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Konolfingen - Weniger Energieverbrauch, hoher Komfort

Quelle
Wochen-Zeitung

Konolfingen: Sie benötigen nur etwa 20 Prozent der Energie eines konventionellen Mehrfamilienhauses. Die drei Neubauten am Libellenweg sind mit dem Minergie-P-Label ausgezeichnet.

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Noch wird gebohrt, gehämmert und geschliffen in den drei neuen Mehrfamilienhäusern am Libellenweg in Konolfingen. Die ersten der 32 Wohnungen sind Mitte April bezugsbereit. «Die Bewohner dürfen sich auf Wohnungen mit einem hohen Komfort an ruhiger und sonniger Lage freuen», lobt Beat Stucki die von seiner Firma, der Vario Immobilien, verwalteten Wohnungen. Mit solchen Attributen streicht jeder Immobilienhändler die Vorteile seines Objekts hervor. Deshalb geht Beat Stucki gerne ins Detail und hebt die Besonderheiten der Minergie-P-Überbauung hervor. Der grösste Vorteil sei der geringe Energieverbrauch, ohne dass dadurch der Komfort eingebüsst werde. «Konkret braucht ein Minergie-P-Bau zirka 80 Prozent weniger Energie als ein konventioneller», nennt Stucki als Beispiel. Das funktioniere, ohne dass die Bewohner im Winter einen zweiten Pullover tragen und heissen Tee schlürfen müssten, um nicht zu frieren.

Luftdicht und doch gelüftet


Ein wichtiger Punkt, um den Energieverbrauch gering zu halten, ist die Gebäudehülle. «Wir haben hier eine Isolation von 27 Zentimetern. Aus-
serdem gibt es keine Mauerdurchbrüche, zum Beispiel für Stromkabel.» Entscheidend sind weiter die Fenster, über die bei gewöhnlichen Bauten viel Wärme nach draussen entweicht. Nicht so am Libellenweg, wo alle Fenster – es sind viele und grosse – dreifach verglast sind. «Unsere Wohnungen sind luftdicht, das wird mit einem Überdruckgerät geprüft und ist eine Bedingung für Minergie-P», erklärt Beat Stucki. Wer nun befürchtet, dass sich in den Räumen Schimmelpilz breit macht, weil die feuchte Luft nicht entweichen kann, dem präsentiert Stucki mit Freude die Lüftung. «Das Prinzip ist einfach: in der Küche, im Bad und in der Waschküche wird Luft abgesaugt und nach draussen geführt. Mit der ihr entzogenen Wärme wird die gefilterte Frischluft von draussen aufgewärmt und in die Wohnräume abgegeben.» Dieser Luftaustausch gehe langsam, aber stetig vonstatten und sorge für ein angenehmes Raumklima. Auch wer sich den ganzen Tag auswärts aufhalte, kehre abends in eine gelüftete Wohnung zurück. Man müsse weder vor Durchzug noch vor Lärm Angst haben, versichert Beat Stucki.

Geheizt wird in den drei Mehrfamilienhäusern mittels einer Grundwasserwärmepumpe, die auch für warmes Wasser sorgt. Auf dem Dach liefern Sonnenkollektoren Strom ins Netz. Die Elektrogeräte weisen mindestens Energieeffizienz A auf. Komfort wird auch da gross geschrieben, so verfügt jede Wohnung über einen Steamer und eine eigene Waschmaschine mit Tumbler.

Höhere Kosten, mehr Wert


Wer im Minergie-P-Standart baut, muss viele Anforderungen erfüllen und nimmt damit höhere Baukosten in Kauf. Gegenüber Minergie (siehe Kasten) mache es zehn bis zwölf Prozent aus, weiss Stucki. Ohne Förderbeiträge des Kantons wäre eine solche Überbauung nicht rentabel; pro Haus gibts rund 100’000 Franken. Er betont, dass man für das Geld aber einen Mehrwert erhalte, eine hohe Bau- und Wohnqualität. Zudem könnten massiv Nebenkosten eingespart werden. «Pro Jahr fallen noch Energiekosten von etwa 300 Franken an.»

Können die Mehrkosten bei Eigentumswohnungen auf die Käufer überwälzt werden, ist dies bei Mietwohnungen schwieriger. «Ein Mieter schaut in erster Linie auf die Höhe der Miete und vergleicht. Da darf die Differenz zu einer konventionellen Wohnung nicht zu gross sein.» Trotz dieses Umstandes und der damit verbundenen kleineren Rendite werden nur 11 der 32 Wohnungen verkauft, die restlichen werden vermietet. Die Mietwohnungen sind genau gleich ausgestattet wie jene im Stockwerkeigentum. Das kommt offenbar an, ein Grossteil der Wohnungen sind bereits vergeben. Ihr Ziel sei, Minergie-P bekannter zu machen, betont Beat Stucki. «Wenn viele Überbauungen auf diese Weise erstellt würden, könnten auch die Preise gesenkt werden. Damit könnte diese Bauweise massentauglich werden.»

Minergie-P: strengere Vorschriften

Minergie ist ein Qualitätslabel für neue und modernisierte Gebäude. Der Standart Minergie-P («P» steht für Passivhaus) bezeichnet und qualifiziert Bauten, die einen noch tieferen Energieverbrauch als Minergie anstreben. Deshalb gelten dafür strengere Vorschriften (zum Beispiel drei- statt zweifach Verglasung, A-Haushaltgeräte, erneuerbare Energie). Für Minergie-P-Wohnbauten beträgt der Energiebedarf für Raumheizung, Wassererwärmung und Lufterneuerung nicht mehr als 30 Kilowattstunden je Quadratmeter beheizter Nutzfläche (Minergie: 38). Das Gebäudelabel Minergie-P ist für Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie für Verwaltungsbauten und Schulen anwendbar.

Autor:in
Silvia Ben el Warda-Wullschläger / Wochen-Zeitung
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Erstellt: 23.02.2012
Geändert: 23.02.2012
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