Gelbe Schleife soll helfen: Manuela Flor setzt sich für sensible Hunde ein

Corona ging auch an der Hundewelt nicht spurlos vorbei. Seit dieser Zeit nimmt die Enggisteiner Hundetrainerin Manuela Flor bei Hunden vermehrt Verhaltensstörungen wahr. Um Hunden und Menschen zu helfen, schlägt sie ein einfaches Mittel vor: Eine gelbe Schleife.

«Mein Herz ist bei Hunden, die Schlimmes erlebt haben»: Manuela Flor, hier mit ihren Hunden Suki (6 Monate) und Richie (12 Jahre), will die gelbe Schleife in der Schweiz bekannt machen. (Bild: Isabelle Berger)

Verhaltensgestörte Hunde habe es schon immer gegeben, sagt Hundetrainerin Manuela Flor (58). Das Abstandhalten und die Lockdowns der Corona-Zeit hätten aber zu einer Zunahme geführt. "Viele Hunde sind nicht sozialisiert", sagt sie. Das bedeute, dass diese Tiere nicht an Dinge wie Begegnungen mit anderen Hunden, viele Menschen, Kinder, Motorfahrzeuge oder räumliche Enge gewöhnt worden seien. Und plötzlich sei der ganze Abstand weggewesen und die Hunde seien mit ihnen unbekannten Situationen konfrontiert worden – ein Trauma für viele. "Die Hunde haben nun ein Defizit", sagt Flor. Dieses äussere sich etwa in Bellen, Schnappen oder Erstarren.

 

Bitte Abstand halten

"Ich möchte den Hunden helfen die Aussenwelt wieder positiv zu erleben", sagt Flor. Sie empfiehlt deshalb den Einsatz einer gelben Schleife. Eine solche – oder zum Beispiel auch ein gelbes Halstuch – wird am Hund oder dessen Leine befestigt und dient als Zeichen dafür, dass man zu diesem Hund Abstand halten soll. Das gelbe Zeichen kann aber auch andere Bedeutungen haben, als dass ein Hund traumatisiert ist: "Mein Hund ist läufig, er hat eine Verletzung, er ist alt", zählt Flor einige Gründe auf. Das Abstandhalten gebe den "gelben" Hunden Zeit, auf eine Situation zu reagieren, sich an etwas zu gewöhnen oder nach einem traumatischen Erlebnis wieder Vertrauen zu gewinnen.

 

Die gelbe Schleife hätte auch einem früheren Schäferhund von Flor geholfen. "Mit sechs Monaten schlug man ihm mit einem Gummiknüppel auf den Kopf. Und man ging mit ihm auch gleich zwei Stunden in den Wald", sagt Flor. Der Hund habe solchen Stress von der Aussenwelt gehabt, dass er dauernd Durchfall gehabt habe und sie oft mit ihm im Tierspital gewesen sei. "Vieles wäre in den elf Jahren mit ihm einfacher gewesen, wenn die Aussenwelt nicht so auf ihn hereingedrungen wäre." Seit Kurzem hat sie eine junge Hündin, die Schlimmes erlebt hatte. Suki zieht sie nun ein gelbes Halstuch an, wenn sie mit ihr raus geht.

 

Für Hund und Mensch

Die gelbe Schleife kann aber auch Hundehalter:innen helfen, die Angst vor Hundebegegnungen hätten. "Ich kenne eine Frau, deren Pudel von einem anderen Hund angegriffen wurde und jetzt Angst hat mit ihm rauszugehen", nennt Flor ein Beispiel. Würde diese Frau beim Gassi gehen mit ihrem Hund einem anderen Hund mit gelber Schleife begegnen, könnte sie diesem ausweichen. "So hat auch der Mensch Zeit, mit der Situation umzugehen."

 

Die gelbe Schleife ist nichts Neues. Die Idee kommt aus Schweden. In der Schweiz verbreitet "Gelber Hund Schweiz" das Zeichen. "In Schweden und Deutschland funktioniert es tiptop", sagt Flor. Sie hofft, dass die Schleife auch hierzulande in der breiten Masse ankommt. "Ich sehe die Probleme und möchte etwas machen, damit es bessert."

 

[i] Weitere Infos auf der Website von Gelber Hund Schweiz


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Erstellt: 28.12.2022
Geändert: 28.12.2022
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