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Münsingen - Halbfertige Häuser in der Bärenmatte sind versteigert

Quelle
Berner Zeitung BZ

Gestern sind die noch unbewohnten Häuser der Bärenmatte-Überbauung versteigert worden. Die neuen Besitzer – auch eine Gläubigerbank – müssen aber noch in die Tasche greifen: Ausstehend sind hohe Beträge für Reparaturen und Fertigstellungsarbeiten.

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Unfertige Luxus-Überbauung: Bis vor kurzem glich die Bärenmatte einer Baustelle. Für die nachträglichen Arbeiten muss noch bezahlt werden. (Bild: Andreas Blatter)

Die Geschichte der Überbauung Bärenmatte in Münsingen ist um ein Kapitel reicher. Im Saal des Gasthofs Löwen sind gestern diejenigen Häuser, Wohnungen, Einstellhallenplätze und Kellerräume versteigert worden, die noch leer stehen oder erst im Rohbau fertig sind. Das Konkursamt Oberland hat die Verwertung durchgeführt, weil die Hauptinvestorin 2009 in Konkurs ging (siehe Kasten). Über 50 Personen sassen im Löwen-Saal, als Fritz Hueber, Vorsteher des Konkursamtes, die Versteigerung eröffnete. Er machte darauf aufmerksam, dass künftige Besitzer nicht nur den Kaufpreis zahlen müssen. Denn hinzu kommen noch Beträge für Arbeiten, die erst nach dem Konkurs ausgeführt wurden oder sogar noch ausgeführt werden müssen. Zudem stellt die Gemeinde Münsingen Forderungen für Anschlussgebühren, welche die Bauherrschaft bisher nicht bezahlt hat. All dies wird den Preis der ersteigerten Objekte im Nachhinein noch deutlich erhöhen. Das schreckte Interessenten jedoch nicht ab. Die zwei ersten Reihenhäuser gingen gleich an einen Privaten. Danach machte mehrmals die Spar- & Leihkasse Münsingen als Hauptgläubigerbank das Rennen. Versteigert wurden vier Häuser inklusive Einstellhallenplätze, eine Wohnung sowie drei Keller und weitere Plätze in der Einstellhalle.

 

Bis 700 000 Franken

 

Die Häuser gingen für Beträge zwischen 551 000 und 706 000 Franken an neue Besitzer, die Wohnung mit Parkplatz für 450 000 Franken. Die Kaufpreise hielten sich damit in Grenzen. Denn gemäss Konkursamtchef Fritz Hueber betrug der Preis für ein Haus in der Bärenmatte vor drei Jahren immerhin 1,1 bis 1,2 Millionen Franken.

 

Begehrte Einstellhallenplätze

 

Zum eigentlichen Steigerungskampf kam es bei drei Kellerräumen und den verbliebenen sieben Einstellhallenplätzen. Sie waren insbesondere bei Leuten begehrt, welche bereits in der Bärenmatte wohnen. Die Kaufwilligen trieben sich gegenseitig für einen Einstellhallenplatz teils bis 17 000 Franken in die Höhe. Insgesamt löste das Konkursamt bei der Versteigerung 3,1 Millionen Franken, die nun den Gläubigern zugute kommen.

 

Die Überbauung Bärenmatte, direkt hinter dem Gasthof Bären gelegen, zeigt sich heute als modern gestaltete Siedlung. In den 11 Gebäuden gibt es Luxus-Reiheneinfamilienhäuser und Luxus-Eigentumswohnungen, insgesamt sind es 35 Wohneinheiten.

 

Nachbesserungen nötig

 

Als die ersten Käufer 2009 in die Überbauung einzogen, sah es dort nicht überall ansehnlich aus. Der Aussenbereich glich eher einer Baustelle. Zudem waren in der Einstellhalle Baumängel festgestellt worden: Durch die undichte Decke drang Wasser ein, und Probleme gab es auch bei der Entwässerung. Die Kosten für die Umgebungsarbeiten und die diversen Reparaturen belaufen sich total auf über eine Million Franken.

 

Inzwischen ist die Umgebung bis auf wenige Stellen fertig gestaltet, und die meisten Mängel in der Tiefgarage sind behoben. Aber: Die Rechnungen dieser Arbeiten sind grösstenteils noch offen. Die bisherigen Haus- und Wohnungsbesitzer in der Bärenmatte haben im letzten Jahr eine Gesellschaft gegründet, welche die Forderungen nun begleicht. Daran müssen sich nun auch diejenigen beteiligen, welche gestern ein Haus, eine Wohnung oder einen Einstellhallenplatz ersteigert haben.

 

Die Vorgeschichte

Eine lange Bauzeit steht hinter der Münsinger Siedlung Bärenmatte. Die Häuser mit den 35 Luxuswohnungen entstanden nach Plänen des Architekturbüros Nabrouk Hamdami (Thun und Berlin). Baustart war 2004, fertig ist die Überbauung immer noch nicht. Eine der Hauptinvestorinnen, die Alcapo AG, ging im März 2009 in Konkurs. Deren Verwaltungsratspräsident Martin Wüthrich aus Oberhofen begründete damals den Konkurs mit «unvorhersehbaren Schwierigkeiten». Die Bauzeit habe sich verdoppelt, unter anderem wegen eines Baustopps, weil die Gebäude zu hoch waren.

 

Damit Zugänge, Fuss- und Radwege fertig gebaut werden konnten, verzichtete die Gemeinde Münsingen auf 120 000 Franken Mehrwertabschöpfung. Der Rest davon steht immer noch aus. Gestern versteigerte das Konkursamt Oberland die Gebäude, Kellerräume und Plätze in der Einstellhalle.


Autor:in
Herbert Rentsch / Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 09.06.2011
Geändert: 09.06.2011
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