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Konolfingen: Benedikt Weibel sprach über Innovationen und Eisenbahnzukunft

Christoph Zürcher, Präsident des Vereins alter Bären, durfte den ehemaligen SBB-Chef, Benedikt Weibel, begrüssen: Passend zur Sonderausstellung «Eisenbahnen des Emmentals» sprach er über Innovationen und Zukunft der Bahn.

Mit der Geschichte einiger Innovationen begann Benedikt Weibel den spannenden Vortrag. (Foto: Willi Blaser)

Im vollbesetzten Dachstock des Dorfmuseums alter Bären in Konolfingen begann Benedikt Weibel mit der Erinnerung an die grösste Erfindung. «Vor rund 5'000 Jahren wurde das Rad erfunden. Mit der Erfindung der stärkeren Dampfmaschinen wurde 1825 die erste Eisenbahn der Welt in Betrieb genommen, zwischen den englischen Städten Stockton und Darlington.»

 

1847 war die Spanisch-Brötli-Bahn die erste in der Schweiz. Ob Aerotrain in Frankreich oder Transrapid in Deutschland, keine dieser zuerst als zukunftsweisende Transportmittel bezeichneten Fahrzeuge konnten sich durchsetzen.

 

Infrastruktur gleich Wohlstand

«Schon bei den Römern war die Infrastruktur wichtig. So basiert der Wohlstand eines Landes auf der Qualität der gesamten Infrastruktur», erklärte Benedikt Weibel. Auch die zum Teil wie Kathedralen gebauten Bahnhöfe seien als wichtige Infrastrukturen anzusehen.

 

«Ein Bahnhof mit guter Infrastruktur ist die Visitenkarte jedes Ortes. Dazu gehört sicher ein Restaurant oder eine passende Einkaufsgelegenheit. Wenn ich früher den ersten Zug ab Bern nahm, erfreute ich mich immer am unwiderstehlichen Duft aus der Bäckerei oder dem Kaffeeduft.» In Zukunft müsse die Priorität auf der Erhaltung der gesamten Infrastruktur gesetzt werden, fuhr Weibel fort – auch wenn die Kosten enorm seien.

 

Dann blickte Weibel zurück: «Das Geschäftsmodell der SBB beruhte auf dem Güterverkehr. Mit der massiven Abnahme suchten wir nach neuen Lösungen.» Als Marketingchef habe er geholfen, das Halbtax-Abo auf hundert Franken zu verbilligen. «Schon im ersten Jahr verzeichneten wir eine Zunahme von 17 Prozent. Dazu ist auch der Halbstundentakt der 1997 eingeführt wurde, ein weiterer wichtiger innovativer Schritt.»

 

Grips, nicht Beton

Die fast 200-jährige Bahngeschichte sei dank der guten Systemeigenschaften gut positioniert. Die Schweiz sei ein vernetztes Bahnland und deshalb nicht für Hochgeschwindigkeitszüge geeignet. «Die Ironie der Geschichte ist, wir haben zu viel Geld.» Es brauche Grips, nicht Beton, meinte Weibel: Die Kostenbremse müsse man in den Griff kriegen und halt hemmungslos Projekte wie die Millionenbauten löschen oder überprüfen.

 

Die drei Eigenschaften «Fokus auf wichtige Punkte, Dialog und Kultur» sollten für das Bahnmanagement immer im Vordergrund stehen. Mit dem heutigen Rollmaterial und der Infrastruktur könne sehr viel herausgeholt werden. «Das Zugfahren ist die edelste Form des Reisens»: Mit diesem Schlusswort schloss Weibel seinen spannenden Vortrag.


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Erstellt: 09.04.2024
Geändert: 09.04.2024
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