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Region - Die Nase voll von Pferdemist
In den Gemeinden rund um Bern sorgen Pferdeäpfel für Ärger. Ittigen sucht nach Alternativen. In Worb und Vechigen gibt es regelmässige Putzaktionen.
Parallel zur Anzahl Pferde nimmt auch die Verschmutzung durch Pferdemist zu. Der Gemeinderat Ittigen sieht deshalb Handlungsbedarf, wie er im Anzeiger schreibt. Er will die Rösseler in die Pflicht nehmen und sucht mit ihnen nach Lösungen. «Sie müssen uns bis im Sommer bekannt geben, wo alternative Reitrouten eingerichtet werden könnten, die möglichst nicht durch Quartiere führen», sagt Gemeinderat Robert Schindler. Der SVP-Mann hat Verständnis für die Nöte von Anwohnern, die wegen der Kothaufen auf den Strassen von Gestank und Fliegen geplagt werden. «Vor allem im Sommer nehmen die Reklamationen beim Werkhof und auf der Gemeindeverwaltung zu», sagt Schindler. Dazu komme die Mehrarbeit für die Werkhofarbeiter, die oft von Pferdekot verklebte Putzmaschinen reinigen müssen.
Notfalls Reitverbote
Mit den alternativen Reitrouten hofft man in Ittigen, das Pferdeäpfelproblem zu entschärfen. «Wenn es nicht bessert, müssen wir andere Massnahmen ergreifen, beispielsweise Reitverbote oder Gebühren erlassen», sagt Robert Schindler. Schon vor ein paar Jahren wurden Gespräche mit Vertretern der drei Reitställe geführt. Seither werden die Strassen samstags geputzt. Im Sinne einer Zwischenlösung sorgen Vertreter der Pferdeställe für Sauberkeit, insbesondere an Stellen, wo sich die Pferde regelmässig versäubern. Bis die Alternativrouten bekannt sind, reinigt der Werkhof die Strassen wie bis anhin.
Pferdeäpfel «kein Thema»
Bis jetzt kamen Hans Müller nie direkt Reklamationen wegen Pferdemist zu Ohren. Bei den Ittiger Rösselern sei das Problem von Geruchsbelästigung und Fliegenplage nie ein Thema gewesen, sagt der in Ittigen wohnhafte Präsident des Kavallerie Reitvereins Bolligen. Dass Reiter eine Schaufel mitnehmen und die Pferdeäpfel jeweils entsorgen, scheint ihm unrealistisch und auch unnötig, denn: «Wir reiten dem Siedlungsrand entlang zum Wald und nicht auf dem Trottoir.» Er räumt allerdings ein, dass es für Automobilisten lästig sei, über Pferdeäpfel fahren zu müssen und den Mist so in die Garage zu schleppen.
Ein Abkommen mit der Gemeinde Ittigen sei allerdings gescheitert. Vertreter der Reitställe hatten vorgeschlagen, den Pferdemist dreimal wöchentlich einzusammeln. Im Gegenzug hatten die Rösseler erwartet, dass die Gemeinde zweimal pro Woche mit der Putzmaschine reinige. «Dies wurde mit der Begründung abgelehnt, dass die Bevölkerung nicht bereit sei, für die Entfernung von Pferdeäpfeln zu bezahlen», ärgert sich Müller und findet, man könnte für die Reinigung ja Geld von der Hundesteuer abzweigen. «Wir Landwirte entsorgen ja auch Hundekot in den Feldern», sagt und findet, alternative Reitrouten zu prüfen, wäre eine gute Idee. «Aber das ist nicht einfach zu realisieren.»
In Worb wird geputzt
Vor drei Jahren tauchte in Worb das gleiche Problem auf wie in Ittigen: Klagen über Pferdeäpfel auf Strassen und Wegen häuften sich. Die Gemeinde und der Verein Pferd und Umwelt Alt-Amt Konolfingen suchten gemeinsam nach Lösungen und fanden eine. «Ich habe einen Golfcaddy mit Elektroantrieb angeschafft. Mit dem putzen wir dreimal wöchentlich, teilweise auch in Vechigen», sagt Vereinspräsident und Reitstallbesitzer Niklaus Bernhard. Für die Putzerei fand er auch Sponsoren: Unter anderem die Brauerei Egger, die ebenfalls Pferde hat. Den Mist kompostiert Bernhard und verkauft ihn als Dünger.
Erstellt:
20.02.2014
Geändert: 20.02.2014
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