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Rolf Friederich: "Nadal ist ein unkomplizierter Kunde"
Rolf Friederich arbeitet an den ATP World Tour Finals für den Bespannungsservice. Der Gysensteiner, der die Schläger von Rafael Nadal, nicht aber jene Roger Federers präpariert, kennt die Vorlieben und Macken der Stars.
Wenn es eilt, bespannt Rolf Friederich einen Tennisschläger in 10 bis 12 Minuten. Doch der 31-Jährige aus Gysenstein bei Konolfingen sagt: «Normalerweise ist die Qualität wichtiger als die Geschwindigkeit.» Das gilt diese Woche ganz besonders, denn Friederich arbeitet während der ATP World Tour Finals für die Firma Pacific, die für den offiziellen Bespannungsdienst verantwortlich ist. «Entscheidend ist, dass jedes Racket genau gleich bespannt ist», erklärt der Berner. Er präpariert in London die Schläger etlicher Doppelspieler und auch jene Rafael Nadals.
Roger Federer zählt hingegen wie auch Novak Djokovic auf den privaten Service von Priority 1. Das dreiköpfige P1-Team ist an allen Grand-Slam- und Masters-1000-Turnieren präsent. Federer nimmt den Gold-Service in Anspruch – er zahlt einen fünfstelligen Jahresbeitrag und kann so viele Rackets besaiten lassen, wie er will. Der Baselbieter findet das «sehr praktisch. Ich lasse pro Saison 700 bis 1000 Schläger bespannen.»
Roger Federer zählt hingegen wie auch Novak Djokovic auf den privaten Service von Priority 1. Das dreiköpfige P1-Team ist an allen Grand-Slam- und Masters-1000-Turnieren präsent. Federer nimmt den Gold-Service in Anspruch – er zahlt einen fünfstelligen Jahresbeitrag und kann so viele Rackets besaiten lassen, wie er will. Der Baselbieter findet das «sehr praktisch. Ich lasse pro Saison 700 bis 1000 Schläger bespannen.»
Federer wechselt systematisch
Bei Federer ist der Saitenverschleiss ausgesprochen hoch. Er habe stets 12 Schläger dabei, sagt er. Im Match gegen Nadal nahm er 9 Rackets mit auf den Platz, sein Widersacher hingegen nur 5. Die Filzkugeln werden nach den ersten 7 und dann nach allen weiteren 9 Games ausgewechselt. Federer tauscht sein Arbeitsgerät im gleichen Rhythmus aus, wobei er darauf achtet, dass er nicht mit neuen Bällen und dem neuen Schläger aufschlagen muss. Der Baselbieter nimmt die häufigen Wechsel vor, weil das Saitenbett durch die Beanspruchung die Spannung verliert. Andere sind in dieser Hinsicht weit weniger akribisch als die Nummer 4. «Wenn es ihm gut läuft, spielt David Ferrer auch mal einen ganzen Match mit demselben Schläger durch», erzählt Rolf Friederich.
Nadal ist ein eher unkomplizierter Kunde; er lässt alle Schläger mit einem Druck von 25 kg bespannen – mit einer dicken Polyestersaite. Am Schluss malt der ehemalige Swiss-Tennis-Mitarbeiter Friederich dann noch das Herstellerlogo auf. Federers Bespannung ist weicher; 5 Rackets werden mit 23 kg bespannt, je 2 ein halbes Kilo härter und weicher. «Je schneller die Spielbedingungen sind, desto härter lasse ich bespannen», erklärt der Baselbieter. Die Logik hinter diesem Vorgehen ist klar: Mit zunehmender Bespannungshärte nimmt die Ballkontrolle zu und der Trampolineffekt respektive die Beschleunigungsfähigkeit ab. Federer setzt übrigens auf eine Hybridbespannung: Die Längssaiten sind aus Darm, die Quersaiten aus Kunststoff. «Mit Darmsaiten hat man mehr Gefühl und kann den Ball besser beschleunigen, dafür sind sie teurer und weniger lange haltbar», nennt Rolf Friederich die Hauptunterschiede.
Sonderwunsch der Bryans
Die meisten Doppelspieler setzen wie Federer auf eine Natur-Kunststoff-Bespannung. Weil sie oft am Netz agieren, ist ihnen besonders wichtig, die Filzkugel gut zu spüren. Es ist übrigens nicht so, dass die Doppelspezialisten weniger heikel sind – im Gegenteil. Die Bryan-Brüder verlangen zum Beispiel, dass die Rackets erst ganz kurz vor dem Einsatz präpariert werden. Für Mike Bryan muss Rolf Friedrich bei zwei Rackets die Längssaiten mit 52 Pfund (ca. 23,5 kg) und die Quersaiten mit 49 Pfund (ca. 22 kg) einziehen; der dritte Schläger soll dann noch ein Pfund härter sein. Eine besondere Macke hat Aisam-Ui-Haq Qureshi. Der Pakistaner nimmt immer zwei Rackets an die Grundlinie mit. «Weil er beim Aufschlag mehr Spannung verliert, ist der Schläger, mit dem er serviert, ein halbes Kilo härter bespannt als jener, mit dem er returniert», berichtet Rolf Friederich. Obwohl der Berner für die Tennisstars Präzisionsarbeit leisten muss, gefällt ihm die Arbeit in London. «Einerseits kann ich viel lernen, anderseits fühle ich mich fast wie in den Ferien.» Nur 10 bis 20 Rackets präpariert er hier täglich, daher hat er Zeit, die Spiele teilweise live zu sehen. «Wenn ich an der Junioren-EM in Klosters jeweils den Bespannungsdienst mache, bearbeite ich pro Woche weit über 200 Schläger. Da bin ich am Abend stets kaputt.»
Autor:in
Adrian Ruch / Berner Zeitung BZ
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Erstellt:
24.11.2011
Geändert: 24.11.2011
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