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Kinostart für Film aus Worb: Ein Bagger, ein Todesfall und viel Schweigen
Ein Todesfall in einer Familie, das Schweigen über Gefühle – und tanzende Bagger auf einem Worber Firmenareal. Der Kinofilm «Bagger Drama» wurde in Worb gedreht. Regisseur Piet Baumgartner spricht über Trauer – und eine Szene, die ihn heute noch berührt.
Vor zwei Jahren fanden Dreharbeiten in Worb für einen Film statt. Über BERN-OST suchte damals die Verleihfirma Statistinnen und Statisten, die mitmachen wollten. Jetzt kommt der Film «Bagger Drama» in die Kinos. Wir haben mit dem Regisseur Piet Baumgartner gesprochen.
BERN-OST: Piet Baumgartner, der Film «Bagger Drama» wurde zu einem grossen Teil in Worb gedreht – warum ausgerechnet in Worb?
Piet Baumgartner: Wir haben eine Baggerfirma gesucht, bei der wir drehen konnten, und sind so auf die Firma Huppenkothen in Worb SBB gekommen. Sie kamen uns entgegen, liessen uns auf dem Areal drehen und es klappte alles super. Ich erinnere mich noch gut, dass es sehr heiss war, als wir dort drehten.
Wo habt ihr sonst noch gedreht?
Wir konnten auch noch das damals leerstehende Restaurant Hirschen in Worb für weitere Dreharbeiten nutzen. Zudem drehten wir noch bei einem Tierarzt in Worb.
Im Film «Bagger Drama» geht es um einen Todesfall in einer Unternehmerfamilie – wie sind Sie auf das Thema gekommen?
Im Film geht es um eine kleine Firma, die Bagger vermietet. Es ist meine bisher persönlichste Arbeit. Meine Schwester ist vor 20 Jahren gestorben, als ich 21 war. In meiner Familie trauerten alle für sich und man musste sich neu finden. Ich bin in einer kleinen Gemeinde im Seeland aufgewachsen, wo jeder jeden kennt. Es scheint dort eine Scham zu geben, über Gefühle zu sprechen. Dies war der Ausgangspunkt für den Film: Was passiert mit einer Familie, wenn sie nicht gewohnt ist, über einen Todesfall zu sprechen?
Wie ging es Ihnen nach diesem Todesfall?
Heute geht es mir gut, aber verarbeitet ist es noch nicht. Die Zeit hilft, wie immer, neben all dem Schlimmen, kann man aber auch etwas Gutes darin finden. Dass man sich als Familie auch mal hinterfragt und schaut, wo man steht. So lernten wir uns wieder neu kennen.
Warum denken Sie, spricht man da nicht drüber?
Man spricht schon darüber. Aber ganz allgemein wird sehr wenig über Liebe, Gefühle und Sex gesprochen. Wir erhielten damals viel Anteilnahme. Aber die Kommunikation ist schwierig, oft hat man Angst etwas Falsches zu sagen. Dadurch wird vielleicht zu wenig miteinander gesprochen, wodurch wiederum Missverständnisse entstehen können.
Zurück zum Film, welches ist Ihre Lieblingsszene im Film?
Das ist schon die Baggerchoreographie, in der Szene, wenn die Bagger tanzen. Dies macht den Film schon speziell.
Für wen ist der Film?
Es geht um die Nachfolge in einem Familienbetrieb, aber auch um Trauer. Was mir gefällt, dass jemand den Film schauen geht und etwas anderes entdeckt als man erwartet hat.
[i] Bagger Drama läuft ab 2. Mai im Chinoworb
Bagger Drama feierte seine Premiere am San Sebastián Film Festival und wurde dort mit dem New Directors Award ausgezeichnet. Zudem erhielt der Film zwei Max-Ophüls-Preise.
Erstellt:
01.05.2025
Geändert: 01.05.2025
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