerufen wurde. «Wenn ich wieder zurückkam, übergab sie mir kurzum wieder, das ging in einem Fluss.»
«Gute Milchtechnologen sind gesucht»
Zuerst aber suchte der Käser Lösungen für seine drei Lernenden. Er staunt, wie schnell für alle eine Lösung eingefädelt werden konnte, alle haben bereits neue Angebote in Aussicht. Generell, freut sich Leuenberger, seien gute Käserinnen und Käser überall gesucht: «Sogar mir mit meinen 56 Jahren sind schon ganz erstaunliche Angebote zugetragen worden.» Er hat daher keine Sorge, dass er und seine Partnerin wieder etwas finden. «Wer Milchtechnologe gelernt hat, dem können Langeweile und Armut ins Füdle blasen», wie er es salopp ausdrückt.
«Lädeli wird fehlen»
Was ihm allerdings sehr zu schaffen macht, ist die Tatsache, dass die Chäsi als letztes Lädeli in Arni wegfallen wird. Künftig seien die nächsten Läden in Oberthal, Biglen oder Zäziwil zu finden. «Das ist für mich ein Gewissenskonflikt, denn die Chäsi wird fehlen.» Aber für ihn kommt nur in Frage, vor Ort Produkte aus frischer Milch zu produzieren. «Etwas anderes wäre nicht echt, sondern könnte irgendwo angeboten werden.» Das heisst, Ziger, Quark, Molke und all die anderen Produkte aus frischer «Arni-Milch» werden künftig nur noch eine schöne Erinnerung sein.
Erstellt:
29.04.2025
Geändert: 29.04.2025
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