- Sport
Schwingen - Neue Hosen sind zu "gstabig"
Ohne Hosen kein Lupf: OK-Mitglied Walter Gäggeler erklärt die Rolle der Schwingerhose rund ums Emmentalische Schwingfest morgen in Bigenthal.
Sie lassen jedes Zerren und Reissen über sich ergehen, geben den Schwingern den nötigen Griff. Sie sind das Markenzeichen des gesamten Schwingsports, die stillen Helden eines jeden Hoselupfs, ohne je einen Kranz oder einen Muni gewonnen zu haben. Und doch, fragt man den ehemaligen Kranzschwinger Walter Gäggeler nach den Hosen, bekommt man zunächst nur ein lang gezogenes «Ähm» zu hören. «Über die Hosen gibt es nicht allzu viel zu erzählen», meint der Leiter des Schwingbetriebs am Emmentalischen Schwingfest in Bigenthal, das morgen stattfindet. «Sie sind einfach die Werkzeuge der Schwinger.» Gäggeler schwang selber über 25 Jahre lang, bis er 2001 die Hosen an den Nagel hängte. Taktisch könne man mit den Hosen keinen Vorteil herausholen, sagt der 45-jährige Walkringer. Das war einmal, als noch jeder seine eigenen Hosen zu einem Schwingfest mitbrachte. Je nach Schnitt und Weite konnte der Gegner dann besser oder schlechter greifen. Vor ein paar Jahren wurden die Regeln geändert, nun müssen die Organisatoren die Hosen zur Verfügung stellen. Einheitlich geschnitten, damit nur die sportliche Leistung zählt und nicht die geschickte Hosenwahl.
Braun gegen Beige
Der Schwinger kann vor dem Kampf ein Paar Hosen auswählen. Wessen Name im Alphabet als Erstes auftaucht, schwingt in hellen, beigen Hosen. Der Gegner trägt Braun. Eine Hilfe für den Zuschauer vor Ort oder den Kommentator im Fernsehen. Drei Grössen gibts: von 2 für den eher schmalen Wurf bis zur Grösse 0, ein halbes Zelt. Wem keine dieser Hosen passt, darf eigene mitbringen. «Allerdings müsste man dafür schon einen monstermässigen Körperbau haben», sagt Gäggeler und lacht. Sogar Christian Stucki, fast zwei Meter gross und 140 Kilo schwer, würde in die Hosen passen.
Hergestellt in Sumiswald
Sie hätten für das Emmentalische Schwingfest nicht neue Hosen machen lassen, erklärt Walter Gäggeler. Eine Hose mit Gurt würde rund 140 Franken kosten. Geld sei aber nicht der Hauptgrund: «Neue Hosen sind nicht optimal, denn der Leinenstoff ist gstabig. Die Schwinger können weniger gut greifen.» Viel besser seien «eingeschwungene» Hosen. Solche also, die schon etwa ein halbes Jahr im Training gebraucht worden seien. Die Bigenthaler übernehmen 40 Hosen des Schwingklubs Oberdiessbach, die bereits am Bernisch Kantonalen Schwingfest letzten August gebraucht wurden. Hergestellt hat sie Paul Eggimann, ein Sattler aus Grünen bei Sumiswald, vor gut einem Jahr. Alt seien sie deshalb noch lange nicht, sagt Gäggeler. «Schwingerhosen halten gut und gerne drei bis vier Jahre. Allerdings nur, wenn man zu ihnen schaut.» Der «Töter» sei, wenn sie lange nass blieben, so Gäggeler. Bei einem Schwung hätte man dann plötzlich einen «Schranz» in der Hose. Das passiere aber nur bei alten Exemplaren. Gäggeler nimmt eine Schwingerhose, packt sie am Gurt und am unteren Ende. Mit einem Ruck zieht er die Hose auseinander. Keine Chance. «Diese Hosen zerreisst uns morgen keiner.»
Allerdings kommt das Fest schon heute in Schwung: Auf dem Areal findet das Jodlertreffen des Amtes Konolfingen statt. Ab 19.30 Uhr treten 16 Jodlerklubs auf. Höhepunkt ist der Festakt zum 50-jährigen Bestehen des Jodlerklubs Flüehblüemli Bigenthal.
Erstellt:
19.05.2012
Geändert: 19.05.2012
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