- Region
Schliessung Chäsi Tägertschi: Fast alle liefern nach Zäziwil
Seit dem 1. Juni ist die Chäsi Tägertschi geschlossen. Der Laden der Käsereigenossenschaft soll veräussert werden. Die meisten Genossenschafter beliefern nun die Käserei Eyweid in Zäziwil. Nur der Präsident Markus Hänni wurde abgewiesen.
Im Dezember gab der Präsident der Käsereigenossenschaft Tägertschi Markus Hänni die Schliessung der Chäsi und des Ladens auf Ende Mai bekannt. Betriebsleiter Ueli Böhlen ging in Pension und mehrere grössere Investitionen wären angestanden. Aus wirtschaftlichen Gründen entschloss sich die Genossenschaft den Betrieb in Tägertschi einzustellen. Die schlechte Lage des Emmentalermarkts sowie die ursprünglich geplante Nachfolgelösung, hätten die nötigen Investitionen nicht gerechtfertigt.
Wegen Melkroboter abgelehnt
Jetzt steht das Käsereigebäude leer und geschlossen mitten im Dorf. Was in Zukunft damit geschieht, ist nicht klar. Laut Hänni sei das noch nicht definitiv beschlossen. Es wird aber wohl auf einen Verkauf hinauslaufen. Einige der ehemaligen Mitarbeiter der Chäsi gingen in Pension. Die gesamte restliche Belegschaft, inklusive Lehrlingen, fand eine neue Anstellung in der Region, einer davon in der Käserei Eyweid in Zäziwil. Dort liefern die meisten Genossenschafter (ausser denen, die mit der Milchwirtschaft aufgehört haben) und der ehemalige Gastlieferant in Tägertschi jetzt ihre Milch ab. Nur Hänni wurde in Zäziwil abgewiesen.
"Ich erhielt mündlich im Voraus eine Zusage. Als es dann ernst wurde, lehnten sie mich ab", sagt Hänni. Eigentlich sei er sich mit Käsereimeister Urs Glauser einig gewesen. Dann habe die Jumi AG, welche die Käsereiprodukte vermarktet und von Urs Glausers Sohn Mike mitbegründet wurde, das Veto eingelegt. Hänni verwendet als einziger der Genossenschafter aus Tägertschi einen Melkroboter für seine 45 Kühe. Aus diesem Grund wolle Jumi seine Milch nicht.
"Hätten ihn gerne gehabt"
Urs Glauser bestätigt zwar den Grund für die Ablehnung, schildert jedoch die Vorgeschichte etwas anders. "Wir hätten Markus Hänni gerne bei uns gehabt", sagt der Käsereimeister. Die Kommunikation habe allerdings nicht gut funktioniert. Laut Glauser habe sich Hänni den Melkroboter erst nach dem ersten Kontakt neu angeschafft, wodurch sich die Situation veränderte. Er selbst halte Roboter nicht für etwas schlechtes, weder was die Qualität der Milch anbelangt, noch das Wohl der Tiere. Es gehe eher um die Wahrnehmung der Kunden. "Noch ist der Melkroboter in der Bevölkerung nicht richtig akzeptiert. Deshalb verzichten wir vorerst auf solche Milch", erklärt Glauser.
Mangels Alternativen liefert Hänni seine Milch jetzt bei Emmi ab. Da sie dort für die Industrie benutzt wird, erhält er weniger Geld für den Liter. Auf der anderen Seite muss er weniger Auflagen erfüllen. Beispielsweise darf er mit Silage füttern. Das wird er demnächst auch tun. Nachdem die Zukunft des Chäsi-Hauses geklärt ist, soll die Genossenschaft Tägertschi langfristig aufgelöst werden. Obwohl Hänni mit dem Ausgang der Geschichte etwas hadert, bereut er nichts: "Ich bin immer noch überzeugt, dass es der richtige Entscheid war, die Chäsi in Tägertschi zu schliessen."
Erstellt:
17.06.2020
Geändert: 17.06.2020
Klicks heute:
Klicks total:
Bei BERN-OST gibt es weder Bezahlschranken noch Login-Pflicht - vor allem wegen der Trägerschaft durch die Genossenschaft EvK. Falls Sie uns gerne mit einem kleinen Betrag unterstützen möchten, haben Sie die Möglichkeit, dies hier zu tun.