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Überfall auf die Raiffeisenbank Worb: "So schnappte ich den Räuber"

Am Freitag wurde am Worber Bahnhofplatz die Raiffeisenbank überfallen. T.S. (Name der Redaktion bekannt), Angestellter des benachbarten avec-Shops, hat massgeblich dazu beigetragen, dass der Täter ergriffen werden konnte. Er erzählt BERN-OST, wie er den Raubüberfall erlebte - und weshalb er eingriff.

Verkäufer T.S. hat rasch reagiert und den Worber Bankräuber vom Freitag zusammen mit der Polizei geschnappt. (Bild: Res Reinhard)

"Ich war am Arbeiten im avec-Shop Worb, als mich eine Kollegin bat, nach draussen zu gehen. Sie sah oben in der gegenüberliegenden Raiffeisenbank eine Person, die winkte und Zeichen zu ihr machte. Ich trat raus und sah den Mitarbeiter der Bank auch. Er forderte mich mit Zeichen auf zu telefonieren und machte ein Sirenen-Zeichen. Ich schaute unten in die Schalterhalle der Bank, stellte aber nichts Besonderes fest. Es schien sich ein normaler Kunde bedienen zu lassen. Dieser wirkte nicht besonders nervös oder hastig.

 

Ich ergriff nun mein Handy, wählte 117 und wurde mit der Polizei verbunden. Ich erzählte, es werde gerade die Raiffeisenbank in Worb überfallen. Die Polizei fragte mich, wo der Räuber sei. Ich sagte, dieser verlasse gerade die Bank. Der Polizist sagte mir, ich solle ihn verfolgen.

 

Der Räuber ging mit Tasche und Schirm über den Bahnhofplatz

Der Räuber ging normalen Schrittes über den Bahnhofplatz Richtung Drogerie. In der Hand trug er eine Tasche und einen Schirm. Es war ganz leicht, ihn zu verfolgen. Er merkte weder, dass ich mit der Polizei telefonierte, noch, dass ich ihn verfolgte.

 

Er begab sich Richtung Blaues Bähnli, wurde plötzlich schneller und stieg in der Mitte des Bähnlis ein. Bis das Bähnli abfahren würde, dauerte es noch vier Minuten. Ich stieg nicht ein. In Zwischenzeit sass bereits ein Kollege von mir im Bähnli in der Nähe des Täters. Er hatte den Banküberfall auch gesehen.

 

Im blauen Bähnli wechselte der Räuber die Mütze

Der Täter trug eine schwarze Mütze und einen farbigen Schal. Im Bähnli wechselte er die schwarze Mütze gegen eine weiss/beige Mütze aus. Den Schal zog er aus.

 

Ich war während der ganzen Zeit mit der Polizeizentrale am Telefonieren und beschrieb das Geschehen. Plötzlich näherten sich rennend zwei Polizisten. Ich rannte den Polizisten entgegen, beschrieb den Platz des Täters im Bähnli und machte mit den Polizisten ab, wer wo einsteigen sollte. Ich wartete zuvorderst vor der Tür. Dort wo der Täter sass.

 

Der Täter merkte, dass sich ihm die Polizistin näherte. Er stand auf und wollte aussteigen. Mein Kollege packte ihn aber, der Täter konnte aber trotzdem aussteigen. Während der ganzen Aktion sprach er übrigens kein Wort.

 

Ich konnte ihm den Arm auf den Rücken drehen

Ich konnte ihn am Arm packen und ihm den Arm auf den Rücken drehen und ihn so festhalten. Die Polizistin war sofort auch da und wir drückten ihn gemeinsam - mit inzwischen drei weiteren Polizisten - an die Scheibe des avec-Shops.

 

Das Bähnli fuhr übrigens nicht los, weil ein Bankmitarbeiter gemeldet hatte, dass sich der Räuber im Zug befand.

 

Ich wollte einfach nicht, dass er abhauen konnte

Weil ich als Verkäufer arbeite, habe ich mir ein paar Griffe selber beigebracht. Man sollte vorbereitet sein. Mir war wichtig, den Täter nicht zu schlagen, sondern nur festzuhalten.

 

Angst hatte ich nie. Ich dachte nicht daran, dass dieser bewaffnet sein könnte. Ich wollte einfach nicht, dass er abhauen konnte.

 

Am nächsten Tag kamen sich alle Bankmitarbeiter bei mir bedanken. Das hat mich gefreut. Sie sagten auch, sie würden später noch auf mich zukommen.

 

Was mich auch freut: Das Teamwork zwischen den Bankmitarbeitern, der Polizei und mir hat toll geklappt."


Autor:in
Aufgezeichnet: Res Reinhard, res.reinhard@bern-ost.ch
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Erstellt: 23.12.2018
Geändert: 23.12.2018
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