- Kultur
Kiesen - «Vom Bäri zum Tankwage»
Die neue Ausstellung «Milch - Transport und Handel im Nationalen Milchwirtschaftlichen Museum in Kiesen zeigt die ganze Entwicklung des Milchtransports der Frischmilch.
Die tägliche Versorgung der Frischmilch - als wichtiges aber verderbliches Grundnahrungsmittel - ist das Thema der neuen Wechselausstellung im Nationalen Milchwirtschaftlichen Museum in Kiesen. Vereinspräsident René Ryser und Kurator Peter Gerber eröffneten am vergangenen Montag die neue Ausstellung Milch - Transport und Handel. «Ich bin sehr froh, haben wir mit Peter Gerber einen so engagierten Kurator. In kurzer Zeit hat er diese eindrucksvolle Ausstellung erstellt», freut sich René Ryser. Nicht alleine habe er die Ausstellung erstellt, sagte Peter Gerber. «Dank der wertvollen Mithilfe von Christian Moser, Beat Bigler und Hans Spring ist diese Wechselausstellung - die jetzt zwei Jahre zu sehen ist - entstanden». Im Januar startete die Crew mit den Recherchen, so sei die attraktive Ausstellung in sehr kurzer Zeit entstanden. Zum Teil sind auch einige Jugend-Erfahrungen der Helfenden mit eingeflossen, fuhr Peter Gerber fort.
Miuchgässli u Miuchchäschtli
Der bis heute gebliebene Name Milchgässli beim Bahnhof Bern kommt nicht von ungefähr. Hier wurde - dem alten Bahnhof entlang - um 1920 die Milch hingebracht und zum Verteilen verkauft. Ab 1936 erfolgte die Verteilung in der Verbandsmolkerei - heute Emmi - an der Laupenstrasse. Wie diese vergangene Geschichte wird auch der heute noch genutzte Begriff «Miuchchäschtli» im Museum ins Licht gerückt. Früher spielte bei der Frischmilch-Hauszustellung der Milchkasten eine wichtige Rolle. «Wegen der frühen Anlieferung am Morgen oder weil die Bewohner auswärtig arbeiteten, konnte die Milch nicht persönlich übergeben werden. Wie heute beim Online-Shopping wurde die bestellte Milch gebracht - vor Ort in Kessel abgefüllt - in den Milchkasten gestellt und im Milchbüchlein notiert. Bezahlt wurde je nach Abmachung ein- bis mehrmals pro Monat», erzählt Peter Gerber. Der Milchkasten ist als «Miuchchäschtli im Volksmund geblieben, nur passen heute die Milchkessel nicht mehr in den Briefkasten. Man mag sich vielleicht noch an den Milchmann erinnern - er fuhr früher von Haus zu Haus - und verkaufte die Milch und Milchprodukte direkt vor Ort. Wie die Recherchen von Peter Gerber zeigen, wurde die Milchanlieferung durch den bekannten Autor Peter Bichsel 1964 in einer Kurzgeschichte - Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennenlernen - verewigt.
Vom Bäri zum Tanklastwagen
Vor der Haltbarmachung war die schnelle Lieferung der leicht verderblichen Frischmilch wichtig. Diese Lieferung hat sich komplett verändert und wird in der Ausstellung dokumentiert. So hat der Tanklastwagen die Handwagen, Hofhunde- oder Pferdegespanne und mit Milchkannen gefüllte Eisenbahnwagen zum Teil abgelöst. Dennoch wird die Milch vielerorts noch vom Bauernhof zur Annahmestelle oder Käserei mit den bekannten Milchkannen gebracht. Vom ersten Lastwagen mit einem aufgesetzten Tank sowie mit den heutigen Tankwagen - sie sind bestens für den Transport eingerichtet - wird die heutige Beförderung der Frischmilch aufgezeigt. Dabei sind auch die Hygienevorschriften und die Mengenerfassung, Bezahlung inklusive der Milchproben ein wichtiges Thema. Rundum, auch wenn die Milch heute im Tetrapak gekauft wird, die Entwicklung ist höchst faszinierend.
Öffnungszeiten unter: www.museumkiesen.ch
Erstellt:
04.04.2023
Geändert: 04.04.2023
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