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Les Trois Suisses: Charmanter Tritt in die Pedale
Zwei in die Jahre gekommene Gümmeler-Freunde, die über Abgründe und gute alte Zeiten sinnieren? Bitte nicht. Aber Les Trois Suisses kriegen in ihrem neusten Programm «Tandem» die Kurve.
Gümmeler, das muss zuerst gewusst sein, sind Männer, die Kilometer um Kilometer auf einem Rennrad zurücklegen – vorwiegend an Sonntagen, und eigentlich nur bei gutem Wetter. Das sind die in den schnittigen Radlerhosen und signalfarbenen, aus Polyester fabrizierten Trikots, gerne mit Rückentasche und elastischem Saum. So sausen sie über Pass, Berg und Tal und lassen Alltagssorgen (Familie und Job etwa) hinter sich.
Gümmeler sind die gescheiterten Radrennfahrer – solche, die Fabian Cancellara verehren und behaupten, «sowieso nie eine Karriere dieser Art angestrebt» zu haben. Resli Burri und Pascal Dussex sind zwei dieser Gattung und nehmen diese ihre Gümmelen-Leidenschaft zum Anlass, als Duo Les Trois Suisses gleich ein ganzes Kabarett-Programm daraus zu zimmern. Das heisst «Tandem» (Regie: Paul Steinmann) und feierte am Donnerstag im La Cappella Premiere. Resli Burri, ehemals Lastwagenfahrer, ist in Bern schon lange kein unbeschriebenes Blatt mehr. Der Multiinstrumentalist ist Mitglied der Dead Brothers, schreibt Film-, Theater- und Zirkusmusik und hat einen so drolligen Gesichtsausdruck, dass man ihn – einmal gesehen – nie wieder vergisst. Pascal Dussex ist seit dreissig Jahren als Musiker in der Schweiz unterwegs und agiert in «Tandem» als Kollegenschwein, das man am Ende dann aber doch nicht aus dem Freundeskreis kicken will.
Die eingangs genannten Klischees kann die Zuschauerin, die vom Gümmelen keine Ahnung hat, nur deshalb so eloquent aufzählen, weil Les Trois Suisses diese so offenherzig nach vorne kehren. Was zeigt: Man muss selbst kein Insider sein, um bei «Tandem» mitzukommen.
Knapp nicht doof
Das zweistündige Programm ist ein Mix aus musikalischen Einlagen (ziemlich grossartig, wie die zwei grooven, mit Mandoline, E-Piano und Pauke, die bespielt wird mittels Bremsen des auf der Bühne aufgestellten Rennrads), Schenkelklopfern, Satire und Selbstzerfleischung. Das Trinkbidon wird zur Rassel, der Klassiker «Proud Mary» wird zur Velokurier-Hymne dank der Umwandlung von «rolling on the river» zu «rolling to deliver» – und das Flyer-Velo bekommt sein Fett weg.
Man könnte das alles auch ein wenig doof finden, wären da nicht wunderbare Momente wie diese Tandemfahrt, die Burri und Dussex andeuten. Da radeln sie durch imaginäre Landschaften, ein Ausflug mit Ab- und Aufstiegen, so überzeugend dargebracht, dass der Charme von Mani Matters «Alpeflug» vor dem geistigen Auge aufblitzt. Mit minimalen Mitteln und genialer Lichtsetzung (Technik: Jürg «Jüre» Moser) wird ein kurzweiliges Spektakel geboten, das aber am Ende einen dramaturgischen Knacks erhält: Was soll dieser Salsa-Sketch, und warum wird diese für eine Wetterfee komponierte Kitsch-Ballade gegen Ende des zweiten Teils dargeboten? Beides wirkt befremdlich in diesem sonst gelungen durchgetakteten Stück. Gümmeler, bleib bei deinem Rennrad, möchte man doch gleich sagen, weil bis dahin und danach ist «Tandem» ein kurzweiliger Unterhaltungsspass.
Gümmeler sind die gescheiterten Radrennfahrer – solche, die Fabian Cancellara verehren und behaupten, «sowieso nie eine Karriere dieser Art angestrebt» zu haben. Resli Burri und Pascal Dussex sind zwei dieser Gattung und nehmen diese ihre Gümmelen-Leidenschaft zum Anlass, als Duo Les Trois Suisses gleich ein ganzes Kabarett-Programm daraus zu zimmern. Das heisst «Tandem» (Regie: Paul Steinmann) und feierte am Donnerstag im La Cappella Premiere. Resli Burri, ehemals Lastwagenfahrer, ist in Bern schon lange kein unbeschriebenes Blatt mehr. Der Multiinstrumentalist ist Mitglied der Dead Brothers, schreibt Film-, Theater- und Zirkusmusik und hat einen so drolligen Gesichtsausdruck, dass man ihn – einmal gesehen – nie wieder vergisst. Pascal Dussex ist seit dreissig Jahren als Musiker in der Schweiz unterwegs und agiert in «Tandem» als Kollegenschwein, das man am Ende dann aber doch nicht aus dem Freundeskreis kicken will.
Die eingangs genannten Klischees kann die Zuschauerin, die vom Gümmelen keine Ahnung hat, nur deshalb so eloquent aufzählen, weil Les Trois Suisses diese so offenherzig nach vorne kehren. Was zeigt: Man muss selbst kein Insider sein, um bei «Tandem» mitzukommen.
Knapp nicht doof
Das zweistündige Programm ist ein Mix aus musikalischen Einlagen (ziemlich grossartig, wie die zwei grooven, mit Mandoline, E-Piano und Pauke, die bespielt wird mittels Bremsen des auf der Bühne aufgestellten Rennrads), Schenkelklopfern, Satire und Selbstzerfleischung. Das Trinkbidon wird zur Rassel, der Klassiker «Proud Mary» wird zur Velokurier-Hymne dank der Umwandlung von «rolling on the river» zu «rolling to deliver» – und das Flyer-Velo bekommt sein Fett weg.
Man könnte das alles auch ein wenig doof finden, wären da nicht wunderbare Momente wie diese Tandemfahrt, die Burri und Dussex andeuten. Da radeln sie durch imaginäre Landschaften, ein Ausflug mit Ab- und Aufstiegen, so überzeugend dargebracht, dass der Charme von Mani Matters «Alpeflug» vor dem geistigen Auge aufblitzt. Mit minimalen Mitteln und genialer Lichtsetzung (Technik: Jürg «Jüre» Moser) wird ein kurzweiliges Spektakel geboten, das aber am Ende einen dramaturgischen Knacks erhält: Was soll dieser Salsa-Sketch, und warum wird diese für eine Wetterfee komponierte Kitsch-Ballade gegen Ende des zweiten Teils dargeboten? Beides wirkt befremdlich in diesem sonst gelungen durchgetakteten Stück. Gümmeler, bleib bei deinem Rennrad, möchte man doch gleich sagen, weil bis dahin und danach ist «Tandem» ein kurzweiliger Unterhaltungsspass.
Weitere Vorstellung: Samstag, La Cappella, 20 Uhr.
Autor:in
Milena Kristic, Der Bund
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Erstellt:
11.03.2017
Geändert: 11.03.2017
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