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Keine Bistro-Bewilligung: «Es ist eine Katastrophe, was hier abgeht»

Theo Zingg wollte in Oberdiessbach ein Bistro mit Bar betreiben und gelegentlich Konzerte organisieren. Nach über einem Jahr hat er jetzt erfahren, dass er keine Bewilligung erhält. Der Frust ist gross.

Die Chise darf Lärm machen, ein Bistro nicht. (Foto: Rolf Blaser(Alexander Scheuner)
Theo Zingg wohnt in Oberdiessbach und Schönried. (Foto: Alexander Scheuner)
Im eingerüsteten Haus entstehen zwei 3.5 Zimmerwohnungen und ein Studio. Bar/Bistro war im Haus links geplant. (Foto: Rolf Blaser)
In der ehemaligen Werkstatt wurden Öfen hergestellt. (Foto: Rolf Blaser)
Im Parterre hätte ein Bistro samt Bar eingerichtet werden sollen. (Foto: Rolf Blaser)

Wir stehen neben einem ehemals baufälligen Haus vis-a-vis des Bahnhofs Oberdiessbach. Theo Zingg kommt schnell in Fahrt. «Es ist eine Katastrophe, was hier abgeht.» Zingg spricht von einer Tragödie, von unzufriedenen Nörglern und dass ihm so etwas noch nie passiert sei.

 

Wohnungen statt Öfen

Dabei wollte er Oberdiessbach etwas Spezielles bieten. Im Haus gegenüber des Bahnhofs war während Jahren eine Fabrik beheimatet. Bis vor 40 Jahren wurden dort Öfen hergestellt, danach liess man das Gebäude langsam verfallen. Theo Zingg hat die beiden Häuser in baufälligem Zustand vor zwei Jahren gekauft. Seine Idee war, im ehemaligen Fabrikhaus die oberen Stockwerke zu renovieren und dort drei Wohnungen einzurichten. Im Fabrikraum plant er ein Event-Lokal, bestückt mit alten Maschinen.  

 

Die Angst vor Lärm

Im zweiten Haus hätte im Parterre ein Bistro mit einer Bar einziehen sollen. Die dazugehörige Terrasse wurde bereits gepflastert. Der Plan einer Bar hat verschiedene Leute aus der Nachbarschaft aufgeschreckt. Mehrere Einsprachen gingen ein. Die Leute meldeten Bedenken an, dass Barbesucher nachts zu Vandalen werden könnten. Die Angst vor Lärm gab laut Zingg zu weiteren Einsprachen Anlass.

 

Chise ist lauter

«Das ist ein Witz», sagt Zingg zu diesen Vorwürfen. Einige Meter oberhalb des Hauses fliesst die Chise tosend talwärts. Unter der Brücke stürzt die Chise in mehreren Stufen wasserfallartig hinunter und erzeugt dabei das Geräusch eines rauschenden Wildbachs. «Die Chise übertönt jeden Lärm, der im Bistro entstehen könnte», so Zingg. «Die Chise allein hat - gemessen auf der Strasse - eine Lautstärke von 55 Dezibel. Wenn wir drinnen beispielsweise ein Jazzkonzert organisieren, hört man oben auf der Strasse nur den Lärm der Chise. Wir haben das getestet.»

 

Zur Person

Zingg ist in Oberdiessbach aufgewachsen. Er ist gelernter Maurer, Hochbauzeichner und Bauführer.  Seit 24 Jahren ist er Inhaber der Bau und Sanierung GmbH mit Sitz im Saanenland. Heute wohnt er in Schönried und Oberdiessbach.

 

Es regnete Einsprachen

Obwohl noch kein Kaffee ausgeschenkt und kein Ton Musik gespielt wurde, kriegt Zingg keine Erlaubnis für seine Gaststätte. Kopfschüttelnd sagt er: «Ich wäre ein Idiot, hier Wohnungen zu bauen und dann für Lärm zu sorgen.» Bistro und Bar hätten lediglich bis um 21 Uhr geöffnet, dazu einzelne Festivitäten mit Konzerten drinnen. Daraus wird nun nichts. Vom Regierungsstatthalteramt habe er einen Bauabschlag für die Gastronomie erhalten.

 

Kein Bistro für Oberdiessbach

«Sie haben Angst wegen dem Parkieren. Aber ich will gar keine zusätzlichen Parkplätze für das Restaurant, die Parkplätze sind nur für die Mieterinnen und Mieter der Wohnungen.» Beide Häuser befinden sich in einer Gewerbe- und Wohnzone, gleichwohl sei es nicht möglich. Theo Zingg beschränkt sich auf den Ausbau der Wohnungen. «Ich renoviere nur im Bestand. Immerhin das ist erlaubt.»

 

[i] Haubenstrasse 1, Oberdiessbach


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 17.05.2023
Geändert: 30.11.2023
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