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Meine Ausbildung: «Ich dachte, alles sei blutig»

Handwerkliche Fachkräfte sind gefragt wie noch nie. Doch für diesen Sommer sind noch einige Lehrstellen unbesetzt. BERN-OST fragt bei Lernenden nach, wie sie ihre Ausbildung erleben. Über seine Ausbildung zum Fleischfachmann EFZ erzählt uns Meron Berhane.

Meron Berhane absolvierte bereits seine Abschlussprüfung (kleines Bild) zum Fleischfachmann EFZ. (Bild: Pascale Groschel)

Meron Berhane hat bereits die Ausbildung zum Fleischfachassistenten absolviert. Dadurch konnte er die Ausbildung zum Fleischfachmann EFZ in nur zwei Jahren ablegen. Nun ist er kurz vor dem Ende seiner Ausbildung bei der Metzgerei Nussbaum in Münsingen.

 

BERN-OST: Erklär mir deinen Beruf?

Meron: In der Ausbildung zum Fleischfachmann/-frau wird zwischen drei Schwerpunkten unterschieden: Fleischgewinnung, Fleischverarbeitung und Verkauf. Meine Spezialisierung liegt auf dem Gebiet der Verarbeitung, wodurch diese zur Hauptaufgabe meines Berufsfeldes wurde. Nach dem Zerlegen des Tieres und dem Ausbeinen, dem anschliessenden Herstellen von pfannenfertigen Fleischerzeugnissen und anderen Verkaufsprodukten, gehört auch das Wursten dazu.

 

Wie abwechslungsreich ist dein Alltag?

Zu Beginn der Ausbildung wusste ich noch nicht genau, was mich erwartet. Bei uns in der Metzgerei ist es so, dass jede Woche ähnlich aufgegliedert ist. Die Arbeiten, die ich dann aber erledige, sind unterschiedlich, je nachdem, was für Fleisch wir haben. Oft erhalten wir Bestellungen, und mittlerweile kann ich diese selbst vorbereiten. Am Montag helfe ich oft noch im Laden aus. Man muss schon auch flexibel sein. Das Arbeiten mit Fleisch ist allgemein sehr vielseitig.

 

 Wieso hast du den Beruf gelernt?

Ein Freund hat die Ausbildung bereits absolviert und schlug mir vor, eine Schnupperlehre zu machen. Das hat mir dann sehr gut gefallen.

 

Was begeistert dich an dem Beruf?

Wir lernen in der Berufsschule alles vom Schlachten bis zum Verkauf. Deshalb ist es sehr vielseitig. Mich interessieren die verschiedenen Techniken und es braucht auch etwas Kraft.

 

Gibt es etwas, das du anders erwartet hast?

Am Anfang dachte ich, die Arbeit sei nur mit Fleisch und alles sei blutig. Jedoch ist dies nur ein sehr kleiner Teil des Berufs, etwa zehn bis fünfzehn Prozent.

 

Auf was muss man sich gefasst machen?

Das Wichtigste ist, dass man gerne Lebensmittel verarbeitet. Es gibt klare Sicherheits- und Hygienevorschriften, was bedeutet, dass immer gründlich geputzt werden muss. Das gehört einfach dazu.

 

Was würdest du von deinem Beruf streichen, wenn du könntest?

Ich habe schon vor der Ausbildung klar kommuniziert, dass ich nicht betäuben und schlachten will. Dies wurde auch akzeptiert und ist kein Muss. In der Schule habe ich die Theorie darüber aber gelernt.

 

Was sind die wichtigsten und anspruchsvollsten Fächer in der Berufsschule?

Am Morgen habe ich jeweils Berufskunde, wo ich das ganze Fachwissen erlernt habe. Die Fachbücher sind verständlich. Ich erlebe die Berufsschule als nicht so schwierig. Auch die Schule ist vielfältig, wir lernen beispielsweise auch, wie die Tiere gehalten werden, und einiges zum Thema Nachhaltigkeit. Für den Allgemeinbildenden Unterricht hatte ich Unterstützung, da ich teilweise Mühe hatte mit der Sprache.

 

Welches war für dich bis jetzt die grösste Herausforderung?

Das Kochen war eine grosse Herausforderung. In den überbetrieblichen Kursen und teilweise auch in der Berufsschule mussten wir diverse Gerichte kochen, das mag ich nicht. Ich koche auch privat nicht gerne.

 

Wie oft hast du Schule?

Ich habe einmal pro Woche Berufsschule.

 

Arbeitest du im Team oder allein?

Meistens arbeiten wir im Team und ergänzen uns. Schon nur, weil das Fleisch von der Gewinnung zu mir und von mir noch zum Verkäufer weitergeht.

 

Was macht dir am meisten Spass?

Die Zusammenarbeit mit allen Bereichen der Metzgerei. Wir sind ein junges Team und haben viel Spass zusammen. Das Ausbeinen und Wursten machen mir am meisten Freude.

 

Du hattest vor ein paar Wochen deine Abschlussprüfung. Wie ist diese verlaufen?

Ich habe ein gutes Gefühl. Beim Wursten wurde beispielsweise eine gewisse Zeit vorgegeben, dies war kein Problem für mich. Zudem wurden die Würste dann auch optisch bewertet.

 

Wieso würdest du den Beruf weiterempfehlen?

Da Essen ein Grundbedürfnis ist, wird es diesen Job wohl immer geben, da nur begrenzt Maschinen einsetzbar sind. Die Arbeiten sind, wie erwähnt, sehr vielseitig. Ausserdem gibt es nach dem Lehrabschluss auch viele Aufstiegsmöglichkeiten bis hin zur Selbstständigkeit

 

[i] Meron absolviert seine Ausbildung bei der Metzgerei Nussbaum in Münsingen. Die Firma sucht aktuell noch nach Lernenden als Fleischfachmann/-frau EFZ (Schwerpunkt frei wählbar), um im Sommer 2024 die Ausbildung starten zu können. Zudem sucht die Metzgerei einen gerlernten Metzger:in. Interessierte melden sich unter  stefan_nussbaum@bluewin.ch.

 

[i] Sind auch Sie auf der Suche nach einer Lernenden? Und stellt sich euer Lehrling für ein Berufsportait zur Verfügung? Dann melden Sie sich bei uns für ein Berufsportrait.


Autor:in
Pascale Groschel, pascale.groschel@bern-ost.ch
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Erstellt: 22.05.2024
Geändert: 22.05.2024
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