• Region

Richigen: Das Rössli ist tot, bald galoppiert die Rossmarie

Mehrere Monate lang war es still um das Restaurant Rössli Richigen. Jetzt geht wieder etwas: Mindestens für die nächsten zwei Jahre beleben Helene und Roland Bieri Haus und Terrasse mit dem Pop-Up «Rossmarie». Wir haben uns angeschaut, wie dieses entsteht. Und was das neue Pop-Up mit der Worber «Bar-Bara» zu tun hat.

Helene und Roland Bieri sind voll am Umbauen. Hier zeigen sie die neue Bar der Rossmarie. (Fotos: cw)
Auch im oberen Saal heisst es malen, umbauen, dekorieren: Helene Bieri ist die Innendekorateurin, Roland Bieri der Baumeister.
Elemente aus der bestehenden Küche wurden für die Bar mit Brettern verschalt, anschliessend werden sie mit dem Logo bemalt.
Das Rössli bleibt hängen, der Betrieb wird aber für mindestens zwei Jahre zur Rossmarie.

Seit das Rössli Richigen letzten Herbst geschlossen wurde, war es monatelang still. Dieser Tage kehrt jetzt Leben auf die Terrasse und in das Gebäude zurück – nicht fix, und nicht in Form eines ausgewachsenen Restaurants. Aber zumindest für die nächsten zwei Jahre: Pop-Up «Rossmarie» wird das Rössli beleben.

 

Zwei Cousinen

Die «Rossmarie» ist sozusagen eine Cousine von «Bar-Bara», der in Worb seit 2021 wohlbekannten Sommer Pop-Up-Bar: Hinter beiden stecken Helene und Roland Bieri, ein kreatives Ehepaar aus Rüfenacht. «Im richtigen Leben gehen wir brav unseren angestammten Tätigkeiten nach und managen nebenbei noch zwei Kids, zwei Hunde einen Haufen Hühner», schreiben die beiden auf ihrer Homepage über sich.

 

Wirtepatent gemacht, Stelle gekündigt

Neuerdings können sie dieser Liste die Rossmarie hinzufügen, und diese wird zumindest für Helene Bieri künftig zum «richtigen Leben»: Sie hat letztes Jahr das Wirtepatent gemacht und auf Ende Juni ihre Stelle bei der Arbeitslosenkasse gekündigt. «Die Rossmarie schaffen wir nicht mehr hobbymässig, wie das bei der ‘Bärble’ möglich war», erklärt sie. Allein die Umgestaltung der Räume beansprucht viel Zeit und Ressourcen.

 

Überraschender Weg zum Projekt

Genau genommen, sie schmunzelt, seien sie ein wenig ungewollt zum Projekt gekommen. Denn alles war ganz anders geplant: Eigentlich wollten ihr Mann beim Hausbesitzer und seinem Verwalter nur anfragen, ob sie mit der «Bar-Bara» im Dezember die Terrasse bespielen könnten. Die Reaktion der beiden war jedoch begeistert, sie schlugen eine andere Lösung vor, und schwupps! standen Bieris mit ihrem neuen Langzeit-Pop-Up da.

 

Und wie soll es heissen?

Lange hätten sie am Namen herumstudiert, erinnern sie sich lachend. Von Rossbock über Horsi, die Ideen schwirrten, aber sie hätten alle gruusig gefunden. «Ein weiblicher Vorname mit Ross ...», überlegte Roland Bieri irgendwann. Und plötzlich war die Rossmarie geboren. «Als der Name dann dalag, war er perfekt, seither haben wir nie gezweifelt.»

 

Witzige Snacks …

Anders als die «Bar-Bara» wird Rossmarie sommers wie winters geöffnet sein. Allerdings wird auch sie begrenzte Öffnungszeiten und eine beschränkte Menu-Auswahl bieten. «Ein Rossmarie-Plättchen beispielsweise», hat sich Roland Bieri vorgestellt. «Oder witzige Snacks, aber auf jeden Fall nur eine kleine Speisekarte.» Dennoch werde es insgesamt ein Stück aufwendiger als der Sommercontainer.

 

… an der Sommerbar

Beschwingt führen sie durch die Räume und erklären lebhaft, wie sie beispielsweise den Eingang via Terrasse komplett umgestaltet haben. «Hier kommt unsere Sommerbar», erklärt Roland Bieri, und zeigt auf die Kücheneinrichtung, die aus der ehemaligen Restaurantküche abmontiert und hinter der Terrassentür als neue Bar montiert wurde. Einfache Holzbretter dienen als Verschalung, oben kommt noch ein Bartresen drauf, und fertig ist die Sommerbar: «Das wird sozusagen unser Herzstück», freut sich Helene Bieri, während sie die grosse Glastür zur Terrasse aufschiebt.

 

Dank einer Horde treuer Helfer:innen

Die Terrasse will sie mit Pflanzen und Lichterketten schmücken, sie sieht schon lebhaft vor sich, wie gemütlich das wird und wie die Leute von der Terrasse her, aber bei schlechtem Wetter auch von innen an der Bar ihre Drinks holen können. Dieser Tage helfen Freundinnen und Freunde mit, die Verschalungsbretter rund um die Bar zu bemalen. «Ohne die Horde treuer Helferinnen und Helfer wäre das nicht machbar», sind sich beide einig. Das Logo «Rossmarie» hat ein Grafiker-Kollege der beiden bereits entworfen.  

 

Ein Pflanzendschungel …

Und weiter geht es, in die Innenräume, zuerst in die Gaststube, «hier kommen Dschungel-Tapeten und Pflanzen hin», dann ins kleine Säli: «Das wird unser Brunchraum, hier braucht es nur ein paar raffinierte Einrichtungsgegenstände, damit der Raum freundlich wirkt.» Und schliesslich in den Rössli-Saal im oberen Stock. «Ein perfekter Ort für Events», ging es Roland Bieri sofort durch den Kopf. Der Raum ist für 200 Personen zugelassen, die Bühne lässt viele Möglichkeiten zu. Helene Bieri nickt. «Aber damit der Raum gemütlich wird, braucht es einiges», stellt sie klar.

 

… und grüne Sofareihen

Innendekoration liegt ihr aber offensichtlich, mit leuchtenden Augen zeigt sie, wie sie den oberen Teil der Wände grün streichen wird, an den Wänden Reihen von neuen grünen Sofas mit grosse Pflanzen dazwischen: Förmlich kann man es schon vor sich sehen. «Es muss schön sein hier drinnen, gemütlich und stimmungsvoll», sagt sie. Zugleich wird klar, dass die beiden wissen, was sie tun: «Sämtliche Vorschriften und Auflagen haben wir vorher geklärt», sagt Roland Bieri.

 

Von Lebensmittelinspektorat bis Denkmalschutz

Er kennt sich als Betriebsleiter Wasser/Abwasser  bei der Gemeinde Worb mit Vorschriften aus und weiss, was auf sie zukommen könnte. Lebensmittelinspektorat, Denkmalschutz, Architekten – sie alle sind involviert und haben deponiert, wo Vorsicht angebracht ist, oder grünes Licht gegeben. Im unteren Restaurant-Raum beispielsweise habe der Architekt verlangt, dass sie die denkmalgeschützten Wände mit Verkleidungsplatten schützen, bevor sie Dschungeltapeten spannen.

 

Richtig los geht’s im September

Eröffnen wollen Roland und Helene Bieri ihre Rossmarie erst im September so richtig, denn so viel ist klar: «Im August ist ‘Bar-Bara’ angesagt, das lassen wir uns nicht nehmen!» Ziel ist, diese weiterhin als Hobby weiterzupflegen. Dafür soll die Rossmarie – geplant als GmbH – künftig den Lohnausfall von Helene Bieri decken.  

 

Wahrscheinlich braucht es Angestellte

Die Aufgabenteilung ist klar: Er behält seine 90-Prozent-Stelle bei der Gemeinde und wirkt bei Rossmarie als Hauswart, Baumeister und Eventmanager, sie ist verantwortlich für den Barbetrieb. Ob sie zusätzliche Leute anstellen werden, lassen sie noch offen: «Anfangs werden uns Kolleginnen und Kollegen aushelfen, danach werden wir wahrscheinlich Angestellte benötigen, denn die Arbeitszeiten schaffe ich nicht allein», sagt Helene Bieri.

 

Läuft Rossmarie auch im Winter?

Wie das im Winter laufen wird, können sie noch nicht abschätzen. «Immerhin sind die 70 Parkplätze und die Postautohaltestelle sehr vorteilhaft», findet Roland Bieri. «Insgesamt haben wir aber gute Rückmeldungen erhalten, die Leute freuen sich.» Zuerst werden sie am 27. Juni eine Art Vorpremiere feiern, danach einzelne Sonderanlässe veranstalten, «quasi als Testlauf». Ab September wird sich dann zeigen, wie rassig die Rossmarie galoppiert.

 

[i] Alle News und Infos rund um die Rossmarie finden Sie hier. Jeden Donnerstag und Freitag (morgens und abends) sowie jeden 2. Samstagabend ist sie geöffnet, ausserdem ist monatlich ein Brunch geplant sowie ein kultureller Anlass von Comedy über Pubquiz bis Poetry Slam. Die Räume sollen aber auch für private Feste und Anlässe oder Kurse vermietet werden.  


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 14.05.2025
Geändert: 14.05.2025
Klicks heute:
Klicks total: