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Münsingen - Erlenau-Überbauung sorgt für Unmut
Anwohner der geplanten Überbauung in Münsingen werfen dem Gemeinderat vor, sich nicht für ihre Interessen einzusetzen. Es seien schon viele Zugeständnisse gemacht worden, sagt der Gemeinderat.
Alfred Rohrer und Paul Lehmann sind konsterniert: Die beiden Pensionäre wohnen in einem modernen Mehrfamilienhaus am Lindenweg in Münsingen - Eiger, Mönch und Jungfrau stets im Blickfeld. Nun sollen auf der Wiese vor ihren Wohnungen 6 neue Wohn- und Gewerbegebäude gebaut werden. 90 Miet- und Eigentumswohnungen sind hier geplant. Der dafür nötigen Umzonung hat das Münsinger Parlament im Sommer 2010 zugestimmt. Doch wer nun annimmt, die beiden wehrten sich gegen den Bau der Gebäude, die ihnen dereinst die Sicht versperren werden, liegt falsch: «Wir sind nicht gegen die geplante Überbauung», betont Rohrer. Ganz im Gegenteil: Schon als er in seine Wohnung gezogen sei, habe er gewusst, dass hier dereinst gebaut werde und er die Sicht auf die Alpen womöglich verlieren werde, sagt Rohrer. Es sei wünschenswert, verdichtet zu bauen, um so der Zersiedelung Einhalt zu gebieten.
«Schmuggelversuche» aufgedeckt
Nein, es sei vielmehr das Vorgehen der Gemeindebehörden, das ihm und vielen seiner Nachbarn Mühe bereite, sagt Rohrer. Dies habe bereits angefangen, als die Interessengemeinschaft Anwohner Bauzone Erlenau (IGBE), der neben Rohrer und Lehmann weitere 90 Personen angehören, Einsprache gegen einige Punkte in der Überbauungsordnung gemacht habe. «Die Einspracheverhandlung war eine Farce, das Protokoll war bereits vor der Sitzung geschrieben worden.» In einem offenen Brief, der dem «Bund» vorliegt, wirft die IGBE dem Gemeinderat vor, sich nicht für die Interessen der Bevölkerung einzusetzen. Stattdessen würde die Bauherrschaft stets bevorzugt, heisst es im Brief weiter. So habe der Gemeinderat versucht, «Unglaubliches» in das Projekt zu schmuggeln. In den Unterlagen sei zu lesen gewesen, dass die Bauherrschaft auf eine Einstellhalle verzichten könnte, wenn diese zu teuer würde. Auch sei ursprünglich geplant gewesen, eines der Gebäude so nahe bei der geschützten Linde zu bauen, dass diese «wahrscheinlich eingegangen» wäre, schreibt die IGBE.
Auf Vorschläge der IGBE sei hingegen gar nicht erst eingegangen worden. Sie habe sich beispielsweise gewünscht, dass die Abstände zwischen den Häusern etwas vergrössert würden. Oder aber, dass auf einen «unnötigen Wendeplatz» verzichtet werde. Gemäss Rohrer wären dies alles nur kleine Anpassungen, die nicht auf die Grösse der Gebäude abzielen oder aber die Ausnützungsziffer einschränken würden. «Die Gewinnmöglichkeiten der Bauherrschaft würden in keiner Weise geschmälert.»
Fertig mit «Salamitaktik»
Der für Bauprojekte zuständige Gemeinderat Hans Rudolf Schönenberg (FDP) bestätigt auf Anfrage, dass der Gemeinderat von der IGBE einen Brief erhalten habe. Er habe aber noch nicht getagt und habe somit noch nicht vertieft auf den Brief eingehen können. Er könne aber sagen, dass die Gemeindebehörden im Rahmen der Ortsplanungsrevision sehr wohl auf die Vorschläge der Anwohner eingegangen seien. So habe die Gemeinde bei der Landbesitzerin und Bauherrin Marti AG erreicht, dass zwei Gebäude einen Stock weniger hoch würden als einst geplant. Für die Bauherrschaft habe dies Mindereinnahmen von einer Million Franken zur Folge. «Hier sind wir den Anwohnern stark entgegengekommen», sagt der Bauchef. Auch hätten sich Gemeinderat und die Bauherrin bereit erklärt, mehrere Gebäude zu versetzen, um die Gebäudeabstände zu erhöhen und die Linde nicht zu gefährden. Doch einmal sei genug mit dieser «Salamitaktik». «Wir können nicht immer mehr Scheiben vom Projekt abschneiden.» Daher sei die harte Haltung der Gemeinde bei den Einsprachen zur Überbauungsordnung nötig und völlig gerechtfertigt.
Den Vorwurf, Ungereimheiten in das Projekt geschmuggelt zu haben, lässt Schönenberg nicht gelten. «Wir haben zu keinem Zeitpunkt gegen das Recht verstossen.» Dies habe auch das Amt für Gemeinden und Raumordnung (AGR) bestätigt und daher die Einsprache der Anwohner abgelehnt.Schönenberg betont zudem, dass auch er bereit gewesen sei, mit den Anwohnern zu reden. Aber nicht nur mit drei, vier Delegierten; «wenn schon, müssten alle betroffenen Personen der Eigentümergemeinschaft dabei sein.» Und er fügt an, dass auf dem Gelände am Erlenauweg einst ein lang gezogener Gewerbebau geplant gewesen sei. Dieser hätte länger, breiter und höher sein sollen als die nun geplanten Wohnhäuser. «Wir sind der Meinung, dass das neue Projekt für die Anwohner eine deutliche Verbesserung gegenüber der Situation vor der Ortsplanungsrevision bringt.»
Kein Weiterzug der Beschwerde
Den Mitgliedern der IGBE ist bewusst, dass sie mit ihrem Anliegen rechtlich wohl keine Chance haben. Deshalb wollen sie ihre Beschwerde auch nicht weiterziehen. Doch sie wünschen sie sich, dass der Gemeinderat ihre Vorschläge in die weitere Planung miteinbezieht und das Projekt entsprechend anpasst. An einem Info-Stand, den die IGBE-Mitglieder im Quartier aufgestellt haben, wollen sie heute Morgen auf ihre Anliegen hinweisen. Auch der Gemeinderat sei herzlich eingeladen, vorbeizukommen.
«Schmuggelversuche» aufgedeckt
Nein, es sei vielmehr das Vorgehen der Gemeindebehörden, das ihm und vielen seiner Nachbarn Mühe bereite, sagt Rohrer. Dies habe bereits angefangen, als die Interessengemeinschaft Anwohner Bauzone Erlenau (IGBE), der neben Rohrer und Lehmann weitere 90 Personen angehören, Einsprache gegen einige Punkte in der Überbauungsordnung gemacht habe. «Die Einspracheverhandlung war eine Farce, das Protokoll war bereits vor der Sitzung geschrieben worden.» In einem offenen Brief, der dem «Bund» vorliegt, wirft die IGBE dem Gemeinderat vor, sich nicht für die Interessen der Bevölkerung einzusetzen. Stattdessen würde die Bauherrschaft stets bevorzugt, heisst es im Brief weiter. So habe der Gemeinderat versucht, «Unglaubliches» in das Projekt zu schmuggeln. In den Unterlagen sei zu lesen gewesen, dass die Bauherrschaft auf eine Einstellhalle verzichten könnte, wenn diese zu teuer würde. Auch sei ursprünglich geplant gewesen, eines der Gebäude so nahe bei der geschützten Linde zu bauen, dass diese «wahrscheinlich eingegangen» wäre, schreibt die IGBE.
Auf Vorschläge der IGBE sei hingegen gar nicht erst eingegangen worden. Sie habe sich beispielsweise gewünscht, dass die Abstände zwischen den Häusern etwas vergrössert würden. Oder aber, dass auf einen «unnötigen Wendeplatz» verzichtet werde. Gemäss Rohrer wären dies alles nur kleine Anpassungen, die nicht auf die Grösse der Gebäude abzielen oder aber die Ausnützungsziffer einschränken würden. «Die Gewinnmöglichkeiten der Bauherrschaft würden in keiner Weise geschmälert.»
Fertig mit «Salamitaktik»
Der für Bauprojekte zuständige Gemeinderat Hans Rudolf Schönenberg (FDP) bestätigt auf Anfrage, dass der Gemeinderat von der IGBE einen Brief erhalten habe. Er habe aber noch nicht getagt und habe somit noch nicht vertieft auf den Brief eingehen können. Er könne aber sagen, dass die Gemeindebehörden im Rahmen der Ortsplanungsrevision sehr wohl auf die Vorschläge der Anwohner eingegangen seien. So habe die Gemeinde bei der Landbesitzerin und Bauherrin Marti AG erreicht, dass zwei Gebäude einen Stock weniger hoch würden als einst geplant. Für die Bauherrschaft habe dies Mindereinnahmen von einer Million Franken zur Folge. «Hier sind wir den Anwohnern stark entgegengekommen», sagt der Bauchef. Auch hätten sich Gemeinderat und die Bauherrin bereit erklärt, mehrere Gebäude zu versetzen, um die Gebäudeabstände zu erhöhen und die Linde nicht zu gefährden. Doch einmal sei genug mit dieser «Salamitaktik». «Wir können nicht immer mehr Scheiben vom Projekt abschneiden.» Daher sei die harte Haltung der Gemeinde bei den Einsprachen zur Überbauungsordnung nötig und völlig gerechtfertigt.
Den Vorwurf, Ungereimheiten in das Projekt geschmuggelt zu haben, lässt Schönenberg nicht gelten. «Wir haben zu keinem Zeitpunkt gegen das Recht verstossen.» Dies habe auch das Amt für Gemeinden und Raumordnung (AGR) bestätigt und daher die Einsprache der Anwohner abgelehnt.Schönenberg betont zudem, dass auch er bereit gewesen sei, mit den Anwohnern zu reden. Aber nicht nur mit drei, vier Delegierten; «wenn schon, müssten alle betroffenen Personen der Eigentümergemeinschaft dabei sein.» Und er fügt an, dass auf dem Gelände am Erlenauweg einst ein lang gezogener Gewerbebau geplant gewesen sei. Dieser hätte länger, breiter und höher sein sollen als die nun geplanten Wohnhäuser. «Wir sind der Meinung, dass das neue Projekt für die Anwohner eine deutliche Verbesserung gegenüber der Situation vor der Ortsplanungsrevision bringt.»
Kein Weiterzug der Beschwerde
Den Mitgliedern der IGBE ist bewusst, dass sie mit ihrem Anliegen rechtlich wohl keine Chance haben. Deshalb wollen sie ihre Beschwerde auch nicht weiterziehen. Doch sie wünschen sie sich, dass der Gemeinderat ihre Vorschläge in die weitere Planung miteinbezieht und das Projekt entsprechend anpasst. An einem Info-Stand, den die IGBE-Mitglieder im Quartier aufgestellt haben, wollen sie heute Morgen auf ihre Anliegen hinweisen. Auch der Gemeinderat sei herzlich eingeladen, vorbeizukommen.
Autor:in
Lisa Stalder / Der Bund
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Erstellt:
10.12.2011
Geändert: 10.12.2011
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