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Konolfingen - "Dürrenmatt" war Gast in Stalden

Quelle
Thuner Tagblatt

Die Thunerseespiele haben ihre neue Saison offiziell eingeläutet. In Friedrich Dürrenmatts Heimatgemeinde Stalden – heute Konolfingen – gab Komponist Moritz Schneider Einblicke in die Stückentwicklung von «Der Besuch der alten Dame». Auch der Autor war zu Gast – Stefan «Jogi» Jost alias Friedrich Dürrenmatt.

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Friedrich Dürrenmatt (Stefan «Jogi» Jost)war selbst Gast: Die Thunerseespiele eröffneten gestern mit Tischgesprächen in Dürrenmatts Heimatort Stalden (heute Konolfingen) die neue Saison, in welcher das Musical «Der Besuch der alten Dame» inszeniert wird.
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Das Kreativteam mit (v.l.) Produktionsleiter Markus Dinhobl, dem musikalischen Leiter Iwan Wassilevski und Komponist Moritz Schneider gewährte danach einen Einblick in die Stückentwicklung.
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«Die alte Dame ist ein böses Stück, doch gerade deshalb darf es nicht böse, sondern muss aufs Humanste wiedergegeben werden, mit Trauer, nicht mit Zorn, doch auch mit Humor, denn nichts schadet dieser Komödie, die so tragisch endet, mehr als tierischer Ernst.» Dieses Zitat von Friedrich Dürrenmatt (1921– 1990) schrieben die Thunerseespiele auf ihre Einladung zum gestrigen Auftakt des Musicals «Der Besuch der alten Dame». Sie luden sozusagen in die Welt von Güllen vor der Rückkehr von Claire Zachanassian ein, zum Bahnhof in Stalden bei Konolfingen. In Stalden deshalb, weil Dürrenmatts Heimatgemeinde Stalden war (heute Konolfingen).

«Es wird eine rockig-moderne Inszenierung einer alten Geschichte, die immer noch und immer wieder aktuell ist», steht auf der Karte, die mit der Unterschrift von Friedrich Dürrenmatt visiert ist. Mit aktuell gemeint ist vor allem die Macht des Geldes. Bekanntlich war es dem Autor unter anderem wichtig, aufzuzeigen, dass und wie Geld die Welt und Menschen regiert und mit welchen Moralitäten.

Friedrich Dürrenmatt sprach

In einem Tischgespräch mit Stefan «Jogi» Jost alias Friedrich Dürrenmatt stimmten die Thunerseespiele die geladenen Gäste auf das bevorstehende Stück ein. Sozusagen als Vorlage dienten drei Publikationen, in denen sich Dürrenmatt zu seinem Stück geäussert hatte: Werkstattgespräche in München (1961), je ein Interview in der «Weltwoche» (1977) und im «SonntagsBlick» (1980). «Es ist für mich etwas gespenstisch Grossartiges, dass eine aus Rache das wird, wozu die Gesellschaft sie stempelt, und dies dann im Grossen tut», gibt Jost Dürrenmatts Worte zur Multimilliardärin Claire Zachanassian wieder. Sie, die alte Dame, die in seinem Stück aus Trotz Dirne im Puff wurde.

Auch erklärte Jost alias Dürrenmatt unter anderem, weshalb die alte Dame eine Beinprothese trägt: «Weil sie einen Autounfall hatte. Denn ich musste sie mit dem Zug nach Güllen und zu ihrem ehemaligen Geliebten bringen, da der Bahnhof als Theatermilieu sein musste.»

Das Stück wird entwickelt

Komponist Moritz Schneider, der musikalische Leiter Iwan Wassilevski und Produktionsleiter Markus Dinhobl gewährten danach einen Einblick in die Stückentwicklung für das Musical «Der Besuch der alten Dame». Die tragische Komödie wird nach Dürrenmatts gleichnamiger Vorlage für die Seebühne umgewandelt. «Wir sind im Moment in der Endphase der Entwicklung von Texten und Liedern, an denen wir nach stetiger Absprache der Dramaturgie einzeln gearbeitet haben», sagte Schneider. «Im Dezember treffen wir uns wieder, besprechen die vorhandenen Elemente und führen danach alles zusammen.» Bis zu den Workshops im März, wo auch die Darstellenden dabei seien, werde danach weiter am Stück gefeilt.

Zur Erinnerung: Mit den Autoren für das Musical «Dällebach Kari» wird auch dieses Mal gearbeitet. Für die Musik sind zuständig Moritz Schneider und Michael Reed, für das Buch Christian Struppeck und für die Liedtexte Wolfgang Hofer. Regie führt Andreas Gergen, für die Choreografie zeichnet Simon Eichenberger, die musikalische Leitung obliegt Iwan Wassilevski und die Chorleitung Ben Vatter.

Zweites Casting für Profis

Wer nun Claire Zachanassian, ihren ehemaligen Geliebten Alfred Ill und all die anderen Rollen spielen wird, ist noch offen. «Aus den rund 700 Bewerbungen haben wir 240 Personen zum Casting für die Profirollen gerufen, für das zweite Casting werden nun noch 70 Personen eingeladen», erklärt die Medienverantwortliche Silvia Rivola.

Diese professionellen Darstellerinnen und Darsteller seien bereits auf die Rollen zugewiesen, und pro Rolle würden zwei bis drei antreten. «Doch es wird nächstes Jahr, bis die Verträge unterzeichnet sind und wir Namen nennen können.»

Künstlerische Leitung offen

Wer bei den Thunerseespielen in Zukunft die Funktion des ausführenden Produzenten oder der ausführenden Produzentin übernehmen wird, soll laut Silvia Rivola im Dezember entschieden und bekannt gegeben werden. In Zukunft wird übrigens nicht mehr der Thuner Fotograf Markus Grunder für die Thunerseespiele fotografieren, sondern Sandra Studer Nyffeler. Sie führt in Thun das eigene Studio Foto4you.

Am 2. Dezember finden im Seespielhaus an der Länggasse 57 in Thun als nächstes noch die Castings für die Chormitglieder statt. Der Vorverkauf für die Tickets für «Der Besuch der alten Dame» ist eröffnet worden.

 www.thunerseespiele.ch

[i] Eine BERN-OST Bildergalerie folgt...

Autor:in
Franziska Streun, Thuner Tagblatt
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Erstellt: 30.11.2012
Geändert: 30.11.2012
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