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Tier des Monats: Die Hummel – Brummer mit Powerflügeln

Kaum ein anderes Insekt sorgt beim ersten Brummen für so viel Schrecken – und kurz darauf für ein Lächeln. Denn wer merkt, dass da keine Wespe oder Hornisse naht, sondern eine gemütliche Hummel, ist meist beruhigt. Hummeln mögen viele Menschen – und das völlig zu Recht: Sie sind friedlich, fleissig und fliegen mit verblüffender Technik.

Martin Amstutz aus Konolfingen sendete uns diese Hummel auf einer Schwertlilie und...
...noch eine Hummel auf einer Sonnenblume.
Tankstopp auf der Kugeldistel – die Erdhummel weiß, wo es was gute gibt. (Bild: Rolf Blaser)
Zwei Hummel auf der Suche Nektar. (Bild: fb)
Hummel sind oft auch in Blumenreichen Gärten anzutreffen. (Bild: fb)

Wie kann ein Insekt fliegen, das so kleine, kurze Flügel und einen so grossen, rundlichen Körper hat? Diese Frage hat die Wissenschaft lange beschäftigt. Nach physikalischen Grundrechnungen dürfte die Hummel eigentlich gar nicht fliegen können – doch sie tut es trotzdem, und das mit erstaunlicher Effizienz.

 

Die Antwort liegt in ihrer einzigartigen Flugtechnik: Hummeln schlagen ihre Flügel nicht einfach wie Vögel auf und ab. Stattdessen bewegen sie sie versetzt in einer Acht-Form. Dabei entsteht ein kleiner Luftwirbel – ein sogenannter «Mini-Tornado» –, der über den Flügeln Unterdruck erzeugt. Dieser saugt die Hummel quasi in die Luft. Ihre Fluggeschwindigkeit kann sich sehen lassen: Bis zu elf Kilometer pro Stunde sind möglich.

 

Mit Muskelzittern in die Luft

Ihr pelziger Flaum hält die Hummeln zwar schön warm, aber um die nötige Betriebstemperatur fürs Fliegen zu erreichen, setzen sie auf Muskelarbeit: Sie lassen ihre Flugmuskeln ganz schnell zittern, ähnlich wie wir Menschen beim Frieren. So heizen sie sich auf – und heben ab.

 

Immer hungrig

Hummeln haben einen enorm schnellen Stoffwechsel. Sie ernähren sich von Pollen und Nektar und müssen ständig fressen, um in der Luft zu bleiben. Selbst mit vollem Magen reicht ihre Energie nur für rund 40 Minuten Flugzeit. Danach droht ihnen der Hungertod – deshalb sieht man sie auch so oft von Blüte zu Blüte eilen.

 

Blütentanz mit Duftmarke

Besonders anziehend finden Hummeln Blüten in kräftigen Farben – vor allem Blau und Violett stehen hoch im Kurs. Rote Blüten dagegen nehmen sie kaum wahr, denn Rot sehen sie nicht.

 

Hummeln erkennen Blüten nicht nur mit den Augen, sondern auch mit ihrer extrem feinen «Nase». Selbst Pflanzen, die für uns völlig geruchlos sind, können sie noch erschnuppern. Und sie hinterlassen Duftmarken: Hat eine Hummel eine Blüte besucht, duftet sie danach rund 40 Minuten lang nach «besetzt». Für andere Hummeln ein klares Zeichen: Hier gibt’s im Moment nichts mehr zu holen.

 

Brummender Frühaufsteher

Im Vergleich zu Honigbienen sind Hummeln echte Frühstarter: Sie fliegen schon ab etwa acht Grad Celsius – während andere Bestäuber noch im Stock frieren. Das macht sie zu besonders wichtigen Helfern, gerade im Frühling.

 

Mit ihrer dicken, warmen «Jacke» und dem effizienten Muskelzittern sind sie bestens für kühle Morgenstunden gerüstet. Und: Hummeln sind äusserst fleissige Bestäuber. Sie besuchen bis zu fünfmal mehr Blüten als Honigbienen in derselben Zeit.

 

Besonders praktisch ist ihr Talent beim sogenannten «Buzz-Pollination»: Dabei vibrieren sie mit ihren Flugmuskeln so stark, dass der Pollen regelrecht aus den Blüten «herausgeschüttelt» wird – bei Tomaten zum Beispiel ist das unerlässlich.

 

Kleine Völker, grosse Wirkung

Hummeln gehören zu den Wildbienen. Weltweit gibt es über 400 Arten, in der Schweiz leben rund 40 davon. Anders als Honigbienen leben Hummeln nicht in riesigen Völkern, sondern in kleinen Gruppen mit bis zu 500 Tieren. Nur die Königin überlebt den Winter – sie gründet im Frühling ein neues Nest, oft in verlassenen Mäusehöhlen oder Baumhöhlen.

 

Den selbst produzierten Honig brauchen Hummeln nur in kleinen Mengen – als Vorrat für die Königin. Für uns Menschen ist dieser Honig kaum relevant – für die Hummel überlebenswichtig.

 

Friedlich – aber nicht wehrlos

Hummeln können stechen – aber sie tun es nur im absoluten Notfall, etwa wenn man sie oder ihr Nest bedrängt. Anders als Honigbienen behalten sie dabei ihren Stachel und überleben den Stich.

 

Aber keine Sorge: Die pelzigen Brummer sind ausgesprochen friedlich. Wer ihnen mit Respekt begegnet, wird mit einem faszinierenden Naturschauspiel belohnt – und mit einer grossartigen Bestäuberin, die unsere Pflanzenwelt am Leben hält.

 

Ob flauschig auf einer Blüte, beim Start in den Morgen oder einfach nur brummend im Garten – Hummeln geben tolle Fotomotive ab. Schick uns dein schönstes Hummelfoto via WhatsApp (079 853 92 10) oder Mail.

 

[i] Quellen: tierchenwelt.de, bund.net, birdlife.ch, aktion-hummelschutz.de


Autor:in
Pascale Groschel, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 14.07.2025
Geändert: 14.07.2025
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