- Kultur
Linden - Spitfire starten noch einmal durch
Nach 13 Jahren gibt die in den Neunzigerjahren sehr bekannte Tanzband Spitfire ein Comeback. Vorgesehen sind zwei Konzerte. Doch vielleicht werden es auch noch mehr.
«Weisch no?» Wenn sich die fünf etwas angegrauten Herren um den runden Tisch über ihre gemeinsame Vergangenheit in der Tanzband Spitfire unterhalten, dann fällt dieser Satz oft. Die Band bestand von 1984 bis 2000 und hatte in der Zeit rund 750 Auftritte, wovon die meisten im Emmental und in der Region Thun, aber auch in anderen Gebieten der Schweiz bis hin in die Ostschweiz. Als Einziger die ganze Zeit mit dabei war Daniel Althaus, ausgerechnet der Jüngste unter ihnen. «Spitfire waren immer eine Tanzband, weil wir damit vielseitig bleiben konnten. Als Konzertband muss man sich auf eine Sparte festlegen», erinnert er sich an das über die ganzen Jahre beibehaltene Konzept.
Viel unterwegs
Zu den besten Zeiten hatte die Band im Schnitt fast jedes Wochenende einen Auftritt. Da die Bandmitglieder immer alle noch voll ihren angestammten Berufen nachgegangen seien, sei es eine intensive Zeit gewesen, berichtet Althaus. Die vielen Auftritte erforderten auch einen erheblichen organisatorischen Aufwand. Die Band hatte einen eigenen Bus samt Einstellhallenplatz: «Das Material für Auftritte haben wir im Bus gelassen. Zwei Helfer haben jeweils die Anlage aufgestellt und wieder abgebaut.»
DJs brachten das Ende
Doch genau dieses Konzept führte dann mit dem Aufkommen der Pub-Festivals und DJs zum Ende. «Ab Mitte der Neunzigerjahre begann man zu spüren, dass Livebands nicht mehr so gefragt waren», erklärt er. Die Bandmitglieder hätten vereinbart, dass – wenn es weniger als 20 Auftritte pro Jahr würden – die Band aufgelöst werden solle. Ende 2000 war es dann so weit, und Spitfire waren Geschichte.
Nun, nach 13 Jahren, haben sich die ehemaligen Bandmitglieder noch einmal zusammengefunden. Im Oktober geben sie zwei «Weisch no»-Revival-Konzerte (siehe Kasten). Die ehemaligen Bandmitglieder in der Kombination von 1990 bis 2000 wollen noch einmal Nostalgie aufleben lassen. Neben Althaus (Keyboard und Gesang) sind das Pilz Thierstein (Leadguitar und Gesang), Hubeli Krähenbühl (Bass und Gesang) sowie Wale Eberhard (Gesang). Weil Eberhard als früherer Schlagzeuger aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr auf die Pauke hauen beziehungsweise treten mag, übernimmt Fredu Liechti diesen Part. «Ich musste meine Hüfte operieren lassen. Und ich habe gemerkt, dass mir das Schlagzeugspielen nicht mehr so guttut», erklärt Eberhard. Liechti war zwar nicht in der letzten Formation dabei, hat aber in den Anfangsjahren von Spitfire eine Zeit lang ausgeholfen.
Nie aus den Augen verloren
Ganz aus den Augen verloren hatten sich die Spitfires zwar nie. Und alle haben ihre musikalische Karriere weitergeführt. Daniel Althaus und Hubeli Krähenbühl spielen sogar bis heute noch zusammen, wenn auch in einer anderen Sparte. Sie bilden zusammen mit Andreas Kohler das volkstümliche Trio Örgeli Res. Wale Eberhard liess seinerseits die Rascals – eine Band aus den Sechzigerjahren, welche auch Musik aus dieser Epoche spielte – wieder aufleben. Pilz Thierstein war in zwei Countrybands. Seit einigen Jahren spielt er als eine sogenannte One-Man-Band. «Ich programmiere und spiele Playbacks mit mehreren Stimmen selber ein», erläutert er. So sei er in den letzten Jahren etwa am Thunfest aufgetreten. «Doch alle Schaltjahre hatten wir von Spitfire weiterhin Kontakt», erläutert Thierstein. «Wir sind einheitlich und in Freundschaft auseinander», bestätigt Althaus. Ob sie noch wüssten, warum dies so gewesen sei, wirft Eberhard ein: «Wir haben privat wenig miteinander verkehrt. So konnten wir gesunde Distanz wahren.» Deshalb habe es Tränen gegeben, als die Band aufgelöst worden sei.
Die Nostalgie-Welle
Wohl auch wegen der positiven Erinnerungen liessen sich die anderen Bandmitglieder überzeugen, als Althaus im Herbst 2011 mit der Idee auf sie zutrat, Spitfire noch einmal aufleben zu lassen. «Ich hatte den Eindruck, dass eine regelrechte Nostalgiewelle im Gange war. Es fiel mir zum Beispiel auf, dass man viele Stücke aus unserem Repertoire immer wieder am Radio hörte.» Zunächst sei es Frühling 2012 geworden, bis man sich organisiert gehabt hatte.
Im Mai 2012 begann die Band mit Proben. «Wir liessen uns aber nicht unter Druck setzen. Wir wollten spüren: Geht es überhaupt noch?», erklärt Althaus. Ziel sei, einen Ausschnitt des ehemaligen Repertoires wieder aufleben zu lassen. «Wir wollen das bieten, was wir damals geboten haben», ergänzt Hubeli Krähenbühl. Das seien zum grössten Teil Coversongs, aber es seien auch einige Eigenkompositionen aus der Hand von Pilz Thierstein dabei.
Schliesslich wurde vereinbart, noch einmal zwei «Weisch nol»-Konzerte zu geben. Und dies zwar im ehemaligen Stammlokal, im Restaurant Linden in Linden. «Die Idee war, dass es einmalig sein sollte», erklärt Krähenbühl. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.
«Wider Erwarten geht es jetzt aber bis im nächsten Mai weiter», bestätigt Althaus. «Wir hatten eine Anfrage bekommen, um auf einer Kreuzfahrt zu spielen, bevor wir überhaupt wieder aufgetreten sind», meint er schmunzelnd. Auf die Nachfrage, ob Spitfire danach noch weitermachen, meint er: «Wir lassen es offen. Aber man soll ja niemals Nie sagen.»
Das Comeback
Konzerte
Die beiden «Weisch no»-Konzerte mit Tanzparty finden am 19. und am 26. Oktober im Gasthof Linden in Linden statt. Türöffnung ist ab 19 Uhr. Es gibt keine Reservation und keinen Vorverkauf. Spitfire spielen einen Ausschnitt von etwa 70 Songs aus dem früheren Repertoire von etwa 200 Titeln.
Erstellt:
10.10.2013
Geändert: 10.10.2013
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