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Münsingen - Das "Weisse Rössl" ist wieder jung

Quelle
Berner Zeitung BZ

Das Jugendtheater wagt sich an den Evergreen «Im weissen Rössl». Hans Abplanalp hat das Stück entstaubt, auf Mundart übersetzt und führt Regie.

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Hans Abplanalp.(Bild: Monika Harti)

Die Uraufführung des «Weissen Rössls» fand vor fast 90 Jahren statt. Wie kamen Sie auf die Idee, mit jungen Leuten ein so altmodisches Stück einzustudieren?
Hans Abplanalp: Ich dachte, nach dem doch sehr ernsthaften «Draussen vor der Tür» von Wolfgang Borchert, sollten wir etwas Lustiges aufführen. Ich habe das «Weisse Rössl» nicht nur auf Berndeutsch übersetzt, sondern auch entstaubt.

Wie ging das vor sich?
Vorgängig schaute ich mir verschiedene Aufführungen des Stücks an, dann kürzte ich es radikal. Statt dreier Stunden dauert es jetzt nur noch um die 80 Minuten. Ohne Längen ist das Stück eine einfache, humorvolle Liebesgeschichte.

Das «Weisse Rössli» lebt ja auch von seinen Liedern. Haben sie welche weggelassen?
Nur wenige. Die Gassenhauer sind aber geblieben, etwa «Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist». Allerdings lassen wir bei den Liedern, die übrigens auf Hochdeutsch gesungen werden, ab und zu eine Strophe weg. Das Stück hat aber deshalb nicht gelitten.

Ist das Stück bei so einer massiven Kürzung noch gut verständlich?
Es hat damit meiner Meinung nach nur gewonnen. Wenn man sich auf das Wesentliche beschränkt, ist das «Rössl» eine lustige, unterhaltsame Geschichte. In der heutigen Zeit kann man keine dreistündigen Aufführungen mehr zeigen. Das Publikum ist an kürzere Inszenierungen gewöhnt.

Die jugendlichen Schauspieler müssen nicht nur singen, sondern auch tanzen können. War das nicht eine zusätzliche Schwierigkeit?
Regula Scherrer von der Musikschule hat die süffigen Lieder angepasst und mit den Jugendlichen einstudiert, die schon bei etlichen Musicals mitgemacht haben. Sie singen gern und gut. Die wenigen Choreografien hat sie vereinfacht, und die Liveklavierbegleitung ist für Gesang und Tanz natürlich hilfreich.

Das Stück spielt um 1930. Wie haben Sie die passenden Kostüme gefunden?
Ein Teil stammt aus dem Fundus des Kostümverleihs Amathea in Oberburg. Etwas haben wir noch selber von unseren Musicalaufführungen. Uns war wichtig, dass die Kostüme authentisch sind und man sieht, in welcher Zeit das Stück spielt.

Übermorgen Freitag ist die Premiere. Was sagen die Jugendlichen?
Obschon sie das Stück höchstens von der Grossmutter her kannten, haben sie sich von Anfang an dafür begeistert. Bei den Proben haben wir oft gelacht. Die Mitwirkenden haben aber auch gemerkt, dass es viel schwieriger ist, etwas Lustiges zu spielen als etwas Trauriges. Sie freuen sich, nach über sechs Monaten Probezeit endlich vor Publikum zu spielen


«IM WEISSEN RÖSSL»

«Witzig, schräg, in Mundart», so bewirbt das Jugendtheater Münsingen das Stück «Im weisen Rössl», welches 1930 uraufgeführt und im Lauf der Jahrzehnte immer wieder Publikumserfolge feierte, als Film und auf der Bühne. Ralph Benatzky komponierte es als Singspiel zusammen mit Hans Müller und Erik Charell. Die Liedertexte stammen von Rolf Gilbert. Die in Münsingen gezeigte, stark gekürzte Version hat Hans Abplanalp auf Berndeutsch übersetzt (s. Interview). Er führt auch Regie. 15 Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren spielen, Peter Reuteler ist am Klavier, die musikalische Leitung hat Regula Scherrer, das Bühnenbild stammt von Hans Joss, die Kostüme sind von Katharina Bader, und Jan Marti ist für Licht und Ton zuständig. lfc

«Im weissen Rössl» Aula Rebacker, Münsingen. 28. April (Premiere) bis 6. Mai. Eintritt: 15 Franken. Vorverkauf: am Schalter der Bank SLM Münsingen. Per E-Mail: hans.abplanalp@gmx.ch.


Autor:in
Interview: Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 26.04.2017
Geändert: 26.04.2017
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