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Oberdiessbach - Von "Hudigääggeler" und "Häxeschyt"

Quelle
Wochen-Zeitung

Einen kulturellen Leckerbissen präsentierte der lokale Kulturverein mit dem Programm «Von Hudigääggeler bis Sackpfiiffe» mit Christian Schmid, Dide Marfurt und Thomas Keller.

So mancher im gut gefüllten Gewölbekeller des «Buumehus» mag anfangs bei Christian Schmids Worten gedacht haben: «Hoppla, die Stimme kenn ich doch?!» Der pensionierte Radioredaktor ist bekannt aus der Sendung «Schnabelweid» des Schweizer Radios, doch seine Stimme erhebt er mit feinen Geschichten nach wie vor. Tief grub er in den Entstehungs-Geschichten von alten Bezeichnungen und Begriffen. So soll es in Einsiedeln um das Jahr 1900 eine Familie namens Hudeli gegeben haben, die vortreffliche Volksmusik machte. Ob daraus der «Hudeligääggeler» entstanden ist?

Oder kommt der Begriff von einem Lockruf fürs Federvieh: «Hudeli, Hudeli....» Das Wort sei so einfach nicht festzunageln, konstatierte der Geschichtenerzähler mit seiner sonoren Stimme. Denn ein Hudi bedeute ja auch «wenig bis nichts», was darauf hindeuten könnte, dass das Wort mit «wertlose Quäke» übersetzt werden könnte. Heute bedeutet es jedenfalls urchige Volksmusik und ist kaum mehr abschätzig gemeint wie einst. «Hudigääggeler» sei quasi Bio, im Gegensatz dazu sei die industrielle Volksmusik à la Musikantenstadl pure Chemie!

Mitreissende Volksweisen

Die unterhaltsamen wie lehrreichen Geschichten von Christian Schmid zeugten von seiner Liebe zur Mundart und wurden prächtig garniert mit der Virtuosität von Dide Marfurt (Halszither, Drehleier und Sackpfeife) und Thomas Keller (Halszither, Gitarre, Mundharmonika), die das Publikum durch mitreissende Volksweisen in Stimmung brachten. Schmid sprach von der Emmentaler Halszither, der Hanottere. Er erklärte, wie aus dem «Häxeschyt» immer komplexere Saiteninstrumente wurden. Und er berichtete , wie der Dudelsack früher hierzulande als Sackpfeife stark verbreitet war. 

Die Drehleier, ein liederliches Ding

Eine Erzählung begann im Jahr 1627. Damals – so steht es geschrieben – habe ein Pfarrer in Zürich von der Kanzel gedonnert: Die Drehleier sei ein liederliches Ding, ein Hureninstrument! Die Kirche hatte Erfolg mit ihrem Kampf gegen das Instrument, denn ab 1800 ist es von der Bildfläche verschwunden und tauchte erst mit der Folkbewegung der 70er-Jahre und dem Boom der Mittelaltermärkte wieder auf. So wird heute wieder geleiert. Zwischen den Erzählungen lies­sen die beiden Spielleute ihre pfiffigen «Tänzli» und «Cherli» erklingen. 

Der Abend im «Buumehus» zeigte, wie die faszinierende Leier mit ihren Bordunseiten, dem rhythmischen Schnarren und den alten Melodien ein ganzes Orchester ersetzen kann.

Autor:in
Christina Burghagen, Wochen-Zeitung
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Erstellt: 25.06.2015
Geändert: 26.06.2015
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