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Schulhaus Stalden Konolfingen: Happige Mehrkosten müssen vors Volk

Das neue Schulhaus Stalden wird mindestens 6 Millionen teurer als der Kredit, zu dem das Stimmvolk vor vier Jahren Ja sagte. Voraussichtlich nächsten Frühling müssen die Konolfinger:innen deshalb erneut an die Urne. Der Weg zum Baustart im Mai könnte nochmals holprig werden.

Noch kann das neue Schulhaus im Stalden noch nicht gebaut werden. (Bilder: zvg, Archiv BERN-OST)
Gründe für die Merhkosten.
Die Teuerung sorgt für geschätzte 4 Millionen mehr.
Probleme gab es auch mit dem Baugrund.
Animation des ringförmigen Schulhaus, zu dem das Stimmvolk vor vier Jahren sehr knapp Ja gesagt hat.
Gemeindepräsident Heinz Suter (Mitte).

Schon vier Jahre ist es her, dass die Konolfinger Stimmbürger:innen dem Bau eines neuen Schulhauses und damit der Zentralisierung der Primarschule in der "Schullandschaft Stalden" zustimmten. Der Entscheid für den 31,3-Millionenkredit fiel mit 990 Ja gegen 987 Nein-Stimmen hauchdünn aus. Gegen die Abstimmung gab es Beschwerden, die das Projekt blockierten und die in letzter Instanz erst diesen Sommer abgewiesen wurden.

 

Nun muss das Projekt ein zweites Mal an die Urne. Der Grund: Es wird mindestens sechs Millionen teurer als geplant. Am Mittwochabend informierte der Konolfinger Gemeinderat die Bevölkerung. BERN-OST hat sich die Präsentation angesehen und mit Gemeindepräsident Heinz Suter (Mitte) gesprochen.

 

Mehr Platz für die Tagesschule

Die massive Kostensteigerung um 20 Prozent auf 36 Millionen Franken* hat demnach zwei Gründe. Einerseits wurde das Projekt erweitert. Grösser als im ersten Entwurf von 2018 vorgesehen, wird die Tageschule. Da hier der Bedarf seit der Abstimmung bereits um 50 Prozent gestiegen ist und die Gemeinde mit weiter steigenden Kinderzalen rechnet, hat sie im Untergeschoss weitere Räume eingeplant. Kostenpunkt: 1,3 Millionen. 

 

Probleme mit dem Baugrund

Für Mehrkosten sorgen auch neu aufgetauchte Probleme mit dem Baugrund (BERN-OST berichtete) und zusätzliche Gewässer- und Brandschutzmassnahmen. Demgegenüber stehen kleinere Einsparungen, so dass das ursprüngliche Kostenziel von 30 Millionen um 2 Millionen überschritten wird. 

 

Das allein würde den erneuten Urnengang aber noch nicht nötig machen. Mehrkosten von bis zu zehn Prozent, hier wären das drei Millionen, sind nicht unüblich und liegen in der Kompetenz des Gemeinderats.

 

Vier Millionen Teuerung

Der grosse Brocken ist die Teuerung. Zwar hat die Gemeinde laut Gemeindepräsident Suter noch keine konkreten Offerten eingeholt. Es sei aber bereits klar, dass die Teuerung der letzten Jahre für rund vier Millionen Mehrkosten gegenüber der Projektierung vor fünf Jahren sorgten.

 

Die hohen und bleibend unsicheren Energie- und Materialpreise machen die Situation noch komplizierter. "Im Moment machen die Unternehmen keine Offerten mit Fixpreisen, sondern mit Tagespreisen", sagt Suter, der nebst dem Präsidentenamt ein Unternehmen für Bauberatung besitzt. Abgerechnet werden die Energie- und Materialkosten zum Zeitpunkt der Ausführung.

 

Urnenabstimmung im Frühling?

Am 7. Oktober hat die Gemeinde das Bauprojekt beim Kanton zur Bewilligung eingereicht. Ohne Einsprachen rechnet Suter mit drei bis vier Monaten bis zur Baubewilligung. Parallel dazu werde man die Urnenabstimmung vorbereiten. Insbesondere muss der Gemeinderat über den Betrag entscheiden, den er dem Stimmvolk im Frühling vorlegen will, die vier Millionen Teuerung sind erst eine grobe Schätzung. Direkt nach einem Ja möchte der Gemeinderat im Mai das Baustart-Signal geben. Damit wäre das Schulhaus im Herbst 2025 bezugsbereit.

 

Für einen Baustart im Frühling müsste aber alles glatt verlaufen: Keine oder einfach behandelbare Einsprachen gegen das Bauprojekt, ein klares Volks-Ja zum happigen Nachkredit, keine Beschwerden gegen das Abstimmungsresultat und eine kluge Kalkulierung der zu erwartenden Mehrkosten. Geht alles schief, kommt es zu Verzögerungen, die wiederum die Kosten steigen lassen. Angesichts der Vorgeschichte des Projekts, wie fest glaubt Suter daran, dass die Gemeinde im Frühling baut?

 

Gemeinderat hofft auf klare Zustimmung

"Es ist sehr schwierig abzuschätzen", sagt er. "Es kann alles geben. Von einem sportlichen Vorankommen, wie wir es uns wünschen, bis dass wir noch einmal die ganze demokratische Palette durchlaufen müssen mit Einsprachen und Beschwerden."

 

Er glaube, dass die Stimmung diesmal weniger kritisch sei, weil es nicht mehr um das Prinzip der Schulzentralisierung gehe, sondern um das konkrete Projekt. "Die Leute wissen, dass wir Schulraum brauchen." Deshalb hoffe er auf eine klarere Zustimmung als bei der ersten Abstimmung. "Bei den Einsprachen kommt es darauf an, ob es um Anliegen von Anwohner:innen geht, die man hoffentlich bereinigen kann, oder um Grundsätzliches."

 

"Ohne Beschwerden wäre es schon zur Hälfte gebaut"

Als der Gemeinderat vor vier Jahren beim Stimmvolk den 31,3-Millionen-Kredit abholte, rechnete er mit einem Baustart Anfang 2020. Vor dem Krieg in der Ukraine mit seinen wirtschaftlichen Folgen, vor der Coronapandemie auch, die gerade bei Baumaterial bis heute für hohe Preise und Lieferungsengpässe sorgt. Wie genervt ist Heinz Suter von der jetzigen Situation? "Ohne die Beschwerden zur Abstimmung wäre das Schulhaus schon zur Hälfte gebaut und gezahlt", sagt er. "Aber ‚wetti, hätti’ bringt einen jetzt nicht weiter. Die Beschwerdeführenden haben ein demokratisches Recht wahrgenommen."

 

*Im ursprünglichen Kredit von 31,3 Millionen waren auch Projektierunskosten und die Sanierung des bestehenden Schulhauses Stalden enthalten. In seiner Präsentation rechnet der Gemeinderat mit gerundeten 30 Millionen ursprünglichen Kosten.

 

[i] An die Informationsveranstaltung kamen laut Heinz Suter rund 100 Leute. Für Fragen und Bedenken habe nebst den Finanzen vor allem der Baustellenverkehr gesorgt. "Ohne Lastwagen geht es nicht, das ist klar", sagt Suter. Mit einer guten Planung gebe es aber keinen Stau. Wichtig ist ihm auch, dass die Konolfinger:innen wissen: "Der Baustellenverkehr führt über die Thunstrasse, nicht über den Hübeliweg." Wie künftig die Schulwege verlaufen und wo der Schulbus fährt, wird erst noch entschieden. Hier gibt es eine Arbeitsgruppe "Schulwegkonzept", in der die Bevölkerung aufgerufen ist, sich einzubringen. Die ganze Präsentation und mehr Infos auf der Extra-Website der Gemeinde Konolfingen.


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
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Erstellt: 21.10.2022
Geändert: 21.10.2022
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