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Podium von BERN-OST: So lief der Dreikampf um Konolfingen

Am Montagabend konnten sie zeigen, was sie draufhaben: Unser Redaktionskollege Rolf Blaser fühlte den drei Kandidaten für das Gemeindepräsidium Konolfingen auf den Zahn. Wer von ihnen verkaufte sich am besten: Der amtierende 65-jährige Gemeindepräsident Heinz Suter (Fokus Konolfingen ), der 61-jährige Jonas Rohrer (SVP), oder der 29-jährige Grünliberale Simon Buri?

Auf dem Podium (von links): Res Reinhard und Rolf Blaser von BERN-OST befragen die drei Kandidaten Heinz Suter, Jonas Rohrer und Simon Buri. (Foto: pg)

Der Raum im Kirchgemeindehaus füllte sich beinahe, offensichtlich interessierten sich viele Konolfinger:innen dafür, wer künftig ihre Gemeinde präsidiert, nur die vordersten Reihen blieben leer. Res Reinhards launige Begrüssung erntet einige Lacher.  Konzentriert hören alle zu, als Podiumsleiter Rolf Blaser erzählte, wie es zum Podium kam, das Programm erklärte und die Kandidaten vorstellte.

 

Der Kandidat beim Frauenverein

Und dann ging es los: Warum Simon Buri das KV gemacht habe und nicht das Bauern gewählt habe, wollte Rolf Blaser eingangs wissen. Die Antwort: «In der fünften Klasse war mein Wunsch noch Bauer.» Dann aber habe er gemerkt, dass er gut mit dem Mund arbeiten könne. Und das zweifelte wohl niemand im Saal an: Tatsächlich fällt ihm das Reden enorm leicht. Er plaudert leichtfüssig, hatte sich schon im Vorfeld gerne mit den Ankommenden unterhalten, und erzählt rasant, wie er seinen Beruf und seine politische Zukunft sieht. Etliche Lacher erntete Rolf Blaser, als er wissen wollte, was Kandidat Buri im Frauenverein suche? Dieser antwortete ohne Zögern, wie spontan er sich bei einem Markt dazu entschlossen habe. Blitzschnell erfährt das Publikum etliches über den jungen Herausforderer, und es interessiert offensichtlich.

 

Der Bisherige will oft hoch hinauf

Auch die Informationen über den Oberst (1600 Diensttage) und Bergsteiger (mehrere Viertausender) Heinz Suter werden sehr interessiert aufgenommen. Ob er als Politiker einen militärischen Ton habe? Simon Buri, selbst Soldat, schüttelt den Kopf, nein, das erlebe er nicht so. Aber ob sich Heinz Suter allenfalls vorstellen könnte, sich pensionieren zu lassen – als Unternehmer und Politiker? Nun, ein Leserbriefschreiber werde er wohl nicht, meinte Suter klar: «Ein Unternehmer wird nie pensioniert.» 

 

Der Herausforderer mit Bodenhaftung

Er sei eigentlich ein Landei, erklärte Rohrer freimütig, habe viel Bodenhaftung. Und er helfe noch heute gerne bei der Pflege der elterlichen Obstbäume. Wenn er etwas übernehme, wolle er etwas gründlich machen, erklärte er als Antwort auf die Frage, warum es ihn in die Politik verschlagen habe. Ob er dort der Bremser sei? «Nein, das wäre zu einfach», antwortete er ruhig, «aber Luftschlösser kann sich eine Gemeinde nicht leisten.»

 

Zwischenfazit

Alle drei Kandidaten, auf Bauernhöfen aufgewachsen, werden gleichermassen interessiert vom Publikum angehört. Ganz offensichtlich kommt es gut an, dass sich die drei auch ein bisschen privat zeigen. Zwar sind sie ganz unterschiedliche Typen, aber im Lauf der Diskussion lässt sich nicht sagen, welcher von ihnen die meisten Sympathien erntet: Das Publikum nimmt alle Antworten aufmerksam entgegen.

 

Frage Restaurants in Konolfingen

Was würden die drei Kandidaten tun, um neue Restaurants nach Konolfingen zu bringen?

Simon Buri: «Ich würde die Firma Kern kontaktieren und versuchen, das Kreuz wieder zum Leben zu erwecken.» Es mache ihn traurig, das dunkle Gebäude zu sehen. Er würde deshalb als Gemeindepräsident versuchen, ins Zentrum neue Restaurants, Cafés und Bars zu holen.

Jonas Rohrer: «Eine Gemeinde muss ihre Aufgaben erledigen.» Natürlich sei es schön, wenn die Gemeinde unterstützen und Restaurants fördern könne, aber es sei nicht ihre primäre Aufgabe.

Heinz Suter: «Schlussendlich entscheidet die Bevölkerung, ob sie das will.» Denn das Haus der Familie Kern habe einen grossen Sanierungsbedarf. Ob es aber tatsächlich die Aufgabe der Gemeinde sei, für neue Restaurants zu sorgen, stellt auch er in Frage.

 

Frage Brache vis-à-vis vom El Canario

Wie sollte diese Fläche aussehen, wenn die drei Kandidaten entscheiden könnten? Jonas Rohrer sprach von Grünfläche, von Schattenplätzen. Simon Buri doppelte nach, auch er möchte einen Platz für die Bevölkerung, überlegte, wo man für die Bar Canario eine Lösung finden könnte. Heinz Suter schliesslich erklärte, die Gemeinde habe den Platz gekauft, damit die Fussgängerströme dort durchführen könnten - «das ist aber eine strategische Frage».

 

Frage Wachstum der Gemeinde

Jonas Rohrer findet, die Gemeinde sei in den letzten Jahren ziemlich entwickelt, es sei sinnvoll, eher auf ein moderates Wachstum zu setzen. Simon Buri doppelt nach: Wachstum per se sei nicht wünschenswert, besser sei es, Stück um Stück zu planen und zu schauen, was der Gemeinde wichtig sei, eine gute Balance zu finden. Heinz Suter wartet geduldig, erklärt dann, es gehe doch darum zu schauen, wie man verdichten könne. Der Druck nach dem Land in Konolfingen werde jedoch steigen.

 

Die drei auf einen Blick

Die drei Kandidaten sind sehr engagiert dabei, gehen auf Nachfragen ein, präsentieren Antworten mit Hand und Fuss. Total entgegengesetzte Antworten geben sie nicht. Aber wie sie nebeneinander auf dem Podium sitzen, wird deutlich, dass sie unterschiedliche Typen sind, die Themen anders angehen: Suter pragmatisch und klar, Rohrer eloquent und ruhig, Buri rasant und beflissen. Auch nach fast einer Stunde lauschen aber immer noch alle im Publikum interessiert, was die drei jeweils auf die Fragen antworten. Einige flüstern kurz miteinander, nicken bestätigend, diskutieren wahrscheinlich, welche Aussage ihnen besser passt. 

 

Frage Rückhalt im Gemeinderat

Was würden die drei machen, um wieder mehr Rückhalt aus der Bevölkerung zu erhalten? Simon Buri plädierte engagiert dafür, mit der Bevölkerung zu reden, herauszufinden, wo es hakt und Vertrauen zu schaffen. Heinz Suter erklärt sachlich, dass Kommunikation in einer Gemeinde enorm wichtig und kompliziert sei. Er brachte diverse Beispiele, wie komplex es sei, dieses Vertrauen zu schaffen und die Leute an Informationsveranstaltungen zu bringen. Jonas Rohrer möchte das Vertrauen mit Zuhören gewinnen und auf Anliegen eingehen.

 

Das wichtigste Anliegen für die nächsten Jahre

Die Antworten auf diese Fragen kamen nicht unbedingt klar und überzeugend hinüber. Simon Buri wollte sich unter dem Motto «zusammen für Konolfingen» einsetzen, Heinz Suter betonte die Wichtigkeit der Schulanlagen und Jonas Rohrer wollte Kontinuität in der Gemeinde und Investitionen priorisieren.

 

«Und wer will jetzt was?»

Dementsprechend meldete sich ein Zuhörer, der 25 Jahre in Konolfingen wohne, und fand, er habe jetzt keinen Unterschied zwischen den drei Kandidaten gesehen. Einer sei Fachexperte für Finanzen, einer für Bau und einer der Chef - aber: «Mir ist schleierhaft, warum möchten Sie Heinz Suter weghaben?» Er möchte lieber wissen, ob jetzt die Steuern angehoben werden müssten? Und er schien nicht der einzige im Saal zu sein: Hier und da war ein Nicken zu sehen.

 

Viele Worte für ein Ja

Antwort Simon Buri: «Ich möchte nicht ihn weghaben, aber ich möchte mich noch mehr engagieren, mehr für den Ortskern machen und mich für die Kommunikation einsetzen.» Die Steuerfrage, fand er jedoch, könne man nicht so einfach beantworten, das sei zu heikel. Antwort Jonas Rohrer: «Ich würde die Verantwortung gerne übernehmen und mich für gesunde Finanzen einsetzen.» Antwort Heinz Suter: «Der Franken, den wir investieren muss sich rentieren.» Jeder der Kandidaten erläuterte seine Aussage wortreich. Zusammenfassung Rolf Blaser: «Also dreimal Ja», und erntete dafür etliche Lacher.

 

Publikumsfragen und erste Müdigkeitserscheinungen

Auf Publikumsfragen nach Strassen und Baulandzonen antworten die drei Kandidaten auch nach anderthalb Stunden unermüdlich und engagiert. Im Publikum allerdings rutschen die ersten ein bisschen auf den Stühlen zurecht, es scheint, als ob kurze, prägnante Antworten willkommener wären als die ausführliche Version. Und das gelang immerhin bei der letzten konkreten Frage aus dem Publikum, und zwar spontan: Die Gemeindeversammlung abschaffen wie in Grosshöchstetten will nur einer, nämlich der amtierende Gemeindepräsident Heinz Suter. Die beiden Herausforderer hingegen möchten gerne weiterhin Gemeindeversammlungen abhalten*.

 

Was wünscht ihr euch für Konolfingen?

Die Schlussfrage wiederum weckte auch jene wieder, die schon etwas müde im Stuhl hingen: «Was», wollte Moderator Rolf Blaser wissen, «würdet ihr euch von einer guten Fee für die Gemeinde wünschen?» Diese Frage brachten die drei Kandidaten tatsächlich kurz und knackig auf den Punkt.

Simon Buri: «Einen Ortskern, der lebt, wo wir uns begegnen können, einkaufen, plaudern.»

Jonas Rohrer: «Ganz pragmatisch: Die Dreifachturnhalle!»

Heinz Suter: «Ich wünsche mir einen attraktiven Ort - als kleines Beispiel: In Konolfingen konnte die Primarschule noch Lehrpersonen auswählen, während überall sonst Lehrer:innenmangel herrscht.»

 

Und wer macht das Rennen?

Der Applaus war gross, das Publikum zum Schluss wieder sichtlich angeregt, und viele von ihnen blieben zum anschliessenden Apero. Es war nicht einfach zu entscheiden, welcher der drei Kandidaten sich im Podiumsgespräch die meisten Sympathiepunkte sichern konnte. Aber vielleicht kamen die einen oder anderen zu einer Lösung, als sie die Antworten bei einem Glas Wein miteinander diskutierten.

 

*Anmerkung der Redaktion: In der Hitze des Livetickerns hat sich ein Fehler eingeschlichen: In der ersten Version heisst es, alle drei wollten einhellig die Gemeindeversammlung abschaffen. Tatsächlich stimmt die jetzt vorliegende Version.


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
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Erstellt: 28.04.2025
Geändert: 29.04.2025
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