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Münsingen - Einziges Landspital, in dem Kinder zur Welt kommen

Quelle
Berner Zeitung BZ

Nach der Schliessung der Geburtenabteilung im Spital Riggisberg gibt es in der Region Bern noch zwei öffentliche Spitäler, die Geburten durchführen: Das Spital Münsingen und die Frauenklinik des Inselspitals. Mit jährlich 3300 Geburten kommen die meisten Kinder in der Stadt Bern in Privatspitälern zur Welt.

Die Geburtenabteilung im Spital Riggisberg zieht werdende Eltern von weitherum auf den Längenberg. Von den 350 Gebärenden, die dort im Jahr ihr Baby kriegen, kommen zwei Drittel von ausserhalb der Region Gantrisch: aus der Stadt und Region Bern oder gar aus anderen Kantonen wie etwa Freiburg oder Wallis. Doch im Sommer ist die Geburtenabteilung in Riggisberg Geschichte. Die Spital Netz Bern AG schliesst die beliebte Abteilung.


Damit gibt es in der engeren Region Bern nur noch zwei öffentliche Spitäler, die Geburtshilfe anbieten: die Frauenklinik in Bern und das Spital Münsingen. Weitere öffentliche Angebote gibt es in Biel, Thun und Burgdorf. In der Stadt Bern gibt es zudem drei Privatkliniken mit Geburtshilfe, in denen die meisten Kinder zur Welt kommen.

In Münsingen gibt es «Potenzial» zum Ausbau

Nach der Schliessung der Geburtshilfe in Riggisberg hat nur noch ein Spital der Spital Netz Bern AG eine Geburtenabteilung: jenes in Münsingen. Die zur Gruppe gehörenden Spitäler Ziegler und Tiefenau in Bern hatten nie eine solche Abteilung, wie Mediensprecherin Ann-Brita Dähler sagt. Und die Geburtshilfen in den Spitälern Aarberg und Belp schlossen bereits, bevor die Spital Netz Bern AG im Jahr 2007 gegründet wurde.

In Münsingen führen 7 Gynäkologen Geburten durch, wobei es sich zum Teil um Ärzte mit eigenen Praxen handelt, die mit ihren Patientinnen nach Münsingen kommen. In der Regel gebären in Münsingen Frauen, die bei diesen Ärzten in Behandlung sind. «Notfälle werden aber jederzeit aufgenommen», sagt Dähler. Frühgeburten und Risikoschwangerschaften werden in Absprache mit der Patientin meist in die Frauenklinik des Inselspitals weiterverwiesen.

Rund 500 Kinder kommen pro Jahr in Münsingen zur Welt. Die Geburten, die bisher in Riggisberg durchgeführt wurden, sollen nach Münsingen oder in die Frauenklinik überwiesen werden. Das geschehe individuell nach Absprache mit den werdenden Müttern. «Man wird in Münsingen sicher gerne Frauen übernehmen», sagt Dähler.

Ob es auch personelle Verschiebungen von Ärzten oder anderen Mitarbeitenden von Riggisberg nach Münsingen gibt, ist Gegenstand von laufenden Gesprächen. Bruno Haudenschild, operativer Geschäftsleiter der Spital Netz Bern AG, betont die Wichtigkeit des Standortes Münsingen. Es sei durchaus möglich, dort die Bettenzahl aufzustocken, und auch bezüglich Geburtssälen gebe es «Potenzial». Details könne er aber noch keine bekannt geben.

Die Frauenklinik erwartet einen Anstieg der Geburten

Schon einen Tag nachdem bekannt geworden ist, dass das Spital Riggisberg seine Geburtenabteilung schliesst, ist dies in der Frauenklinik des Inselspitals spürbar: «Wir haben bereits jetzt mehrere Anfragen von Schwangeren gehabt, welche nun nicht mehr im Spital Riggisberg gebären können», sagt Daniel Surbek, Co-Direktor und Chefarzt der Universitätsklinik für Frauenheilkunde. Letztes Jahr kamen mit 1454 Babys in der Frauenklinik so viele Kinder zur Welt wie seit 32 Jahren nicht mehr. Daniel Surbek erwartet einen weiteren deutlichen Anstieg der Geburten im Jahr 2013.

Die Frauenklinik ist die grösste Geburtsklinik an einem Standort im Kanton Bern und den umliegenden Kantonen. 18 Gynäkologinnen und Gynäkologen und 40 Hebammen betreuen Frauen während Schwangerschaft und Geburt, für Privatpatientinnen ist der Chefarzt oder sein Stellvertreter zuständig. Rund um die Uhr stehen in der Klinik spezialisierte Neonatologen zur Verfügung, falls es beim Kind während der Geburt zu Komplikationen kommt.

Das einzige Geburtshaus im Kanton Bern ist in Biel

Die nächsten öffentlichen Spitäler, die nebst Münsingen und der Frauenklinik Geburten begleiten, sind in Thun, Biel und Burgdorf . Im Spital Thun kamen letztes Jahr 926 Babys zur Welt. «Wir gehen davon aus, dass werdende Eltern aus dem Umkreis von Thun zum Teil nach Riggisberg gingen», sagt Marie-Anne Perrot, Mediensprecherin der Spital STS AG, zu der das Spital Thun gehört. In Thun rechnet man deshalb nach der Schliessung mit mehr Geburten. Da es aber auch geburtenschwache Jahrgänge gebe, müsse sich diese Zunahme nicht unbedingt in Zahlen ausdrücken. Im Spitalzentrum Biel kommen jedes Jahr rund 1000 Kinder zur Welt. Frühchen ab der 32. Schwangerschaftswoche werden in der hauseigenen Neonatologie betreut. Über Geburtenabteilungen verfügt in Biel auch die Privatklinik Linde. Dort gibt es jährlich rund 500 Geburten. Kaiserschnitte werden vor Ort durchgeführt. In Thun gibt es neben dem Spital Thun keine Institution, die Geburten durchführt.

Im Februar 2010 schloss nach 19 Jahren und über 2000 Geburten das Geburtshaus Oberburg bei Burgdorf. Seither gibt es im Kanton Bern nur noch ein Geburtshaus: das Luna in Biel, in dem jährlich rund 100 Kinder zur Welt kommen. 2009 wurde es auf die Berner Spitalliste aufgenommen. Das Luna deckt den ganzen Bereich von Schwangerschaft bis Betreuung nach der Geburt ab. Ultraschalluntersuchungen finden nicht im Haus statt. Dafür arbeitet das Geburtshaus mit dem Spitalzentrum Biel zusammen. Bei einer Geburt im Geburtshaus ist kein Arzt anwesend, sondern 2 Hebammen. Kommt es zu Komplikationen, werden die Gebärenden ins Spitalzentrum Biel oder auf Wunsch auch in die Privatklinik Linde verlegt. Eine Rückenmarkanästhesie ist im Geburtshaus nicht möglich.

Autor:in
Sandra Rutschi / Wolf Röcken / Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 28.03.2013
Geändert: 28.03.2013
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