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Konolfingen: Die Reise von der Landwirtschaft zur Finanzwelt

Am Mai-Seniorenstamm von "Zäme Aktiv Region Konolfingen" erzählte der Gysensteiner über sein Leben vom Bauernsohn zum Finanzspezialisten.

Ueli Schenk nahm die Teilnehmenden mit auf seine spannende Lebensreise (Foto: Willi Blaser)

Im Alterszentrum Lebensart in Konolfingen konnte Susanne Brechbühl den Gast Ueli Schenk und 27 weitere Teilnehmende zum Mai Seniorenstamm von "Zäme Aktiv Region Konolfingen" begrüssen. Er sei ein Ur-Gysensteiner begann er seinen Vortrag. Als Bauernsohn und ältester von fünf Geschwistern ist Ueli Schenk aufgewachsen. "Das Bauernhaus auf dem Ballenbühl ist um 1820 gebaut worden, 1918 kaufte es mein Urgrossvater und 1935 hat mein Grossvater den Hof übernommen". Zehn Jahre nach seiner Geburt, – 1970 – übernahm sein Vater den Hof. Schenk erinnert sich gerne zurück: "auch wenn wir mitanpacken mussten, wir hatten eine sehr schöne und lehrreiche Jugendzeit". Sein Vater habe zuerst den Wohnteil – was eigentlich aussergewöhnlich war – und erst danach das Ökonomiegebäude aus- und umgebaut. "An meinem 12. Geburtstag durfte ich zum ersten Mal alleine mit Pferd, Wagen und 80 Liter Milch in die Käserei. Wie dieses erste Mal haben unsere Eltern uns viel Vertrauen geschenkt und Verantwortung übertragen."

 

Glück im Unglück

Der 28. September 1998 bleibt immer in Erinnerung. Durch einen Grossbrand verloren die Bauersleute Haus und Hof. Mit dem Totalschaden verlor die Familie Schenk auch den Mittagstisch an dem meist 25 Personen sassen. "Der Brand entstand durch ein Kind, das versuchte, auf der Heubühne einen Strohhalm als Zigarette anzuzünden, es erschrak liess den brennenden Strohhalm fallen und rannte mehr als einen Kilometer in den Wald. Die Suche nach dem Kind, vermutlich im brennenden Haus, brauchte alle Energie. Es war eindrücklich wie alle Helfer und der Atemschutz der Feuerwehr das Kind suchten". Die Erleichterung als das Kind gefunden wurde, sei so gross gewesen, dass der Totalschaden ohne Menschen- oder Tierverlust in den Hintergrund gerückt sei. Auch die vielen aktiven Helfenden haben Ueli Schenk und seine Familie beeindruckt. "Wir konnten – was gar nicht selbstverständlich war – unsere Tiere sofort bei Bauern unterbringen". Der Wiederaufbau des Hofes sei dann auch ein Neustart in die Zukunft gewesen.

 

Start in die Finanzwelt

Mit der KV-Lehre bei der Ersparniskasse von Konolfingen (EvK) begann die Kariere von Ueli Schenk. "Ich hatte bei der EvK in Konolfingen mit Werner Fankhauser einen wunderbaren Lehrmeister. Ich war überrascht – und manchmal auch überfordert – wie bei den vielen Bank-Geschäften die Kunden auch mir als Lehrling so viel Vertrauen schenkten. Ich erfuhr sehr viel Persönliches, teilweise auch einiges das ich lieber nicht gehört hätte, sah Goldmünzensammlungen und konnte Testamente lesen. Das damalige Vertrauen beeindruckt mich noch heute".

 

Stalden-Creme löste Alarm aus

Eine ganz lustige Episode aus der Lehrlingszeit, heute aber undenkbare Geschichte erzählte er so: "die Siedi (heute Nestlé) in Konolfingen zwang alle Mitarbeitenden ein Konto bei der EvK zu eröffnen. Alle Personaldaten wurden an die EvK geliefert, das wäre heute auch undenkbar. Ein Mitarbeiter brachte mir am Stichtag eine Büchse Stalden-Creme und sagte, dass er vermutet habe, dass es eine lange Schlange geben werde und wir gestresst seien. Ich nahm sie entgegen, sie fiel mir zwischen die Füsse und unter die Alarmleiste, die sofort einen damals noch sehr lauten Alarm auslöste. Niemand wusste was los war, als der Polizist kam waren einige Kunden geflüchtet, kamen aber wieder zurück. Wegen diesem Ereignis und den vielen Kunden ging dann der Arbeitstag erst um 22 Uhr zu Ende".

 

PC-Welt

Nach der RS absolvierte er die Fourierschule. Der Bank blieb er treu. "In Grosshöchstetten stand an einem leeren Arbeitsplatz ein nagelneuer PC. Damit hätte ein Projekt programmiert werden müssen. Direkt aus der Fourierschule sagte ich sofort ja und übernahmen zum ersten Mal einen Job am PC. Mich faszinierte das Neue und ich arbeitete mich in drei Monaten mit Hilfe einem englischen Handbuch ins Zeitalter der digitalen Technik ein". Dann hat er mit seiner kleinen Abteilung innerhalb der EvK das Netzwerk konfiguriert, "das war seiner Zeit um einiges voraus und war mein Einstieg in die PC-Welt". In dieser Zeit 1986 heiratete er und gründete mit seiner Frau Ursula eine Familie. Er baute im Bachsgraben ein eigenes Haus. Ihnen wurden zwei Töchter geschenkt.

 

SBG und UBS

Auch die Fusion zur Schweizerischen Bankgesellschaft und später zur UBS machte er mit. "Bei der UBS wechselte ich dank meinen früheren Erfahrungen ins Riskmanagement als Stellvertreter des Teamleiters. Wir betreuten die Geschäftsstellen von Gstaad bis Basel und Biel bis Zug". Als der Teamleiter krank wurde, übernahm Schenk von einem Tag auf den andern – zuerst interimistisch – nach einem Jahr definitiv die Leitung. "Ohne je eine Führungsausbildung gemacht zu haben, hatte ich ein Team mit zwölf Personen zu führen. Ich machte es aber gleich wie bei uns früher zu Hause, alle konnten nach ihren Stärken mithelfen, das Team stand für mich immer im Vordergrund – was in den Chefetagen nicht immer gefiel". So stand der Bonusgedanke beim Bauernsohn auch nie im Vordergrund.

 

Freizeit geniessen

Bei einer Reorganisierung 2021 wurde Schenk von einem Tag auf den andern freigestellt und ein Jahr später pensioniert. Wegen der Pandemie wurde die Verabschiedung ohne Händedruck per Skype gemacht. "Vom Käsereibueb bis schlussendlich zum Vizedirektor einer Grossbank – ich erhielt immer grosses Vertrauen".  

 

Er half nach der Pensionierung beim Hausbau seiner Tochter. So habe er auch für die Arbeit ums eigene Haus – mit seinem grünen Daumen – wie er sagte, von den Handfertigkeiten aus der Jugendzeit profitiert. Mit Schneeschuhlaufen oder Bergwandern - "gerade da wo nicht alle hingehen" – verbringt er gerne die Freizeit mit seiner Frau. "Dass es mir nicht langweilig wird, mache ich beim Verein Setzhouz mit. Auch hier kam mir die Jugendzeit zu Gute, so etwa beim Kartoffelsetzen mit der Haue. Dazu habe ich noch zwei Kassierämter, eines beim Verein für Begleitung Schwerkranker Region Konolfingen. Das andere bei den Donatoren des FC Konolfingen". Mit dem Ausklang im Bistro der Lebensart Kiesenmatte ging dieser spannende Nachmittag zu Ende.


Autor:in
Willi Blaser, Vorstand ZAK
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Erstellt: 10.05.2025
Geändert: 10.05.2025
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