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Leichtathletik - Lisa Urech bringt die Schweizer Leichtathletik zum Glänzen

Quelle
Der Bund

Die Stettler 100-m-Hürdensprinterin lief starke 12,62 Sekunden. Weltweit waren in dieser Saison erst drei Frauen schneller.

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Lisa Urech verfolgt ihre Laufbahn konsequen - mit Erfolg. (Foto: Keystone / Der Bund)

Die Schweizer Leichtathletik ist aus internationaler Perspektive irrelevant geworden. Weltklasseathleten vermochte sie in den vergangenen zehn Jahren keine mehr hervorzubringen. Marathon-Europameister Viktor Röthlin ist da die herausragende Ausnahme. Lisa Urech hat nun beim Swiss Meeting von La Chaux-de-Fonds die Szene neu belebt: Mit 12,62 Sekunden über 100 m Hürden verbesserte die Stettlerin nicht nur Julie Baumanns Langzeit-Rekord von 12,76 aus dem Jahr 1991, sondern stürmte gar in die Weltspitze. Schneller waren diese Saison erst drei Hürdenläuferinnen.

 

Innerhalb Europas ist Urech dank ihres Exploits die Nummer 1. Seit der Mittelstreckenläuferin Anita Weyermann, die Ende der 90er-Jahre für internationale Leichtathletik-Schlagzeilen gesorgt hatte, ist Urech damit die erste Schweizerin von globaler Bedeutung. Bei den Männern gab es zu Beginn des Jahrhunderts immerhin noch 800-m-Läufer André Bucher.
Doch Urech mahnt: «Ich werde solche Zeiten nun nicht gleich in Serie sprinten.» Allerdings hat sie sich auf einem dermassen hohen Grundniveau um 12,80 Sekunden eingependelt, dass sie bei idealen Bedingungen und Topform besondere Zeiten schaffen kann. La Chaux-de-Fonds war dafür der erste Beleg. «Erstaunt war ich nach dem Zieldurchlauf trotzdem», sagt Urech. Dabei ist sie gerade für ihr forderndes Naturell bekannt – sich und ihrem Umfeld gegenüber. So sagt selbst ihr Trainer Sven Rees: «Spitzensportler müssen spezielle Typen sein. Lisa ist es noch ein bisschen mehr.»

 

Glänzende Perspektiven

 

Konsequent verfolgt Urech ihre Laufbahn. Sie ist Gastarbeiterin in Stuttgart, wo sie bei Rees die meiste Zeit der Woche trainiert und auch in einer WG lebt. Die Berufsmaturitätsprüfungen bestand sie vor wenigen Tagen und wird sich diesen Sommer auf das Hürdenlaufen konzentrieren, ehe sie im Winter allenfalls ein Studium beginnt. «Ich brauche einen Ausgleich», begründet sie.

Dennoch denkt Urech gerne an ihre glänzenden sportlichen Perspektiven. Nur zwei Athletinnen waren in der Geschichte des Frauenhürdensprints schneller und jünger als Urech bei ihren 12,62. Die Schnellsten der Sparte sind gewöhnlich noch etwas älter. Zudem ist Urech in Volumen und Intensität ihres Trainings keineswegs ausgereizt. Und die Heim-EM von 2014 in Zürich sorgt für ein Fernziel, das sie erst recht zur Schweizer Vorzeige-Leichtathletin machen kann. Auch ihr Umfeld stimmt: Mit Coach Rees harmoniert Urech, «Weltklasse Zürich», die Athletissima, der Schweizer Leichtathletik-Verband sowie eine lokale Fördergruppe garantieren ihr eine solide finanzielle Basis.


Auch in ihrer aktuellen Freude bleibt sie fokussiert. Trotz der neuen Perspektive, mit ihrer aktuellen Bestzeit wäre sie an den grössten Meetings eine gern gesehene Starterin, hält sie an ihrer Agenda fest. Ihr unmittelbares Ziel wird die U-23-EM in zwei Wochen in Ostrava (Tsch) sein. Vor zwei Jahren wurde sie als jüngste Finalistin noch Sechste. Jetzt ist sie die Hauptfavoritin auf den Titel. Selbst für die WM von Ende August in Daegu (Kor) ist die Situation höchst erfreulich, ein Finaleinzug bei diesem Level keine Utopie mehr. Sie lacht, wenn sie darauf angesprochen wird. Es klingt kein bisschen verlegen.


Autor:in
Christian Brüngger, Der Bund
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Erstellt: 04.07.2011
Geändert: 04.07.2011
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