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Markus Lädrach, Olwo: "Diese Preise haben nichts mit der Realität zu tun"

Die Holzverarbeiterin Olwo AG in Worb bezieht den Strom auf dem freien Markt. Auch die Olwo ist von den Preiserhöhungen überrascht worden. Im Interview erzählt Markus Lädrach, warum der Strommarkt verrückt spielt und weshalb die Preise nächstens wieder sinken.

Markus Lädrach: "Was wir jetzt sehen, ist ein Preisschock." (Foto: zvg)

BERN-OST: Markus Lädrach, was sagen Sie zu den Preiserhöhungen beim Strom?

Markus Lädrach: Wir sind absolut überrascht. Wir haben den Markt im ersten Halbjahr nicht so eingeschätzt. Was danach passiert ist, ist nicht nachvollziehbar. Wir sind stark betroffen, wir haben normalerweise Mehrjahresverträge und diese fürs nächste Jahr noch nicht abgeschlossen. Das trifft uns voll.

 

Warum haben Sie für nächstes Jahr noch keinen Strom bestellt?

Wir bauen momentan neue Solaranlagen und haben deshalb noch gewartet. Wir produzieren selbst Strom und decken damit etwa die Hälfte des Stromverbrauchs mit Solarenergie. Den Rest müssen wir einkaufen.

 

Wie hoch ist der Aufschlag auf dem Strom?

Das kann ich nicht sagen. Wir beschaffen den Strom in verschiedenen Tranchen. Aber es wird deutlich teurer sein als bisher. Letztes Jahr haben wir für die Kilowattstunde weniger als 10 Rappen bezahlt, jetzt schwankt der Preis zwischen 60 Rappen und 1.10 Franken. Wir gehen davon aus, dass wir etwa 60 Rappen pro Kilowattstunde bezahlen werden. Für die Jahre 2024 und 25 rechnen wir wieder mit kalkulierbaren Preisen.

 

Weiss man das jetzt schon?

Was wir jetzt sehen, ist ein Preisschock fürs 2023. Der Markt wird von Angst und Spekulation beeinflusst. Ukrainekrieg, Gasknappheit, Trockenheit, AKWs in Frankreich, die nicht laufen und ein allgemeines "Hypern" haben den Preis in die Höhe gejagt. Das bezahlen wir jetzt, der Markt ist nervös und die Börse reagiert. Das hat nichts mit der Realität zu tun.

 

Wir hoffen, dass 2024 der Ukrainekrieg vorbei und das Gasproblem gelöst ist. Das ist die Hoffnung, deshalb ist der Preis fürs 2024 stabiler. Er ist zwar immer noch höher als in den Vorjahren, aber tiefer als aktuell. Wir gehen von 20 bis 30 Rappen pro Kilowattstunde fürs 2024 und 2025 aus.

 

Früher hat die Olwo den Strom von der BKW bezogen, warum wechseln Sie nicht zur BKW zurück?

Wir sind vor Jahren aus der Grundversorgung ausgestiegen. Wenn man draussen ist, kann man nicht wieder einsteigen. So steht es im Gesetz. Wir haben während Jahren auch von tieferen Preisen profitiert. Die Preise der BKW in der Grundversorgung waren zu hoch. Auf dem freien Markt hatten wir bessere Angebote.

 

Was bedeutet das für den Betrieb?

Das wird das Geschäftsergebnis beeinflussen. Das kostet uns einen hohen sechsstelligen Frankenbetrag.

 

Sind Preiserhöhungen auf dem Holz geplant?

Wir müssen dies machen. Andererseits ist Optimierung beim Stromverbrauch, also Strom sparen, sicher ein Thema. Aber wir müssen unsere Preise neu kalkulieren. Wir werden sehen, was der Markt bereit ist zu zahlen. Alles nicht, einen Teil werden wir wohl selbst tragen müssen.

 

Wie hoch ist der Stromverbrauch der Olwo?

In Worb verbrauchen wir im Jahr 2.5 Millionen Kilowattstunden, die ganze Olwo-Gruppe benötigt das Doppelte.

 

[i] Ein durchschnittlicher 4-Personen-Haushalt verbraucht im Jahr rund 4'500 Kilowattstunden Strom.

 

[i] Markus Lädrach ist Geschäftsführer der Olwo AG. Die Olwo AG ist die grösste Holzverarbeiterin im Kanton Bern. Sie beschäftigt 165 Mitarbeiter:innen in Worb, Konolfingen und Erlenbach.


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 10.09.2022
Geändert: 12.09.2022
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