«Mir zeigte mal einer seine Pistole»
Heinz Suter blickt auf seine Zeit als Gemeindepräsident von Konolfingen zurück: Es geht um klare Ansagen und spezielle Begegnungen. Er sagt: «Viele haben nicht akzeptiert, dass ich zu meinen Aussagen stehe.» In Erinnerung bleibt auch eine Szene, als ihm ein Bürger eine Pistole zeigte.
Heinz Suter (Fokus Konolfingen) sass während elf Jahren im Gemeinderat, sechseinhalb Jahre hatte er das Gemeindepräsidium von Konolfingen inne. Nachdem er im Frühling nicht wiedergewählt wurde, tritt er auf Ende Jahr ab. BERN-OST hat mit ihm nach seiner letzten Gemeindeversammlung gesprochen.
BERN-OST: Heinz Suter, im Chonufinger sagten Sie: Alle, die Sie schon lange in die Wüste wünschen, können sich jetzt freuen, dass Sie gehen. Haben Sie die Abwahl noch nicht verdaut?
Heinz Suter: Nein, das hat nichts mit der Abwahl zu tun. Aber meine geradlinige, klare Art kam nicht bei allen an. Viele Leute haben nicht akzeptiert, dass ich dazu stehe, wenn ich etwas sage.
Sechseinhalb Jahre Gemeindepräsidium von Konolfingen. Gibt es ein Missgeschick, welches Ihnen passiert ist, worüber Sie heute lachen können?
Aufgewühlt hat mich die ganze Situation, wie das abgegangen ist, damals bei der Feuerwehr, die Hetzjagd, die entstanden ist, mit Unwahrheiten und so weiter. Das war nicht sachlich, aber über sowas muss man drüberstehen. Das ist, wie wenn auf BERN-OST jemand einen Kommentar schreibt, dass man sich zurückhält und nicht zurückschreibt. Oder es gab mal…
Ja, bitte.
Es gab mal eine Situation, als jemand dem Gemeinderat schrieb, das war am Gründonnerstag, er forderte bis am Osterdienstag eine Antwort. Am Ostersamstag ging ich bei ihm zu Hause vorbei. Wir hatten ein sehr gutes Gespräch, sind eineinhalb Stunden zusammengesessen und haben Kaffee getrunken und dann war das erledigt.
Wussten Sie bereits vorher, wie mit Kritik umgehen?
Ich habe eine militärische Laufbahn mit über 1600 Diensttagen und war Unternehmer mit fünf Firmen. Ich habe viele Situationen erlebt, wo man allein dasteht. Und das ist auch, was ich immer an der Gemeindeversammlung gemacht habe. Ich werde nicht emotional. Ich probiere Sachpolitik zu machen, ohne jemanden anzugreifen oder zu beleidigen.
Gab es mal eine Begegnung mit einem Bürger oder einer Bürgerin, die Sie nicht mehr vergessen?
Mir zeigte mal einer seine Pistole. Das war abends um halb neun, ich war am Tanken und grüsste diese Person. Dann sagte er, er diskutiere hier nicht mit mir. Dann sind wir zu ihm nach Hause und haben bis um zehn Uhr abends Kaffee getrunken und diskutiert. Es war ein spannendes Gespräch und die Situation war erledigt.
Wie war das mit der Pistole?
Er hatte einen Rucksack und darin eine Pistole in einem Plastiksack und meinte, er wüsste schon, wie er sich wehren kann.
In welchem Bereich haben Sie Konolfingen vorwärts gebracht?
Dass wir die grossen Projekte durchziehen konnten. Das war meine Motivation, als ich das Amt übernahm, denn ich suchte nicht Ruhm und Ehre. Hätte ich das Gemeindepräsidium damals nicht übernommen, wer hätte dieses Schulprojekt vorangetrieben? Also habe ich das getan. Aber bin ich nicht sicher, ob das Kaleidoskop – mit einer anderen Konstellation im Gemeinderat – dieses Jahr auch eingeweiht worden wäre.
Geht das auch mit dem Oberstufenzentrum?
Diese Frage stellt sich jetzt. Ich war parteilos und hatte keine Parteianhänger hinter mir, die sagten, in welche Richtung es gehen muss. Ich habe mich für die Sache eingesetzt. Ich habe immer klar dargelegt, worum es geht. Und die Bevölkerung konnte entscheiden, welchen Weg wir gehen sollten. Beim Oberstufenzentrum muss der neue Gemeinderat einen Weg finden.
Wenn Sie Ihrem jüngeren Ich einen Tipp geben könnten. Zu Beginn des Gemeindepräsidiums, was wäre das?
Mach es gleich.
Jetzt haben Sie mehr freie Zeit, was werden Sie machen?
Ich bin ja eigentlich Rentner, oder? Ich habe mich neu an einer Firma beteiligt und war grad drei Wochen in Patagonien als Reiseleiter. Ich werde mich im Reiseunternehmen engagieren, um dieses strategisch weiterzubringen. Da geht es um Expeditionen, Trekking und Skitourenreisen. Ich werde die Firma als Mitglied in der Geschäftsleitung unterstützen.
Heinz Suter (65) wuchs in Schnottwil (SO) auf einem Bauernhof auf und wurde 2014 in den Gemeinderat von Konolfingen gewählt, seit 2019 amtete er als Gemeindepräsident. In seiner Zeit wurde das neue Schulhaus Kaleidoskop am Stalden geplant, gebaut und eingeweiht. Suter ist zudem Verwaltungsratspräsident einer Softwarefirma und in der Geschäftsleitung einer Bergsportfirma. Im Militär ist Suter bis zum Oberst aufgestiegen. Suter hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit seiner Partnerin in Konolfingen.