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Konolfingen - Loki-Lise grüsst Queen Elizabeth
Am 2. Juni 1953 geschah es: In London bekam eine Prinzessin ihre Krone und in Bern ein Lokführer eine neue Maschine. Zu Ehren der Königin taufte er sie Elisabeth. Am 8. Juni ist Lise in Konolfingen zu sehen.
Es war einmal eine kleine Dampflokomotive, eine wirklich kleine Lok. Sie wog bloss 35 Tonnen. Unter den Lokomotiven ist man damit ein Niemand. Eine kleine Nummer war das Lokomotivchen auch, weil es nie in die weite Welt hinausdampfen durfte, sondern bloss mit Kohle hin- und herpendeln musste – vom Berner Gaswerk im Marzili zum Güterbahnhof.
Die Geschichte des Tellerwäschers, der Millionär wurde, ist bekannt. Die Geschichte des kleinen Schnauberli, das es zur Nassdampfkönigin brachte, freut ebenso. Sie geht so: Jahrzehntelang dampfte das 1908 gebaute Gefährt namenlos zwischen Güterbahnhof und Marzer hin und her. Doch dann, am 2. Juni 1953, schlug seine Stunde, in Westminster Abbey nämlich, wo die Glocken läuteten und Princess Elizabeth zur Königin von Grossbritannien und Nordirland gekrönt wurde.
Aschi im Glück
An diesem Tag bekamen zwei Menschen Bedeutungsvolles: In London erhielt die Prinzessin ihre Krone, in Bern ein Lokführer eine neue Maschine: Ernst Häfeli übernahm die Gaswerkloki. Vermutlich bewunderte Häfeli Aschi die junge Königin. Im Gedenken an die grosse Stunde in England taufte er nämlich seinen schwarzen Schützling auf den Namen Elisabeth.
Bern ist nicht London, und das unterdessen stillgelegte Gaswerk im Marzer ist nicht der Buckingham-Palast. Aus Elisabeth machte der hiesige Volksmund bald ein Lisebethli und später eine Lise. Die Queen wäre wohl not amused, wenn man sie so ansprechen würde. Die Loki machte sich nichts draus. Wieso auch?
Lise auf dem Abstellgleis
Selbst Promis freuten sich, wenn sie von Lise abgeschleppt wurden. Als sich Bern 1967 dem Gasverbund Mittelland anschloss, transportierte sie bei den Feiern einen Wagen mit Würdenträgern die Aare entlang. Der Anlass bedeutete allerdings auch, dass Lise vorläufig aufs Abstellgleis geriet. Der Verbund machte das Berner Gaswerk und damit die Bahn dorthin überflüssig. Lise verabschiedete sich mit einer Galavorstellung. Am Waberer Herbstfest von 1968 zog sie überfüllte Waggons mit Festteilnehmern auf den bald darauf demontierten Schienen. Dass sie sich dabei so sympathisch in Szene gesetzt hatte, war ihre Rettung. Der Berner Gemeinderat kaufte Lise für 5000 Franken. Handwerkerstifte der Druckmaschinenfabrik Wifag setzten sie tipptopp instand.
Der Verein Dampfbahn Bern übernahm die Lokomotive, stellte sie erst in Laupen und dann in Burgdorf unter. Eine vorläufig letzte Bleibe hat Lise jetzt im Depot Konolfingen. Hier präsentiert sie sich am Tag der offenen Tür vom 8. Juni. Die Dampfbahnfreunde organisieren an diesem Anlass Nostalgiefahrten. Lise ist nicht dabei. Sie leidet an einer Kesselschwäche. In drei Jahren, so hofft der Dampfbahnverein, wird sie erneut munter sein. Dann wird die Queenloki zwar nicht mit blauem Blut, aber wieder mit roter Glut durchs Bernbiet dampfen.
Lise erleben: Samstag, 8. Juni, 10 bis 16 Uhr. Tag der offenen Tür, Depotwerkstätte Konolfingen.
Lise erleben: Samstag, 8. Juni, 10 bis 16 Uhr. Tag der offenen Tür, Depotwerkstätte Konolfingen.
Autor:in
Peter Steiger, Berner Zeitung BZ
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Erstellt:
03.06.2013
Geändert: 03.06.2013
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