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Münsingen - Stadt und Dorf zugleich

Quelle
Berner Zeitung BZ

Mit dem Projekt «Münsingen 2030» antwortet die Gemeinde auf die wichtigsten Fragen zu Lebensbereichen wie Wohnen und Mobilität.

Keine allzu grossen Sprünge: Münsingen soll künftig pro Jahr um 0,7 Prozent wachsen. (Bild: Andreas Blatter)

Man hört es immer wieder: Münsingen wächst und wächst. Nur, es stimmt nicht. «Unser Wachstum ist unterdurchschnittlich», sagt Gemeinderat Andreas Kägi (FDP). Um 7,2 Prozent hat die Münsinger Bevölkerung zwischen 2001 und 2017 zugenommen.

 

Zum Vergleich: In der Schweiz betrug das Wachstum in diesem Zeitraum 16,9 Prozent, im Aaretal 12,5 Prozent, und auch im Kanton Bern war es mit 9 Prozent noch etwas höher. Wie aus einer Untersuchung der Gemeinde weiter hervorgeht, wuchsen beispielsweise die umliegenden Gemeinden Belp und Rubigen um die 20 Prozent. Und auch in Konolfingen und Lyss verlief die Bevölkerungskurve steiler.

 

Münsingen will auch in Zukunft nicht den grossen Sprung machen. «Mit 20 bis 30 neuen Wohnungen pro Jahr können wir das Wachstum halten», sagt Kägi. Es soll künftig pro Jahr 0,7 Prozent betragen. Dieses Ziel wird auch in der Ortsplanungsrevision genannt. Sie geht nun unter dem Titel «Münsingen 2030» in die Mitwirkung und beinhaltet die Pläne zu den Themen Siedlungsentwicklung, Mobilität, Energie und Landschaft. Am Donnerstag stellte die Gemeinde das Projekt den Medien vor.

 

Wohn- und Freiräume

Es ist ein umfassendes und komplexes Werk, das die wichtigsten Lebensbereiche der Münsingerinnen und Münsinger betrifft. Wie und wo wohnen sie? Mit welchen Verkehrsmitteln fahren sie zur Arbeit? Wo erholen sie sich? Welche Energieträger nutzen sie? Um solche Fragen geht es. Aber etwa auch darum, wie die Biodiversität erhöht werden könnte.

 

Die Bevölkerung konnte sich bereits einbringen. Dazu organisierte die Gemeinde Workshops für Interessierte, und auch eine Schulklasse wurde involviert. Das Resultat sei bei den Älteren wie Jüngeren etwa das gleiche gewesen, sagt Kägi: «Innere Verdichtung ja, aber...» Das Ja bezieht sich auf die zentralen Gebiete rund um den Bahnhof oder entlang der Ortsdurchfahrt.

 

Hier soll auf ausgewählten Arealen mit Um- oder Aufzonungen respektive mit Zonen mit Planungspflicht die Nutzung erhöht werden. Das Zentrum soll städtischer werden. Gleichzeitig müssten aber auch Freiräume und Treffpunkte geboten werden. Und im Gebiet Underrüti, wo sich heute Schrebergärten befinden, will die Gemeinde preisgünstigen Wohnraum abgeben. Und sie ist bestrebt, eine gute gesellschaftliche Durchmischung zu gewährleisten.

 

Weniger Parkplätze

Auch die Mobilität ist Teil von «Münsingen 2030». Vernetzt soll sie sein, lautet der Grundsatz. Mehrere Projekte sind vor der Umsetzung, etwa der Bau der Entlastungsstrasse Nord, die Sanierung der Ortsdurchfahrt und ein Ausbau des Bahnhofs.

 

Heute fahren täglich 18000 Fahrzeuge durchs Zentrum, zwei Drittel dieser Fahrten sind hausgemacht. Diese Zahl soll zumindest nicht steigen. Dazu soll der öffentliche Verkehr beitragen. «Wir werden schwergewichtig in diesem Bereich attraktiver», sagt Gemeindepräsident Beat Moser (Grüne).

 

Und auch eine Reduktion von privaten Parkplätzen soll dazu beitragen. Bei Neubauten im Zentrum soll noch höchstens ein Parkplatz gebaut werden. Die Grundeigentümer hätten bisher gut darauf reagiert.

 

Mitwirkung: 21. Oktober bis 29. November. Unterlagen unter www.muensingen.ch. Infoanlass: 31. Oktober, 19 Uhr, Schlossgut.

 

Trimstein und Tägertschi

In den letzen Jahren ist Münsingen durch Fusionen nicht nur bevölkerungsmässig, sondern auch flächenmässig gewachsen. 2013 kam der Dorfteil Trimstein mit fast 500 Einwohnern hinzu, 2017 Tägertschi mit knapp 400 Einwohnern. Im Rahmen von «Münsingen 2030» werden nun die Baureglemente zusammengeführt. Beide Ortsteile seien als Naherholungsgebiet wichtig und von Münsingen aus schnell erreichbar, sagt Gemeinderat Andreas Kägi. «Der dörfliche Charakter dieser Ortsteile soll erhalten bleiben.» Aber auch hier sollen gewisse Entwicklungen möglich sein. In manchen Bauernhäusern gebe es viel Raum, der nicht mehr genutzt werde, wenn zum Beispiel seit Jahrzehnten keine Landwirtschaft betrieben werde. Mit einer Weilerzone werden nun die Voraussetzungen geschaffen, dass beispielsweise ein Heuboden zu einer Wohnung umgebaut werden kann. So könne die Nutzung erhöht werden. In Tägertschi wiederum soll die bestehende Arbeitszone Thalmatt ausgebaut werden.


Autor:in
Johannes Reichen, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 18.10.2019
Geändert: 18.10.2019
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