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Brandermittler im Dorfmuseum: "Jede Wirkung hat eine Ursache"

Anlässlich der Sonderausstellung "Füürwehr" zeigten Markus Schwab und André Meyer vom Dezernat Brände und Explosionen der Kantonspolizei Bern wie vielfältig die Arbeit der Brandermittlung heute ist.

André Meyer und sein Chef Markus Schwab ergänzten sich optimal. (Bild: Willi Blaser)

Ein Thema der Sonderausstellung "Füürwehr" ist der Brandermittlung gewidmet. Dazu organisierte das Museumsteam einen Vortrag der Kriminalabteilung. Dezernatschef Markus Schwab und sein Stellvertreter André Meyer unterstützten das Museumsteam schon bei der Vorbereitung für die Ausstellung. Dabei boten die beiden an, Infos ihrer Arbeit direkt von der Front, in einem Vortrag aufzuzeigen. Über 40 Personen nutzten die Gelegenheit, am ersten Mai-Sonntag interessante Einblicke in die Arbeit der Brandermittlungs-Spezialisten zu erhalten.

 

705 Ereignisse pro Jahr

Innerhalb der Kriminalabteilung der Kantonspolizei ist das Dezernat Brände- und Explosionen (BEX) für vielfältige Ereignisse zuständig. Markus Schwab ist mit seinem Team von 14 Ermittlern tagtäglich mit 3 Pikettdienstleistenden pro Tag im Einsatz. "Wir werden zu vielen Ereignissen aufgeboten. Das entspricht rund 120 Piketttagen pro Mann und Jahr. Dabei geht es vor allem darum, genau zu ermitteln wodurch das Ereignis eintrat", erklärte Markus Schwab. Er freute sich, dass der Mann der ersten Stunde, der auch anwesende Fritz Kopp aus Konolfingen, sich als Pensionär immer noch für das spannende Aufgabengebiet interessiert.

 

"Fritz Kopp war ab 1970 einer der beiden ersten Brandermittler der Kapo. Unser Wirkungskreis ist stark gewachsen und hat sich weiterentwickelt. Dennoch sind viele Methoden und Vorgehensweisen gleichgeblieben". Dabei sind nach wie vor Brände, mit fahrlässigen Ursachen (206 Ereignisse), technischen Ursachen (159) oder Brandstiftungen (67) die meisten Ereignisse in denen das Team ermittelt. Fahrzeugbrände, Sachbeschädigungen, Sprengstoffereignisse, USBV, ABC-Problematik und Pyrotechnika gehören ebenso zum Aufgabengebiet wie verschiedene Sicherheitsmassnahmen oder Verpuffungen. Letztes Jahr habe das Team 705 Ereignisse in verschiedenen Brandursachengruppen untersucht.

 

Entschärfter Stützpunkt der Schweiz

Die Abkürzung USBV steht für Unkonventionelle Spreng- und Brand-Vorrichtung. "Das heisst, als einer der drei Entschärfer Stützpunkt der Schweiz rückt unser Team auch bei einer Bombendrohung oder einem Bombenalarm aus. Wenn der Roboter nicht eingesetzt werden kann, muss sich einer des Teams in den schweren Bombenanzug zwängen und so versuchen, den Gegenstand zu untersuchen und wenn möglich zu entschärfen", erklärte Markus Schwab. Das Berner-BEX sei für die Kantone Bern, Solothurn, Jura und Baselland zuständig, zudem leiste es auch Stellvertretungen für die ganze Schweiz.

 

Bei Staatsbesuchen ist das Dezernat BEX vorab für die Untersuchung aller Räume zuständig. Jeder Raum wird auf Gefahrenquellen untersucht und dann freigegeben. Auch bei unklaren Substanzen, sei es in Pulver- oder Flüssigform, kommt das Team von Markus Schwab zum Einsatz. In Zusammenarbeit mit weiteren Spezialisten, zum Beispiel vom Labor Spiez, werden die verdächtigen Substanzen untersucht.

 

Jede Wirkung hat eine Ursache, jede Ursache hat eine Wirkung

"In den fünf Brandursachengruppen unterscheiden wir die Natürliche-, Biologische-, Technische-, Chemische-Ursache und Menschliches Verschulden. Dabei gibt es immer wieder Ereignisse, die wir nicht vollständig zuordnen, klären können. Trotz intensiver Suche finden wir ab und zu keine Ursache", erklärte André Meyer. Mit dem Grundsatz des Eliminationsverfahrens "Jede Wirkung (Spur) hat eine Ursache, jede Ursache hat eine Wirkung (Spur)" von Professor Roland Grassberger werden die Ereignisursachen ermittelt, erklärte er weiter. Dabei seien Fotos sehr wertvoll und könnten, vor allem wenn sie vom Beginn des Ereignisses stammen, viele Hinweise liefern.

 

Nach dem Vortrag durften die Interessierten zusammen mit den beiden Spezialisten das vor Ort stehende BEX-Einsatzfahrzeug ganz aus der Nähe ansehen. "Unser meistgebrauchtes Werkzeug ist die Schaufel, Schicht um Schicht werden damit die Brandrückstände umgegraben und so versucht, die Ursache zu finden. Selbstverständlich gibt es aus Erfahrung viele Hinweise, die wir immer wieder mit einbeziehen."


Autor:in
Willi Blaser, Verein alter Bären
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Erstellt: 13.05.2019
Geändert: 13.05.2019
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