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Nadia Schlumpf: "Mich haben diese kleinen Dinge immer fasziniert"
Nadia Schlumpf aus Enggistein hat eine Leidenschaft für Parfumfläschchen. Nicht die Originalflakons, sondern die kleinen Miniaturen. Als 11-jähriges Mädchen begann sie zu sammeln, heute besitzt sie über 700. BERN-OST hat sie besucht und versucht zu verstehen, was die Faszination hinter den Flakons ausmacht.
BERN-OST: Nadia, wann hast du angefangen Parfumfläschlchen zu sammeln?
Nadia Schlumpf: Ich war damals 11-jährig. Ich musste meiner Mutter helfen, die Praxis zu putzen und ihre Chefs gaben uns Gutscheine für die Parfümerie Spiess in der Spitalgasse in Bern. Ich löste den Gutschein für ein Nina Ricci Parfum ein und erhielt dazu ein kleines Flakon. Das freute mich und gefiel mir. Ich zeigte das herum und erhielt von Bekannten kleine Fläschchen geschenkt. Ich fragte in der Parfümerie, ob es dies von allen Parfums gebe. Die Antwort war Ja.
Warum gibt es kleine Fläschchen?
Der ursprüngliche Gedanke war, damit man in die Ferien nicht das grosse Parfum mitnehmen muss. Aber die Branche hat das entdeckt, heute ist es ein Geschäft. Es sammeln viele Leute.
Hast du eine Vorliebe für Parfum?
Sehr. Zurzeit habe ich etwa acht verschiedene in Gebrauch. Am Morgen gehört das für mich dazu. Je nach Wetter, im Frühling nehme ich eher etwas Leichtes. Ein blumiger, frischer Duft, der nur eine Stunde riecht.
Hast du ein Lieblingsparfum oder wechselt das?
Ein Duft, den ich besonders mag, ist das "Si" von Giorgio Armani. Ich komme immer wieder auf dieselben Düfte zurück. Wenn die neusten Düfte rauskommen, gehe ich diese in Parfümerien riechen.
Riechen die nicht alle gleich?
Nein, überhaupt nicht. Ich nehme einen Teststreifen und rieche daran und zehn Minuten später nochmals.
Kaufst du Parfum oder Eau de Toilette?
Meistens ein Eau de Toilette. Beim Parfum ist die Essenz viel stärker, ein Parfum enthält bis zu 30 Prozent Rohstoffe im Alkohol, ohne Wasser. Beim Eau de Parfum sind es etwa die Hälfte der Rohstoffe. Das Eau de Toilette enthält nur etwa 10 Prozent des Extrakts plus Wasser, deshalb heisst es "Eau".
Kaufst du die Fläschlein oder gibt es die gratis?
Heute gibt es sie nicht mehr gratis. Man muss ein Grosses kaufen und erhält in der Regel das Kleine geschenkt. Oder man hat gute Freunde, die ein Parfum gekauft haben und mir das kleine Flakon schenken. Nur das kleine Fläschchen kaufen, kann man in der Schweiz nicht.
Was machst du mit deinen 700 Fläschchen? Wo bewahrst du die auf?
Die sind in Vitrinen und Schachteln auf dem Estrich. Fast zu jedem habe ich noch die Verpackung. Das gehört einfach dazu, sie haben mit der Verpackung auch mehr Wert.
Warum sammelst du diese Flakons?
Sie haben mir von Anfang an gefallen und ich habe geschaut, wie ich zu solchen Fläschchen komme. Mich haben diese kleinen "Sächelein" immer fasziniert. Früher hatte ich einen Setzkasten, heute sind es Vitrinen.
Wie häufig musst du die Fläschchen abstauben?
Nie, die sind in der Vitrine. Wenn ich jedoch ein Fläschchen rausnehme, ist das schnell gemacht.
Besuchst du Parfumfläschchen-Tauschbörsen im Internet?
Ich nicht, aber mein Mann Erich schenkt mir ab und zu ein Fläschchen. Die sind nicht billig, die kosten zwischen 15 und 30 Euro. Aber sie können auch mal doppelt so teuer sein, je nach Alter. Das letzte Geburtstagsgeschenk war ein Fläschchen in Schuhform. Es kostete um die 60 Euro.
Gibt es ein Fläschchen, welches du unbedingt haben möchtest?
Das neuste von Liberté würde mir sehr gefallen, aber ich habe das noch nie gesehen. Man muss auch nicht jedes haben, das geht nicht. Wenn ich aber auf einem Flohmarkt bin, finde ich häufig viele alte Fläschchen. Die kosten meistens fast nichts. Da kriege ich fünf Fläschchen für drei Euro. Das freut einen schon. Vor Jahren am Puce in Bremgarten hatte ein kleines Mädchen vier Parfumfläschchen. Es wollte 50 Rappen pro Stück, ich gab ihr dann fünf Franken.
Welches ist das wertvollste Fläschchen, das du hast und warum?
Das Parfum heisst "Miss Dior" von Christian Dior. Es ist in einem Original Lalique-Fläschchen, alles aus Glas. Das wäre so um die 230 Euro ohne Verpackung, mit Verpackung 250 Euro.
Bist du immer am Sammeln oder gibt es auch Momente, wo du denkst, jetzt reicht es?
Ich bin schon immer auf Empfang. Sei es im Ausland auf Märkten, aber ich gehe nicht Inserate oder das Internet durch und suche nach Fläschchen.
Denkst du es gibt mal einen Punkt, an dem du sagst, jetzt höre ich auf?
Das glaube ich nicht. Es kommen alle Jahre x 100 neue Fläschchen raus. Da gibt es immer wieder hübsche darunter, die mir gefallen. Ich habe eine Sammlung, die viel Wert hat. Wenn wir mal nicht mehr sind, entsorgen unsere Kinder diese vielleicht. Es ist mein Hobby, aber verkaufen möchte ich die Fläschchen nicht. Eher verschenke ich ab und zu eins.
Bist du stolz auf deine Sammlung?
Ja. Sehr. Ich habe Freude daran. Es ist schön, diese anzuschauen und sie neu zu ordnen. Wenn ich mal Zeit habe, möchte ich von Armani bis Zengaro sämtliche Fläschchen aufschreiben und festhalten, was ich alles habe.
[i] Nadia Schlumpf (62) ist in Bümpliz aufgewachsen. Seit 32 Jahren wohnt sie zusammen mit ihrem Mann Erich in Enggistein. Die beiden haben drei erwachsene Kinder.
[i] Haben auch Sie eine Leidenschaft oder eine Sammlung, die Sie gerne vorstellen möchten? Melden Sie sich per E-Mail unter: info@bern-ost.ch
[i] Nadia Schlumpf und der Autor sind per du und kennen sich von der Arbeit. Nadia arbeitet als freiwillige Mitarbeiterin im Nami-Kafi von BERN-OST.
Erstellt:
13.06.2022
Geändert: 13.06.2022
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