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Kiesen: «Eine Kostensicherheit gibt es nie»

An der Informationsveranstaltung zur Dorf- und Schulentwicklung in der Turnhalle blieb kaum ein Stuhl leer. Nach wie vor herrscht bei der Bevölkerung viel Unsicherheit über das grosse Projekt. Im April wird an einer ausserordentlichen Gemeindversammlung über einen ersten Planungskredit abgestimmt.

Die Gemeinde Kiesen plant ein grosses Bauprojekt, das sowohl die Schulanlage, das Gemeindehaus, die Turnhalle und einen Neubau mit Wohnungen beinhaltet (BERN-OST berichtete). Gemeindepräsident Ernst Waber und die zuständigen Gemeinderatsmitglieder erklärten, was bisher geschah, welches die Ziele sind und wie die nächsten Schritte aussehen.

 

Varianten aus der Bevölkerung

Wie schon an der letzten Gemeindeversammlung, gab es viele Fragen aus der Bevölkerung. So wurde dem Gemeinderat vorgeworfen, dass die Varianten aus dem Workshop nicht erwähnt und weiterverfolgt wurden. Beispielsweise der Vorschlag, dass die Gemeinde ausschliesslich auf dem eigenen Bauland baut.  Gemeindepräsident Waber entgegnete: «Die anderen Varianten sind noch nicht vom Tisch, dies ist nur ein Richtprojekt.»

 

Eine Kostensicherheit gibt es nicht

Viele Fragen warf die Finanzierung auf. Ein Anwesender hinterfragte die Schätzung der Verkaufssumme des Wohnbaulandes: «Der Wert des Quadratmeters wird erst noch geschätzt und die Anzahl ist auch noch ungewiss. Ich finde es fragwürdig, wie man so schon einen Verkaufspreis festlegen kann.» Ein anderer Bewohner aus Kiesen meinte: «Man muss bei den Finanzen von einem Plus oder Minus von 20 Prozent ausgehen. Dies wurde aber nirgends so festgehalten. 20 Prozent mehr wären allerdings eine sehr grosse Summe, die auf die Steuerzahler:innen zukäme.»

 

Der Gemeindepräsident erklärte: «Die Schätzungen wurden so gut wie möglich gemacht. Der Quadratmeter-Preis wurde aktuell noch ziemlich tief gesetzt und wird eventuell noch höher.» Der anwesende Bauingenieur Jürg Scheidegger, der die Gemeinde schon länger begleitet, erklärte es so: «Was die 20 Prozent angeht, bin ich einverstanden. Aber wir begleiten solche Verfahren oft: Wenn wir bei allen Projekten immer 20 Prozent daneben lägen, gäbe es die Firma nicht mehr.» Man habe Methoden, um zu berechnen, was die Fläche in etwa kosten werde. Aber: «Eine Kostensicherheit gibt es nicht - die gibt es nie.»

 

Kritische Fragen

Ein weiterer Anwesender erinnerte an andere Projekte wie zum Beispiel «Hochwasserschutz Aare, Wasserbauplan Kiesen–Jaberg», das auch kosten werde. Der Gemeindepräsident erklärte: «Da laufen Verhandlungen, wer was zahlen wird. Ausserdem haben wir zwei Promotionen gemacht beim Grossrat.»

 

Ein Versammlungsteilnehmer fand: «Mit einem bescheidenen Projekt würde Kiesen besser dastehen.». Einige hatten Bedenken bezüglich dem Abriss der bestehenden Gebäude. «Wir wollen verhindern, unnötige Ausgaben zu machen. Diese Zahlen sind realistisch, wir haben dies schon öfters gemacht», erklärt Scheidegger, «der Gemeinderat will nicht etwas realisieren, das viel zu gross ist.»

 

«Kein Luxus für die Lehrer»

Ein paar Aussagen von Gemeindebürgern sorgten im Publikum für Lacher. So etwa die Meinung eines Teilnehmers, dass man in diesem Projekt nur das Minimum machen könnte, es brauche «keinen Luxus für die Lehrer». Derselbe Herr meinte als Anspielung auf die Wohnüberbauung des Projekts, er wolle «nicht mehr Bewohner in Kiesen».

 

Ein weiterer Einwohner hinterfragte die Investition für die Schule, da die Kinder ab der 5. Klasse ohnehin nach Wichtrach zur Schule gehen. Auch sein Einwurf löste ein Gemurmel und einige Schmunzler aus.

 

Vorbildlich und korrekt

Immer wieder kamen aber auch Stimmen für das Projekt. Ein Anwesender, der sich als Fachmann im Baurecht vorstellte, lobte das Vorgehen: «Der Gemeinderat macht dies alles sehr vorbildlich, und der Prozess läuft so korrekt. Es verläuft sehr demokratisch, da immer wieder abgestimmt und informiert wird.» Applaus folgte. Eine weitere Stimme meinte: «Die Visionen zeigen ein Generationenprojekt. Der Wohlstand fängt bei der Bildung an.»

 

Einnahmen seien vorhanden - so oder so

Sichtbar wurde an der Versammlung: Den meisten Anwesenden ist klar, dass etwas gemacht werden muss. Nur bei der Umsetzung ist man sich nicht einig. Zum Schluss meinte ein Anwesender: «Die Schule ist schon lange ein Thema. Es wurde aber verschlafen und nun kommt alles auf einmal.» Die Bedürfnisse seien gestiegen und die Gemeinde sei gewachsen. «Es ist ein Riesenbetrag, aber es ist gut investiertes Geld. Es ist für alle ein Wagnis, auch für den Gemeinderat. Ziel muss sein, dass wir eine Änderung hinbekommen.»

 

Für diese Aussage erntete er viel Applaus. Noch mehr Applaus und etliche Lacher erntete er mit seinem nicht ganz ernst gemeinten Schlusssatz: «Und vergesst nicht, wir haben Einnahmen: Denkt nur an das Parkreglement von Kiesen.»

 

[i] Am 25. April 2024 findet eine ausserordentliche Gemeindeversammlung statt. Dort wird über einen ersten Planungskredit von 150'000 Franken abgestimmt.


Autor:in
Pascale Groschel, pascale.groschel@bern-ost.ch
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Erstellt: 24.03.2024
Geändert: 25.03.2024
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