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Münsingen - Besuch auf der Grossbaustelle

Seit einem Jahr laufen in Münsingen komplexe Bauarbeiten: Die Sanierung der Ortsdurchfahrt muss bei fliessendem Verkehr geschehen. Zudem wird nicht nur die Strasse umgebaut, sondern müssen auch unterirdische Leitungen ersetzt werden. Damit es weder Stau noch Leitungsunterbrüche gibt, war eine aufwändige Planung nötig. BERN-OST liess sich von Projektleiter Adrian Gygli zeigen, wie das funktioniert und was aktuell gebaut wird.

Führte BERN-OST über die Baustelle: Projektleiter Adrian Gygli vom Tiefbauamt des Kantons Bern am Dorfplatz in Münsingen. (Bilder: Isabelle Beger)
In solchen Rohren verlaufen Leitungen für Strassenbeleuchtung, Internet, Fernsehen, Stromversorgung und Lichtsignalanlagen. Das Kupferband ist die Erdung der letzteren. Gräbt jemand ohne Plan, erwischt er das Plastikband und verschont so die darunterliegenden Leitungen.
Hier wird demnächst die Sauberwasserleitung weitergebaut. Darunter befindet sich bereits eine Abwasserleitung. Damit Leitungen so gestapelt werden können, verläuft jeder Typ auf einer bestimmten Tiefe unter der Erdoberfläche.
Mit sogenannten Schlitzrohren kann man alte Kabel ummanteln, die zuvor in Betonrohren verliefen und nicht neu in die normalen Rohre eingezogen werden können.
Die orangen Rohre sind für Abwasser, dahinter liegen Abwasserschächte und Schachtdeckel.
Die neuen Kunststoffohre werden mit Sand ummantelt, damit sie nicht durch grosse Steine beschädigt werden können. Zu sehen sind auch verrostete, 50-jährige Blechrohre.
Die Rohre werden an Schächte angeschlossen, welche als vorgefertigte Teile in der Baugrube platziert werden.
Alte Rohre werden mit Split und Schaum verfüllt, damit sich keine Ratten einnisten.
Innerhalb der roten Markierungen wird der Boden als nächstes aufgebrochen, um die Werkleitungen weiterzubauen.
Beim Verschieben des Kreisels kam die alte Strassenmarkierung zum Vorschein. Sie stammt von der Kreuzung, wie sie vor der Markierung des ersten Kreisels vor rund 30 Jahren in Betrieb war.

Vor 21 Jahren begann die Planung. Noch vier wird es dauern, bis das Grossprojekt abgeschlossen ist. In fünf Etappen bauen die Gemeinde Münsingen, die InfraWerke Münsingen und der Kanton Bern am Münsinger Strassennetz. Während die Gemeinde derzeit mit dem Bau der Entlastungsstrasse beschäftigt ist, baut der Kanton beim Kreisel am Dorfplatz.

 

Seit einem Jahr laufen die Arbeiten dort. Mitte Januar wurde der bestehende Kreisel verschoben. Dies wird bis im Sommer zwei weitere Male geschehen, um jeweils neue Bereiche der Strasse für die Bauarbeiten freizugeben. Erst dann wird der definitive Kreisel gebaut.

 

Verkehr lässst sich nicht umleiten

Nötig ist das Prozedere wegen des Verkehrs: "Die Strasse muss immer zweispurig befahrbar sein", sagt Projektleiter Adrian Gygli vom Tiefbauamt des Kantons Bern. Denn man könne die rund 20 000 Fahrzeuge nicht umleiten, die täglich durch den Ortskern fahren. Und auch die Busse müssen durchkommen. "Zum Glück haben wir hier viel Platz." Dieser wurde einerseits durch den Abriss des alten Coop frei. Die Gemeinde wird andererseits an der Kreuzung später einen Dorfplatz bauen. Da es diesen derzeit noch nicht gibt, steht der freie Raum ebenfalls für die Bauarbeiten zur Verfügung.

 

Daneben, dass der Verkehr weiterfliessen muss, müssen auch alle bestehenden Leitungen in Betrieb bleiben. Dies erfordert genaue Planung. "Das ist das A und O bei dieser Baustelle. Man musste alles im Voraus planen", sagt Gygli. Es klappe sehr gut. "Die Autos fahren durch, wie vorher, wir bekommen keine bösen Rückmeldungen von Autofahrer:innen und Unfälle gab es bisher auch keine."

 

Viele Rohre, viele Kabel

Seit Beginn der Bauarbeiten vor einem Jahr wurden fast nur Werkleitungen gebaut. Neben den Wasserrohren müssen sämtliche Elektroleitungen ersetzt werden. "Einerseits, weil sie nicht mehr gut sind, andererseits, weil die Rohre voll sind." Und was da alles für Leitungen sind: Für die öffentliche Beleuchtung, das Internet, das Fernsehen, die Lichtsignale und die allgemeine Stromversorgung. "Jedes Medium hat in Zukunft ein eigenes Rohr", so Gygli. Die Kabel in den Rohren gehören verschiedenen Werkleitungseigentümern, welche auch an den Umbaukosten beteiligen müssen.

 

Kunststoff statt Blech

An diesem Nachmittag sind zwei Bauarbeiter am westlichen Rand der Baustelle mit dem Einsetzen von Kunststoffrohren beschäftigt. Diese umgeben sie mit Sand. "Sonst kann es durch grosse Steine zu Druck kommen, was die Rohre beschädigen könnte." In der Baugrube sind auch alte Blechrohre zu sehen. Sie sind verrostet. "Darum nimmt man heute Kunststoff."

 

Eines der Rohre, das die beiden Arbeiter verlegen, muss an einen bestehenden Schacht angeschlossen werden. "Dafür müssen wir eine Kernbohrung machen", sagt einer der beiden. Die anderen beiden Rohre sind bereits an einen neuen Schacht angeschlossen, der als Ganzes in die Baugrube gestellt wurde. "In diesen Schächten kann man die Kabel verschlaufen", sagt Gygli. Heisst: Indem man die Kabel in eine Schlaufe legt, können sie die Richtung wechseln, ohne geknickt und gespannt zu werden.

 

Umgeschaltet wird noch länger nicht

In Betrieb genommen werden die meisten neuen Leitungen nicht sofort. So muss etwa die Sanierung der Bernstrasse und der Ersatz der dortigen Leitungen in zwei Jahren abgewartet werden. Erst dann können alle Rohre verbunden, und Strom und Wasser umgeschaltet werden.

 

Bis es so weit ist, gibt es aber noch Einiges zu tun. "Ab April startet hier der Strassenbau", so Gygli. Und das sei der eigentliche Auftrag des Kantons. Für die Werkleitungen zuständig sind nämlich die Münsinger Infrawerke. Im Rahmen einer Partnerschaft mit diesen koordiniert der Kanton den Leitungsbau.

 

[i] Weitere Informationen zur Ortsdurchfahrtssanierung auf der Webseite der Gemeinde Münsingen


Autor:in
Isabelle Berger, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 28.02.2022
Geändert: 03.03.2022
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