- Region
Landiswil/Uttigen - Illegale Hundeimporte? Die Polizei ermittelt
Eine Züchterin aus Landiswil hat kranke tschechische Welpen verkauft - unter anderem an eine Familie aus Uttigen. Nun setzen sich die betroffenen Käufer zur Wehr. Auch die Polizei und die Schweizer Zollbehörden ermitteln.
Amelia Berger wohnt mit ihrem Partner und den beiden Kindern in Uttigen. Schon lange wünschten sich die Kinder einen Hund. Zu Weihnachten ging der Wunsch in Erfüllung: Für 1400 Franken entdeckte die Familie in einem Internetinserat eine junge französische Bulldogge. Die Verkäuferin war eine Frau aus Landiswil. Diese habe angegeben, der Hund sei geimpft und entwurmt, sagt Berger.
Nach einem Besuch in Landiswil beschloss die Familie, den Hund zu kaufen. Er erhielt den Namen NJ. Bereits wenige Tage nach dem Abholen zeigte sich aber, dass der Welpe von Parasiten und Würmern befallen ist. Er bekam Ausschläge, sein Kot war blutig. Und das ist offenbar kein Einzelfall: Wie «20 Minuten» gestern meldete, machten mindestens zwei andere Hundebesitzer ähnliche Erfahrungen mit tschechischen Hunden, die sie bei der Züchterin aus Landiswil gekauft haben.
Tante aus Tschechien?
Die Züchterin bot an, den kranken Hund zurückzunehmen. Das kommt für Amelia Berger jedoch nicht infrage: «Ein Hund ist doch kein Stuhl, den man kauft und dann einfach zurückgibt, wenn er einem nicht gefällt», sagt sie. NJ sei sehr liebenswert und – dank Tierarzt sowie Medikamenten – mittlerweile auf dem Weg der Besserung. So oder so will Berger aber Anzeige gegen die Züchterin einreichen.
Wir haben die Züchterin gestern via Handy erreicht. Sie hat eine andere Sicht der Dinge, zitierbare Aussagen will sie am Telefon aber nicht machen. Gegenüber Amelia Berger gab die Frau an, die französische Bulldogge komme von einer Tante aus Tschechien. Die Recherche im Internet zeigt indes, dass die Züchterin schon verschiedentlich Hunde und Katzen übers Internet zum Verkauf angeboten hat. Auch jetzt sind Inserate von ihr aufgeschaltet; zum Beispiel ist für 450 Franken ein «super herziges Britisch-Langhaar-Mädchen in schwarz» zu haben. Die Katze werde «aufgrund persönlicher Veränderung» abgegeben, heisst es im Inserat. Auch ein anderes Inserat, mit dem sie französische Bulldoggen für 1600 Franken anbietet, ist im Internet noch auffindbar.
«Schwierig nachzuweisen»
Um Weihnachten ist die Züchterin auch den Schweizer Zollbehörden aufgefallen – in Zusammenhang mit einem Tierimport, wie der bernische Kantonstierarzt Reto Wyss erklärt. Die Polizei ist nun zusammen mit dem Zoll am Ermitteln, ob der Import legal oder illegal war. Illegal wäre er, wenn die Tiere zu kommerziellen Zwecken eingeführt worden wären. Denn für gewerbsmässige Importe ist eine Bewilligung nötig. Um sie zu erhalten, gelten strenge Vorschriften, unter anderem braucht es eine Tierpflege-Fachausbildung. Bei Importen für den Eigenbedarf ist die Hürde weniger hoch: Da sind ein Heimtierpass und ein Chip nötig, zudem muss das Tier gesund und geimpft sein.
«Jemandem gewerbsmässigen Import nachzuweisen, ist in der Regel schwierig», erklärt Kantonstierarzt Wyss. Wie die Leute von den Tierschutzvereinen geht auch er davon aus, dass zahlreiche im Internet verkaufte Tiere illegal importiert wurden. «Solange im Internet dafür eine Nachfrage besteht, wird sich das wohl nicht ändern.» Für Amelia Berger und ihre Familie brachte der Internetkauf in den letzten Wochen viele Sorgen und hohe Tierarztrechnungen. Trotz allem würden sie ihre kleine französische Bulldogge nicht mehr hergeben. «Um keinen Preis.»
Erstellt:
14.01.2014
Geändert: 14.01.2014
Klicks heute:
Klicks total:
Bei BERN-OST gibt es weder Bezahlschranken noch Login-Pflicht - vor allem wegen der Trägerschaft durch die Genossenschaft EvK. Falls Sie uns gerne mit einem kleinen Betrag unterstützen möchten, haben Sie die Möglichkeit, dies hier zu tun.