• Region

Öko-Gärtnerei Maurer: Das Geschwisterduo hat übernommen

Bereits vor Jahren hiess es, dass die sechste Generation die Münsinger Öko-Gärtnerei Maurer übernimmt. Nun ist es soweit, der Generationenwechsel ist geschehen. BERN-OST wollte wissen, was hinter dem Gartentürchen passiert ist.

Isabelle und Christian Maurer zwischen den Kräutern und Pflanzen.

«Lange Zeit war ich weit von der Gärtnerei, habe als Lehrerin gearbeitet und zwei Jahre in Ecuador gelebt», erzählt Isabelle Maurer. Doch irgendwann fragte sie sich, wie es weitergehen soll, irgendwie fehlte ihr etwas, und eine Veränderung musste her. Sie entschied sich während Corona, eine Zweitlehre als Zierpflanzengärtnerin zu machen.

 

Ihr Bruder Christian Maurer ist leidenschaftlicher Landschaftsgärtner, wollte jedoch nie eine Leitungsfunktion und somit auch nicht die Gärtnerei übernehmen. «Als Isa sagte, sie übernehme die Produktion, war für mich aber klar, dass ich den Gartenbau übernehme», sagt er. So wurde bereits seit mehreren Jahren alles aufgegleist, und Anfang Jahr haben die beiden das Geschäft übernommen.

 

Schrittweise Übergabe mit Familienpower

1987 übergaben ihre Grosseltern den Betrieb ihrem Vater Christoph Maurer. «Vater ist schon lange im Pensionsalter», so Isabelle Maurer. Jedoch war lange nicht klar, wie es mit der Gärtnerei weitergehen soll. Verkauf? Vererben? «Für unseren Vater ist es ein Glücksfall, dass wir den Betrieb übernehmen. Viele kleinere Gärtnereien müssen schliessen, weil keine Nachfolger da sind», sagt sie. «Er ist aber nach wie vor voll mit dabei, und auch unsere Mutter hilft tatkräftig mit. Es ist sehr wertvoll, weiterhin auf ihr Wissen zurückgreifen zu können.»

 

Geschwister mit klarer Aufgabenteilung

Die Zusammenarbeit als Geschwister funktioniere gut. «Bis jetzt läuft es wirklich rund», sagt Isa. Für Christian ist die Aufgabenteilung ideal: «Wir können Synergien nutzen, ohne uns zu sehr in die Quere zu kommen.» Die beiden unterstützen sich, wenn nötig, zum Beispiel beim Pflanzenliefern oder bei der Nutzung von Maschinen. Im Alltag bleiben jedoch beide in ihrem Bereich – sie in der Gärtnerei, er im Gartenbau. «Unsere Berufe und Ausbildungen sind sehr unterschiedlich», sagt Christian. Seine Schwester ergänzt: «Ich habe grossen Respekt vor dem, was Chrigu macht – von vielem, wie zum Beispiel einem Treppenbau, habe ich keine Ahnung.»

 

Neue Ideen in bewährtem Betrieb

Die Übergabe habe schrittweise stattgefunden. Vor fünf Jahren gab es einen grösseren Wechsel im Team und kleinere Anpassungen. «Jedoch nichts einschneidend Neues», so Isabelle Maurer. «Wir merken aber immer wieder, wie viele kleine Aufgaben unsere Eltern hatten und wir nicht sonderlich wahrnahmen, welche nun an uns gelangen.» Ein grosses Sortiment mit über tausend Wildpflanzen, Küchen- und Heilkräutern und vielen Spezialitäten werden eigens in Bio-Normane aufgezogen.

 

Gartenbau im Wandel

«Der Gartenbau befindet sich aktuell im Wandel. Naturgärten sind momentan sehr gefragt, ebenso der Trend zur Renaturierung», so der Landschaftsgärtner. «Das Bewusstsein für einen lebendigen Garten wird immer grösser. Viele hinterfragen die Nutzung ihres Gartens und möchten der Natur und der Tierwelt etwas zurückgeben. Dort helfen wir, dies in den vorhandenen Gärten umzusetzen.» Da die Gärtnerei bereits vor langer Zeit auf nachhaltigen und ökologischen Anbau umgestellt hat, seien sie dadurch ein paar Jahre an Erfahrung und Wissen im Vorsprung, so Christian Maurer.

 

Mit Pflanzen Menschen begleiten

Egal ob im Verkauf in der Gärtnerei oder im Gartenbau selbst - Maurers ist es wichtig, die Menschen mit den Pflanzen vertraut zu machen. «Wir betreiben oft partizipativen Gartenbau. Das bedeutet, dass wir aktiv mit den Kundinnen und Kunden zusammen etwas erarbeiten und auch bauen», erklärt Christian Maurer. Seine Schwester ergänzt: «Oftmals sind sich Kundinnen und Kunden gar nicht im Klaren, welche Wildpflanzenschätze sie in den Gärten haben. Da ist es uns wichtig, sie zu unterstützen und zu begleiten, damit sie in Zukunft auch selbst ihren Garten pflegen können.»

 

Obwohl es in Münsingen noch einige andere Gärtnereien gibt, sehen die Geschwister kaum Konkurrenz. «Dadurch, dass wir alle Pflanzen selber aus Samen oder Stecklinge anziehen und bio-zertifiziert sind, haben wir kaum Konkurrenz. Oft stossen die Leute auf uns, weil ihnen wichtig ist, dass es sich um Bio-Produkte handelt – was nicht viele Unternehmen bieten», erklärt die ehemalige Lehrerin. «Dadurch, dass wir eine kleine Gärtnerei sind, haben wir Zeit für viele schöne, kleine, aber auch spannende Projekte, welche teilweise endlos sind, da immer wieder neue Ideen und Wünsche auftauchen.»

 

Ein Fest zum Feiern – und ein Blick in die Zukunft

Dieses Jahr steht bei der Öko-Gärtnerei Maurer aber noch etwas ganz anderes auf dem Programm: Sie feiern 140 Jahre Öko-Gärtnerei Maurer. «Dass wir genau jetzt das Unternehmen übernehmen, hat sich so ergeben und ist nun ein Grund mehr zum Feiern», sagt Isabelle Maurer. «Unser Grossvater hatte viele Dokumente von früher. Ab 1885 gibt es Unterlagen, in denen unsere Gärtnerei namentlich erwähnt wird – was vorher war, ist ungewiss.» Das Dokument zeigt den Vertrag zwischen der Gärtnerei und der Kirchgemeinde, dass sie nun für die Pflege von vier Totenäckern (Friedhöfen) zuständig sind. «Auch heute pflegen wir noch circa 400 Gräber – jedoch im Auftrag von Privatpersonen», erklärt Isabelle Maurer. Was aber immer gleichblieb, war der Standort der Gärtnerei.

 

Nun wird am 7. Juni gefeiert: Mit verschiedenen Attraktionen, der Familiengeschichte und auch für Verpflegung ist gesorgt. «Wir freuen uns sehr, dieses Jubiläum und die Übergabe gemeinsam mit der Bevölkerung feiern zu können», sagt Isabelle Maurer.

 

Für die Geschwister ist dieser Schritt nicht nur ein Rückblick, sondern auch ein Aufbruch. «Ich werde mich noch weiterbilden und die Gärtnerei soll auch räumlich wachsen», sagt Isabelle Maurer. Der Platz an der Bernstrasse begrenzt und voll ausgeschöpft – darum planen sie, auf dem Rossboden ein weiteres Treibhaus zu bauen. Die nächste Generation hat also schon Pläne.

 

[i] Öko-Gärtnerei Maurer


Autor:in
Pascale Groschel, info@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 08.05.2025
Geändert: 08.05.2025
Klicks heute:
Klicks total: