- Region
Konolfingen: Alle legen ihre eigene Spur
Barbara Klopfenstein war Gast am April-Seniorenstamm des Vereins Zäme Aktiv Region Konolfingen (ZAK). Sie erzählte spannende Geschichten von ihrem Weg durchs bisherige Leben.
Zum Aprilstamm konnte die Organisatorin der ZAK-Seniorenstämme, Susanne Brechbühl, mit dem Gast Barbara Klopfenstein, 30 Besucher begrüssen. Sie habe nicht so viele Besucher:innen im Mehrzweckraum der Stiftung Lebensart in Konolfingen erwartet, erklärte Klopfenstein. Als Älteste mit vier Geschwistern ist sie in Adelboden aufgewachsen. Mit Mundart-Müsterchen aus Adelboden startete die heutige Konolfingerin in den Nachmittag. "D'Urgrossmueter Germa isch ä resoluti gsi, di het de gseit wos düri geit" war eines dieser Müsterchen.
Die Prüfung zur Sekundarschule habe sie nur dank ihrem Aufsatz geschafft. "Ich war so schlecht im Rechnen, dass meine Lehrerin dem Rechnungslehrer meinen Aufsatz zeigte und ihm sagte, dass er ein Auge zudrücken soll, ich bestand". Heute wäre solches gar nicht mehr möglich, fährt Barbara Klopfenstein weiter. Beim Schulaustritt habe sie nicht gewusst – "ich hatte keinen Plan" – was sie lernen wollte und besuchte deshalb die neue Mädchenschule in Bern. "Ich hätte danach Physiotherapeutin werden wollen, weil aber viele diesen Weg gehen wollten, entschied ich mich anders".
Geerbt - aufgenommen - erhalten
"Vielleicht haben mich die Geschichten von Geburten ihrer Urgrossmutter, Grossmutter und Mutter und der Erzählung meines Vaters bei der Geburt meines jüngsten Bruders geprägt, dass ich mich dann für Hebamme entschieden habe". Eine Kollegin brachte mich auf die Idee, Hebamme zu werden. Bei der Aufnahmeprüfung war es dann wieder der Aufsatz, der ihr die Aufnahme ermöglichte. Im Frauenspital Bern begann ihre Lehre. Nach den ersten 10 Wochen Schule kam die erste Prüfung bei dem ein ganzer Kurs schlecht abschloss. "Der Lehrer – es war ein Gynäkologe – sagte: Meine Damen, der Ernst des Lebens hat begonnen – sysch nümm wie früecher, wome de no Hebamme lehrt weme nümme angersch cha". Mit allen Sinnen – hören, spüren, schmecken – sei es ein umfangreiches Handwerk von der Vorsorgeuntersuchung bis zum Wochenbett oder sogar darüber hinaus, erklärte sie.
Truthahn und Hausgeburt
Nach Erfahrungen, noch vor dem Diplom in Delémont und anschliessend im Engeriedspital folgten zwei Reisejahre nach Amerika, Neuseeland, Australien und Java. "Im Salemspital übernahm ich anschliessend die Leitung der Geburtshilfe". Nach kurzer Zeit entschied sich Barbara Klopfenstein selbständig zu werden und Hausgeburten zu machen. "Die erste Hausgeburt war etwas zu früh, ich hatte noch kein Auto und die Werkzeuge waren noch nicht sterilisiert". Es eilte und eine Freundin half ihr, mit dem Taxi kamen beide rechtzeitig an – "alles ging gut". Ein eindrückliches Erlebnis zeigt auch die flexible Arbeit. "Eine hochschwangere Frau rief mich an und sagte, dass ihr Mann noch arbeite. Ich merkte aber, dass die Wehen stärker kamen. Die Schwangere sagte, sie werde sich ganz still verhalten und nicht bewegen, so dass es dem Ehemann reicht, dabei zu sein. Als sie so dalag bemerkte sie, dass der Truthahn ausgebrochen war und wünschte, dass ich diesen einfangen soll. Ich versuchte es, aber trotz ihren Zurufen gelang es nicht. Aufs Mal stand die schwangere Frau da und bugsierte den Truthahn ins Gehege. Kurze Zeit danach gebar sie im Beisein ihres Mannes das gesunde Kind". Bei Geburten in Wabern und Konolfingen habe sie auch ihren heutigen Ehemann, Peter Schmid kennen gelernt. Er ist auch in Adelboden aufgewachsen und war als Arzt bei einigen Geburten dabei.
Stolze Statistin
Stark beeindruckt habe sie auch ihr Grossvater Arnold Klopfenstein. Er absolvierte ab 1914 die Fotografenlehre bei Emanuel Gyger. 1930 gründeten beide die Kommanditgesellschaft Gyger und Klopfenstein. "Er war Landschaftsfotograf und stieg mit seiner Panoramakamera und den damals üblichen Glasplatten sogar auf die Dufourspitze". Ihr Vater hat mit seinen Brüdern das Fotogeschäft übernommen, "seit 2006 sind meine Brüder Inhaber der Klopfenstein AG". Stolz sei sie immer wieder gewesen, dass sie als Statistin auf den Post- und Landschaftskarten abgelichtet worden sei und so in die weite Welt getragen wurde, erklärte sie.
Mit einigen Bilder von den gemeinsamen Wanderungen und Reisen und der Aussage "So legen alle ihre eigene Spur und sind auf eigene Art und Weise unterwegs", beendete Barbara Klopfenstein ihre interessante Geschichte.
Erstellt:
15.04.2025
Geändert: 15.04.2025
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