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Pflanzenmärit Münsingen: Tipps zum Gärtnern auf dem Balkon

Wie jedes Jahr fand am letzten Samstag im April der Pflanzenmärit auf dem Schlossgutareal in Münsingen statt. Nebst Pflanzen, Setzlingen und Samen gab es auch Beratung von Fachpersonen. Zum Beispiel von Ruth Ruef aus Gysenstein zum Thema "Urbanes Gärtnern". BERN-OST traf die Garten-Expertin am Wildpflanzenmärit auf dem Bundesplatz.

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Ruth Ruef mit Schnittsalat in einem Holzkistli. "Schnittsalat eignet sich gut für den Anfang", sagt die Expertin. (Bilder: Anina Bundi)
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Ringelblumen, Rosmarin, Kohlräbli, Peterli, Krautstiel, Schnittsalat. Kresse, eine Schnittzwiebel, Pfefferminze, eine Kartoffel- und eine Tomatenpflanze, Kopfsalat und Radiesli, und das alles auf etwa einem Quadratmeter Bundesplatz...
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Ein gutes Beispiel für sinnnvolle Mischkultur: Wenn der Kopfsalat geerntet wird, bekommen die Radiesli Platz zur Entfaltung. In die Mitte kommt anschliessend ein Krautstiel. Bis der so richtig Platz braucht, sind die Radiesli gegessen.
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Zwiebeln und Ringelblumen: Unkompliziert und gute Nachbarn. Im Vordergrund Artha-Samen (aus Münsingen), Kompost in verschiedenen Stadien (das rechte Häufchen ist fertig zum Gebrauch). Ganz rechts eine Schale mit toten Käfern.
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Das "Urbane Gärtnern" (engl.: Urban Gardening) ist seit ein paar Jahren in aller Munde und dieses Jahr Motto des Münsinger Pflanzenmärits. Gemeint ist damit die Idee, dass man auch in der Stadt, etwa auf dem Balkon oder in der Blumenrabatte hinter dem Haus, eigenes Gemüse ziehen und ernten kann. Was früher in Arbeiterquartieren eine selbstverständlliche Notwendigkeit war, ist heute eher Ausdruck der Sehnsucht nach mehr Nähe zur Natur.
 
Ruth Ruef aus Gysenstein ist eine alte Häsin und gärtnert schon viel länger, als es den Begriff "Urbanes Gärtnern" gibt. Sie ist gelernte Topfpflanzen- und Schnittblumengärtnerin und gibt regelmässig Kurse im Gärtnern und Kompostieren, unter anderem im Ballenberg Freilichtmuseum. Immer wieder ist sie auch an Infoständen auf Märkten anzutreffen.
 
Mit ihren Beratungen will Ruef den momentanen Boom unterstützen, aber die Stadtgärtnerinnen und -gärtner auch vor Enttäuschungen bewahren. Ihr wichtigster Rat: "Besser man fängt einfach an und baut dann langsam aus. Sonst kann die Motivation schnell den Bach runter gehen." Das gilt zum Beispiel für die Anzucht der Pflanzen: "Schnittsalat oder Radieschen sind leicht aus Samen zu ziehen. Bei anderem greift man anfangs besser auf Setzlinge zurück."  BERN-OST-Gärtnerinnen und -Gärtnern erklärt sie, worauf es beim Gemüsegarten auf dem Balkon sonst noch ankommt.
 
 
1. Grosse Gefässe
 
"Pflanzen wachsen besser in grossen Töpfen", sagt Ruef. "Man bekommt heute manchmal den Eindruck, man könne in Blumenkistli das ganze Gemüsesortiment ziehen. Aber manches braucht einfach mehr Platz."
 
Was in kleineren Gefässen (min. 15 cm Durchmesser und Tiefe) gut gedeiht:
Schnittsalat, Radieschen, Kohlrabi, Mangold, Zwiebeln, Kräuter wie Peterli, Schnittlauch, Basilikum oder Thymian und viele Blumen, die oft auch essbar sind.
 
Tomaten brauchen laut Ruef Gefässe von mindestens 30 bis 40 Liter. Noch besser: "Nehmen Sie den grössten, den Sie finden". Dasselbe gilt für Kartoffeln und Kürbisse. Ein weiterer Vorteil von grossen Gefässen: "Sie trocknen weniger schnell aus."
 
Als Gefäss kann eigentlich alles dienen: Eternitkisten, Ton- und Plastiktöpfe, aber auch grosse Konservendosen (in Gastrobetrieben nachfragen!) oder Holzkisten. Man kann auch direkt in die Gartenerde-Säcke pflanzen. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Aber: "IMMER Löcher in die Gefässe machen, wenn sie nicht schon vorhanden sind", mahnt Ruef, damit überschüssiges Wasser ablaufen kann. Und: "Unter die Gefässe gehört wann immer möglich ein Unterteller."
 
 
2. Nahrung für die Pflanzen
 
"Aus ökologischen Gründen sollte bei der Sackerde immer eine torffreie Sorte gewählt werden", sagt Ruef. (Erklärung: siehe pronatura.ch). Ein Problem mit reiner Sackerde ist, dass sie oft zu leicht ist und das Wasser schlecht speichert. Ruef: "Ich selber kaufe keine Erde, sondern mische Gartenerde mit Kompost. Man kann auch etwas Sand in die Erde mischen." Wer zu alledem keinen Zugang hat, kann die neue Erde mit jener vom letzten Jahr mischen, die schon weiter mineralisiert und deshalb schwerer ist.
 
Gemüse in Töpfen braucht Dünger. "Beim Anpflanzen sollte man eine organische Grunddüngung beigeben, zum Beispiel Hornmehl oder -späne. Danach sollte man alle 10 bis 14 Tage einen biologischen Flüssigdünger ins Giesswasser geben." Ruth Ruef geht davon aus, dass moderne Stadtgärtnerinnen und -gärtner biologisch gärtnern. Ganz wichtig: "Die Erde muss zuerst angefeuchtet werden, sonst kann der Dünger die Wurzeln verbrennen."
 
 
3. Wässern, wässern, wässern...
 
Gemüse in Töpfen braucht viel Wasser. Je kleiner die Töpfe und je sonniger der Balkon, desto mehr. Auch das Material der Gefässe spielt eine Rolle. Töpfe aus Kunststoff oder Metall erwärmen sich stärker als solche aus Eternit oder Ton und müssen deshalb öfter gewässert werden. "Insbesondere Tomaten, Gurken, Zucchini etc. haben einen grossen Durst, brauchen aber als Südländer auch viel Sonne", erklärt Ruef. "In heissen Perioden braucht ein Balkongarten oft zweimal täglich Wasser."
 
 
4. Beratung
 
Als letzten, allgemeinen Tipp rät Ruth Ruef, sich in einem Fachgeschäft beraten zu lassen oder ein gutes Buch zum Nachschlagen zuhause zu haben (siehe unten). Sie erinnert sich: "Als ich in der Lehre war, haben wir Kunden, die vor den Eisheiligen nach Geranien oder Tomaten gefragt haben, nach Hause geschickt. Heute gibt es beim Grossverteiler schon anfang April alles. Und die Gärtnereien müssen nachziehen. Aber ein Tomaten- Basilikum- oder Zucchini-Pflänzchen verträgt einfach keinen Frost. Auch das kann dann zu Enttäuschungen führen."
 
Auch die Qualität der Setzlinge ist oft je nach Quelle sehr unterschiedlich. "Für abgehärtete Pflänzchen und fachkundige Beratung lohnt es sich, ein wenig mehr zu bezahlen und in einer Gärtnerei oder auf dem Märit einzukaufen", rät Ruef.
 
Ruth Ruef: "Man sollte es sich am Anfang nicht zu schwer machen. Radieschen oder Schnittsalat sind leicht aus Samen zu ziehen. Aber bei vielem greift man anfangs besser auf Setzlinge zurück.
 
 
[i] Literaturtipps von Ruth Ruef:
 
[i] Grosser Pflanzenmärit in Münsingen am Samstag, 26. April ab 10 Uhr...
 
[i] Garten-Serie: BERN-OST wird diesen Sommer in den Gärten und Gärtnereien der Region unterwegs sein, Expertinnen befragen und Gartenprodukte aus der Region vorstellen. Haben Sie selber oder Ihr Nachbar einen besonders schönen Garten oder besonders prächtige Geranien? Kennen Sie besuchenswerte Parks oder Gärtnereien? Oder haben Sie Fragen zu Garten und Pflanzen, auf die Sie gerne eine Antwort hätten? Die Autorin freut sich über alle Hinweise, Tipps oder Bilder!
 
[i] 22.3.2014: "Zum Frühlingsanfang: Kathrin Schweingrubers 'Seelenwohnung'" mit den Links zu allen weiteren Artikeln...

Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
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Erstellt: 26.04.2014
Geändert: 26.04.2014
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