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Raststätte Windrose Münsingen: Der Zwischenhalt auf der A6

Quelle
Berner Zeitung BZ

Lange, lange dauert die Fahrt in den Süden. Deshalb sind den hiesigen Raststätten Kunden gewiss. Beispielsweise der Windrose in Münsingen. Ein Augenschein vor Ort.

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Verregnet: Bei schlechtem Wetter läuft auf der Raststätte weniger. (Bilder: Walter Pfäffli)
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Erfahren: Geschäftsführer Jürg Manser weiss, worauf er achten muss.
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Gemischt: Jung und Alt, Dick und Dünn, Schweizer und Ausländer.
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Süss: Der Teddy erwartet Gäste.
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Der haarige Teddy sitzt da, auf seinem Gestell, die winzigen Knopfaugen auf den Eingang gerichtet. Jedem, der das Restaurant und den Kiosk der Raststätte Windrose in Münsingen betritt, streckt er seine blaue Nase entgegen und ein knallrotes Herz, auf dem steht: «Hab dich lieb!» Dem bulligen Motorradfahrer, der sich nur schnell ein Sandwich schnappt. Der übermüdeten Familie aus Holland, die ihren letzten WC-Stopp einlegt, bevor sie im Ferienhaus im Oberland ankommt. Dem jungen Studenten, der seine Mutter im Wallis besucht und vergessen hat, Blumen zu kaufen. Beachtet wird der Teddy kaum. Zu gross ist die Konkurrenz der anderen Produkte: Taschentücher mit romantischen Sprüchen, eine «Gute-Laune-CD-Tasche», Plüschlöwen mit Hundeblick, aber auch Magazine für einsame Lastwagenfahrer, Fertigsaucen und eine Ballenbergwurst für 21.60 Franken.

Jürg Manser hat den Teddy auf seinen Platz beordert. Der 51-Jährige ist Geschäftsführer des Autogrill-Betriebs. «Plüschtiere verkaufen sich gut», sagt er. Nicht nur solche für Kinder, die im Auto etwas zum Spielen brauchen. Auch jene mit Herz. Als Geschenk zum Mitbringen oder als Friedensangebot, wenn der Autosegen schief hängt. «An der Kasse erlebt man den einen oder anderen Zwist», sagt Manser und fügt an: «Schweizer streiten übrigens öfter und giftiger als Ausländer.» Er vermutet, dass sich Touristen aus Belgien oder Holland auf der langen Fahrt bis Münsingen bereits aneinander gewöhnt haben. Ferienstimmung kommt auf, der Packstress ist vergessen.

 

Es nieselt


Samstag, 9 Uhr. Grauer Himmel, grauer Asphalt, graues Betongebäude. Hinter der Lärmschutzwand brausen die Autos Richtung Oberland. Es nieselt. Geparkte Autos, einzelne Reisende, sonst läuft draussen wenig.

 

Doch die Plätze im Restaurant sind gut besetzt, die Stimmung ist friedlich, vielleicht noch etwas verschlafen. «Ich bin überrascht. Als ich am Morgen aus dem Fenster sah, dachte ich, heute werde ein ruhiger Tag», sagt Jürg Manser. «Die Leute haben wohl ein Hotelzimmer gebucht und wollen es trotz schlechtem Wetter nutzen.» Einen Grundstock an Kunden habe es immer. Doch sonst sei der Betrieb stark abhängig vom Wetter, von Veranstaltungen und Feiertagen. Das mache die Organisation der 45 Mitarbeitenden nicht einfach. Die Erfahrung zähle.

 

Alles könne man nicht planen. Passiere zum Beispiel ein Autounfall und staue der Verkehr, sei die Windrose innert Minuten voll. «Manchmal macht auch eine Reisegruppe mit zwei, drei Cars bei uns halt», sagt Manser. Dann sei die Schlange vor der Kioskkasse lang.

 

Doch die Gruppen aus Holland, Belgien und Deutschland seien im letzen Jahr rarer geworden, sagt Jürg Manser. «Auch wir spüren den starken Franken.» Weil Ausländer für ihre Euro weniger Franken erhielten als noch vor ein paar Jahren, seien ihre Ferien in der Schweiz teurer. Statt ins Oberland oder ins Wallis fahren sie lieber nach Österreich, Italien, Spanien oder Frankreich.

 

Hochsaison im Winter


Hochsaison hat die Raststätte nicht im Sommer. Das Oberland zieht im Winter weit mehr Reisende an. Kommt dazu, dass sich die Windrose einen Vorteil ergattert hat: «Wir verkaufen Tickets für die Skigebiete», sagt Manser. «Die Leute müssen vor Ort nicht mehr anstehen.» Bis zu 400 Tickets gingen pro Tag über den Ladentisch. Doch auch hier gilt: Stimmt das Wetter nicht, dann stimmt auch das Geschäft nicht.


Autor:in
Dominik Galliker / Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 23.07.2012
Geändert: 23.07.2012
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